Warum die Wende keine Wende ist!
Nennen Sie mir jetzt spontan ein heute unbedeutendes, aber historisch relevantes Wort aus dem letzten Jahrhundert… Na? Richtig: Zinsen! Da gibt es jetzt eine Hammer-Entwicklung: Hurra, Hurra! Die Zinswende ist da! So ähnlich jubelt „das Parkett“ (gemeint ist das Börsenpakett, was Schwachsinn ist, oder haben Sie schon mal Parkett erlebt, das jubelt? „Oh, ich bin frisch gebohnert, yippie!“), denn die US-Notenbank hat den Leitzins zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt erhöht. Von Null auf 0,25 Prozent. Wow! Das hat gravierende Konsequenzen: Wenn Sie jeden Monat 100 Euro zurücklegen, dann sind Sie bei dem Zinssatz in nur 487 Jahren Millionär! Nach Steuern! Hammer! Kaufen Sie sich also schon mal eine Vorratspackung Doppelherz und verzichten Sie auf alles, was Spaß macht, dann klappt das mit dem Alter schon.
Was für ein Schritt. Ohne diese radikale Zinserhöhung dauert das mit der Million nämlich 834 Jahre (da könnte die Doppelherz-Flasche schon abgelaufen sein…) „Die Märkte“ waren also begeistert, besonders in Europa, jedenfalls kurzzeitig. Denn hier war die Börse erdrutschartig nach unten gerutscht, nachdem die EZB sich vor zwei Wochen weigerte, die Märkte noch stärker mit Geld zu fluten. Ein Prozess, den ich aus meiner Kindheit kenne, als mein Vater sich weigerte, mein Taschengeld signifikant zu erhöhen. Ich prophezeite daraufhin massive makro-ökonomische Verwerfungen. Obwohl ich das nicht so ausformulierte, bei mir klang es damals eher wie: „dann kriegst du nix zu Weihnachten“. Das ließ meinen Vater relativ kalt, bis die Ölpreiskrise kam und er seinen Job verlor. Und nix zu Weihnachten kriegte.
Jetzt steigen die Zinsen also wieder in USA, der Dollar steigt auch, das freut die deutsche Industrie. Die dann VW-Diesel in Amerika noch günstiger absetzen kann, egal wie dreckig, Hauptsache, der Preis stimmt. Zumal der Ölpreis erfreulich niedrig ist, was Autofahren billig macht, die Investitionen in alternative Energiequellen hemmt und letztlich zu einer noch schnelleren Erderwärmung sowie Anstieg der Meere führt. Bald müssen die Holländer mit ihren Wohnwagen flüchten, das heißt bei uns Stau für den Rest des Jahrhunderts! Dann lernen sie eine andere historische Redewendung ohne Neuzeitrelevanz kennen: „Mal richtig auf die Tube drücken!“