Warum Berlin jetzt noch cooler ist!

Warum Berlin jetzt noch cooler ist!

„Flüchtlinge“ ist das Wort des Jahres. Die GfdS wählte es auch wegen des sprachlichen Interesses aus, dass das Suffix „ling“ hervorruft, welches „eher abschätzig“ klinge, so wie „Eindringling“ oder „Schreiberling“. Bitter. Erst muss man fliehen, dann wird man wie ein „ling“ behandelt. Wenn man großes Pech hat, kommt man sogar nach Berlin.

Dort wird im Lageso an der Bundesallee über einem Kreuzworträtsel gegrübelt: Unbekanntes Fremdwort mit neun Buchstaben… „Kompetenz“, ruft ein vorbeikommender Syrer. In Abwandlung eines DDR-Bonmots kann man sagen: Das Lageso hat genau wie die Deutsche Bahn nur vier große Feinde: Frühling, Sommer, Herbst und Winter! Genau diese Kompetenz-Schwäche könnte sich zu einem Standortvorteil für Berlin entwickeln.

Denn das Lageso beweist: Berlin ist nicht nur arm und sexy. Berlin kann auch Chaos! Und wie! Das Allerschönste daran: Im Vergleich mit dem Lageso wirkt der Flughafen BER wie eine geordnete, gut geplante, unbestechliche Baustelle! Was für ein Image-Gewinn. Das muss man erst mal schaffen! Wenige wissen, dass Lageso gar nicht die Abkürzung für Landesamt für Soziales und Gesundheit ist, sondern für „Lage Soooo Beschissen!“

Und diese „Lage“ wurde bewusst „so“ beschissen eingerichtet, um Flüchtlingen zu signalisieren: Guck mal, im Vergleich mit der Bundesallee ist der Libanon ein Organisationsparadies. Wenn es sich unter den Flüchtlingen rumspricht, dass deutsche Kompetenz und deutsches Organisationsgenie lediglich hohle Werbeformeln sind, die mit der Realität soviel zu tun haben wie VW mit Clean Diesel, dann schöpfen die Obergrenzen-Junkies wieder Hoffnung, dass Flüchtlinge auf die Flucht verzichten und somit nur noch „Linge“ sind.

Emanzipierter wäre es, diese Menschen nicht mehr als (passive) Flücht-linge zu bezeichnen, denen eine Flucht quasi zustößt, sondern als aktive „Flüchter“. Von da aus ist grade im Lageso der Sprung zum „Flücher“ und angesichts der Umstände zum „Flucher“ nicht mehr weit. Und als „Flucher“ ist man in Berlin vollständig integriert.