Warum Schiffe uns versenken!
In meiner Jugend war „Schiffe versenken“ ein beliebtes Spiel, um die Langeweile des Schulunterrichts zu torpedieren. Schaut man auf die Ereignisse im Sues-Kanal rund um das Containerschiff „Ever Given“, dann sind die Schiffe mittlerweile dabei, uns zu versenken. Ein interessantes Beispiel für Inflation: In der ersten Suez-Krise im Jahr 1956 brauchte es noch einen Krieg, vier Weltmächte, mehrere Nahost-Staaten, etwa 300.000 Soldaten und ein halbes Jahr Zeit, um einen wirtschaftlichen Schaden von etwa 10 Milliarden Euro zu generieren – heute schafft das ein einzelner Dampfer mit 25 Mann Besatzung an einem einzigen Tag!
Ein kleiner Windstoß, und schon hängt ein dickes Ding im Kanal quer – es handelte sich vermutlich um die teuerste Verstopfung der Welt! Dann schickten die Ägypter als Sinnbild menschlicher Vergeblichkeit einen kleinen Bagger los, der vor dem riesigen Schiff im Sand buddelte und uns alle an „Angela Merkel gegen die Pandemie“ erinnerte.
In unserem technologischen Zeitalter mit ferngesteuerten Drohnen, selbstfahrenden Autos und einem computergesteuerten Finanzmarkt, der die Welt mit einem Klick ins Desaster stürzen kann, würde man erwarten, dass jemand kommt und sagt: „Ich habe da mal einen Algorithmus programmiert, der nicht nur das Schiff wieder freisetzt, sondern zeitgleich alle anderen Schiffe im Roten Meer einen Salut tuten lässt und auch noch den Krebs besiegt!“ Doch was machte den Kahn letztlich wieder flott? Die Flut und der Vollmond! Fehlte bloß noch ein Schamane, der im Wüstensand den Kanal-Gott beschwor. Oder ein weiser Astrologenspruch: „Vollmond in der Waage macht Dinge wieder grade!
Letztlich ist es tröstlich, dass ein Dampfer unserer Überheblichkeit einen Dämpfer versetzt: Ein Windstoß legte das Schiff lahm – am Ende richten es der Mond und die Gezeiten. Ganz wie vor 1000 Jahren!