Warum die Wirtschaft Theater spielt!
Kennen Sie den Unterschied zwischen einer Bank und einem Theater? Im Theater werden gute Schauspieler schlecht bezahlt… Seit Jan Marsalek für Wirecard sogar Schauspieler inklusive der Erstellung falscher Bank-Kulissen engagierte, um für die Wirtschaftsprüfer von EY das „Wirecard hat noch 1,9 Milliarden Euro auf den Philippinen rumliegen-Drama“ aufzuführen, dürfte sich die Bezahlung allerdings etwas verbessert haben.
Das Theaterspiel begleitet die Menschheit schon seit ihrer Entstehungsgeschichte – es drückt die Sehnsucht unserer Gattung aus, im Gespielten eine Wahrheit zu sehen, die tiefer geht als das was man gemeinhin „tägliche Mühsal“ nennt. Der Erfolg von Trash-TV ist allerdings der Beweis, dass es auch eine Sehnsucht nach Lügen gibt, die erheblich flacher sind… Dem dadurch gesenkten Standard guten Schauspiels ist es vermutlich zu verdanken, dass die Wirtschaftsprüfer sich so lange von Wirecard einlullen ließen.
Die Skandalfirma ist vielleicht ein besonders auffälliger Fall, aber dass man in der Finanzwirtschaft auf massenhaft Schauspielerei stößt, wird schnell klar, wenn ein Bankberater sagt, dass er ein „wirklich tolles Finanzprodukt“ habe. Einer Studie der Universität Zürich zufolge hängt das mit dem Job zusammen: 200 Banker wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe schwor man auf „Banker-Verhaltensnormen“ ein, die andere auf private Normen. Anschließend warfen alle unbeobachtet 10 Mal eine Münze und sollten anschließend sagen, wie häufig sie „Zahl“ erhielten. Dadurch konnten sie ihr Einkommen um bis zu 200 US-Dollar steigern. Resultat: Die Banker, welche zuvor mit den Normen der Bank geimpft wurden, logen im Schnitt 16 Prozent häufiger als die „Privaten“. Bei anderen Berufsgruppen wurde diese Verzerrung nicht beobachtet – allerdings wurden keine Politiker getestet…
So erklärt sich auch der Unterschied zwischen einer Psychiatrie und einer Bank – in der Psychiatrie ist wenigstens der Direktor geistig gesund!