Warum ich Wahl-Schwierigkeiten habe!
Ich würd ja gern wählen. Mein Briefwahlschein ist aber nicht angekommen. „Ist schon seit Tagen unterwegs“, sagt die Tante vom Amt. „Und wenn er überhaupt nicht kommt? Soll ja vorkommen – mit der Post,“ frage ich. „Wir haben ihn mit der PIN AG geschickt!“ Aha, Sparmaßnahme. Womit schicken sie ihn als Nächstes? Brieftauben? Was soll ich denn machen, wenn er „verpinnt“ wurde? „Dann müssen Sie aufs Rathaus kommen.“ Aufs Rathaus? Bei der Affenhitze durch den Innenstadtterror, um Stunden auf dem Amt zu warten und anschließend einen Infarkt zu erleiden? Todesursache Wahlschlamperei? Nein danke!
Weiß auch gar nicht, wen ich wählen soll. In seligeren Wählerzeiten der alten BRD gab es A oder B, also SPD und CDU. Und FDP, aber das war CDU für Besserverdiener. In der DDR war es noch einfacher – Einheitspartei. Mittlerweile wird man bei Wahlen wie im Supermarkt vom Angebot erschlagen. Nachdem die SPD mit zwei ehemaligen Tochterfirmen (Grüne und Linke) antritt, hat auch die CDU ihr Firmenimperium vergrößert und mithilfe der CSU am rechten Rand die AfD gezüchtet. Chapeau!
Für wen entscheide ich mich zwischen „Müller,Berlin“(SPD) und „Starkes Berlin“(CDU), zwischen „Miethaien Zähne zeigen“(Grüne), „Oma Anni bleibt“(Linke) und „Plan B“ (FDP)? Was ist, wenn es zu einer großen Koalition mit einem halben Müller und einer halben CDU kommt? Brauchen wir wirklich ein Berlin der Halb-Starken? Und liebe Grüne: Haben nicht Haie erheblich mehr Zähne als Menschen? Die Linke hat mit Oma Anni schlechte Karten, denn die bleibt in der Tat, und zwar SPD-Wählerin. Oder warum soll ich eine Partei wählen, die ihrem eigenen Plan A nicht vertraut und mir gleich die zweitbeste Lösung aufdrückt(FDP).
Ich brauch mehr Zeit – wenn mein Wahlbrief nicht kommt, fechte ich die Wahl vor dem Bundesgerichtshof an und lasse das Ganze wiederholen!