Warum wir jetzt für den Glühwein beten!

Warum wir jetzt für den Glühwein beten!

Mitten im Frühling, wo die Osterhasen sich schon mal warm laufen und auch ich mich schon bei einem sorgenvollen Blick auf meine Bikini-Figur ertappte, also… am Tag vor Weihnachten, stecken wir in einer fetten Krise. In der Glühweinkrise. Durch das warme Wetter trinken die Menschen nicht mehr genug Glühwein. Jetzt, wo die meisten Weihnachtsmärkte zu Ende gehen, sieht man überall ausgemergelte Glühwein-Dealer halbverhungert neben der Krippe liegen und um Krakauer-Zipfel betteln. Eine Industrie steht vor dem Aus!

Na und? Höre ich Sie sagen. So toll ist Glühwein nicht. Durch seine Wärme und den hohen Zuckergehalt gelangt er schneller ins System, wo er unbemerkt eine Leberzirrhose anrichtet. Vorher kriegt man womöglich noch einen Herpes vom unzureichend gespülten Glas… Doch weit gefehlt: Die Glühweinkrise ist auch deine Krise! Wer sorgt denn dafür, dass geistig ehemals geistig gesunde Menschen sich einen Kurzrock-Engel mit Trompete aus dem Erzgebirge, eine handgedrehte und mundgeblasene Seife mit Olivenduft, einen selbst-gebatikten Kerzenhalter sowie mehrere Lammfellsocken mit „Felix-Stoppern“ kaufen? Wer sorgt für den Absatz kunsthandwerklicher Nischenprodukte, die die Welt ähnlich dringend braucht wie ein Häkel-Kondom aus Naturseide für Dieter Bohlen? Wer bringt Papi dazu, die Wünsche des Familienministeriums hinsichtlich einer höheren Geburtenquote zu erfüllen? Wer? Der Glühwein! Ohne Glühwein ist Weihnachten nur die schmerzhafte Perversion einer längst vergangenen Besinnlichkeit, mit Glühwein ist das egal!

Noch ist es nicht zu spät. Ein paar Weihnachtsmärkte haben noch geöffnet. Gehen Sie hin. Geben Sie dem Glühwein-Höker eine Krakauer, damit er wieder zu Kräften kommt und dann trinken Sie sechs Tassen Glühwein. Küssen Sie die unbekannte Frau nebenan. Herpes haben Sie ja jetzt eh schon. Torkeln Sie nach Hause. Legen Sie sich dann nackt unter den Weihnachtsbaum und grölen ihrer Frau zu: „Da hast du die Bescherung! Mach mir einen kleinen Soldaten für Uschi von der Leyen!“

Dann fährt der Geist der Weihnacht auch in Sie wieder ein. Prost!