Warum die Konjunktur so vergiftet ist!
„Das ist Gift für die Konjunktur“, sagte der Wirtschaftsminister prompt, als es um die Erhöhung des Spitzensteuersatzes für Wohlhabende ging. Nun ist „Gift für die Konjunktur“ kein ganz neues Argument. Es ist, um ehrlich zu sein, ein Argument, welches immer dann gerne verwendet wird, wenn es darum geht, einer etablierten Schicht ihre wirtschaftlichen Vorteile zu erhalten. „Gift für die Konjunktur,“ schallte es aus neoliberalen Kreisen, als es um die Einführung des Mindestlohns ging. Der Konjunktur machte das allerdings nicht so viel aus. „Gift für die Konjunktur“ hieß es übrigens auch, als im 19. Jahrhundert die Kinderarbeit abgeschafft wurde. Oder die Südstaaten der USA auf die Sklaverei verzichten mussten. Auch das machte der Konjunktur langfristig nicht so viel aus.
„Gift für die Konjunktur“ scheint also eher ein Totschlagargument, das angewendet wird, wenn man nichts verändern möchte. Energiewende? Gift für die Konjunktur! Begrenzung von Investment-Banker-Boni? Gift für die Konjunktur! Niveauvolle TV-Unterhaltung? Sie wissen schon… Nun ist es mit der „Konjunktur“ so eine Sache. Das Wort leitet sich vom lateinischen „coniungere“ ab, was soviel heißt wie „zusammenbinden“, „verknüpfen“ – auch im heimischen Bereich kann es Probleme mit diesen Aktivitäten geben. „Schatz, ich muss heute wieder ganz spät arbeiten.“ „Also was gewisse Verknüpfungsaktivitäten angeht – das wäre Gift für die Konjunktur…“
Andererseits stellt sich die Frage, ob Konjunktur an sich denn immer so eine wahnsinnig tolle Sache ist? Immerhin „bindet“ eine boomende Konjunktur meist auch einen erhöhter CO2-Anstieg und eine Erwärmung des Klimas „zusammen“. Das wiederum zerstört im Endeffekt sehr viel Wohlstand und sehr viele Menschenleben. Ist die Konjunktur da nicht sogar selbst das Gift? Und Gift für die Konjunktur auf lange Sicht vielleicht eher ein Gegengift?