Warum ich jetzt den Urknall verklage!
Der Pop-Sänger R. Kelly wurde letzte Woche von einem Mann namens Kenny B. verklagt, da Kelly eine Affäre mit dessen Ehefrau hatte, welche Herrn B. angeblich ruinierte. Nun kann man R. Kelly sicherlich einige geistige Verbrechen anlasten – etwa die Verbreitung idiotischer Glaubenssätze wie „I believe I can fly“ (ein Glaubenssatz, der sich für streikgeplagte Lufthansa-Passagiere immer wieder als trügerische Hoffnung erweist) – aber die Affäre mit einer erwachsenen Frau fällt sicherlich nicht darunter.
Nun will Kenny B. mit dieser Klage auch ein Exempel statuieren, um Menschen davon abzuhalten, mit verheirateten Personen eine Liebesbeziehung einzugehen. Seine Erfolgschancen dürften relativ gering sein – schon Casanova wusste, dass verbotene Früchte die süßesten sind. Wobei die Erkenntnis, dass sich ein Beziehungsende psychisch und finanziell nachteilig auswirken kann, nicht ganz neu ist. So was nennt sich gemeinhin schlicht „Scheidung“.
Wobei das Konzept natürlich charmant ist – wer mir an den Karren pisst, wird verklagt. Allerdings: Wenn ich jeden verklagen wollte, der mich psychisch und finanziell an den Rand des Wahnsinns getrieben hat, müsste ich den Rest meiner Tage in Gerichtssälen verbringen. Die erste Klage ginge dann gegen Donald Trump! Die zweite an all meine Ex-Freundinnen sowie deren Nebenliebhaber. Die dritte an Wolfgang Schäuble für seine entwicklungsfeindliche schwarze Null.
Vielleicht hatte Kenny B. einfach nicht die geistigen Ressourcen, um einen rechtzeitigen Beziehungs-Schnitt zu vollziehen. Dann sollte er aber nicht R. Kelly verklagen, sondern seine Erziehungsberechtigten. Welche wiederum ihre Eltern sowie soziale Umwelt verklagen müssten. Und die ziehen ihre Vorfahren zur Rechenschaft. Wenn man den Gedanken zu Ende denkt, wird schnell klar: der Urknall war schuld. Und wenn ich den Burschen erwische…