Warum es heute Rubbellose umsonst gibt!
Heute läuft die Frist zur Sozialwahl ab. „Nimmst du teil?“ frage ich neulich eine Freundin. „Eh, lass mich in Frieden mit dem Scheiß!“ sagt die genervt. „Moment,“ sage ich, „es handelt sich hier um die Verteilung der Sozialversicherungs-Gelder, sprich die Höhe deiner Rente. Könnte wichtiger sein als die Bundestagswahl, wo es ja eher um die Höhe des Rentenbeitrags geht. Oder so.“ Ich tendiere wie die meisten Menschen dazu, sehr vage zu werden, wenn ich keine Ahnung habe.
„Und wen zum Teufel soll man da denn wählen?“ fragt die Freundin. Ja, wen? Es gibt da eine Liste mit zwölf Listen, man darf aber nur ein Kreuz machen. Das Gute daran: Man kann gar nicht falsch liegen, weil jede der Listen das Gute will. Das ist wie Spenden ans Kinderhilfswerk, nur billiger. Das Schlechte daran: Wen zum Teufel soll man da wählen?
Beim Untersuchen der Programme fällt nämlich auf, dass alle irgendwie für soziale Gerechtigkeit und gegen Altersarmut sind. Und für ein faires leistungsbezogenes System. Warum gibt es keine klare Ansagen? Vielleicht von der „Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung“ so etwas wie: „Um die Rente kümmert sich Gott. Und er zerschmettert seine Feinde und drückt ihr Antlitz in den Feinstaub. Protestanten kriegen die Hälfte.“ Was dann ein Echo beim „Christlichen Gewerkschaftsbund“ haben könnte, der sich für eine Gleichberechtigung der Protestanten einsetzt sowie eine Erhöhung der Rente bei gemeinsamen Gesangsaktivitäten – außer Karaoke! Der Deutsche Beamtenbund könnte sich für eine abschlagsfreie Rente für Beamte nach 45 Arbeitsminuten aussprechen. Und die Gewerkschaft Ver.di wirbt dann, dass sie eigentlich die SPD der Neunzigerjahre ist „egal was die IG Metall sagt“.
Ich werde auf jeden Fall wählen. Vielleicht kriege ich irgendwann auch raus, wofür ich da gestimmt habe. Die Sozialwahl ist ein bisschen das Rubbellos der Demokratie!