Warum wir besser sortieren müssen!
„Sortierfehler“, sagte die Stimme am Telefon. Ich bin froh, mittlerweile mit einer menschlichen Stimme zu telefonieren. Vorher hatte ich mich durch diverse Computer-Ansagen gekämpft und war relativ schnell an das gelangt, was ich als Tiefpunkt menschlicher Evolution empfinde – das unkontrollierte Anschreien meist weiblicher Maschinen-Stimmen, die man abwechselnd „Hitler“ und „Schlampe“ tituliert.
Sortierfehler. Aha. Diese vitale Information erklärt, warum das sehnlich erwartete Paket nicht wie vereinbart und bezahlt bei mir daheim eingetroffen ist, sondern einen Abstecher nach Paris macht und daher erst morgen kommt. Leider passierte das zum wiederholten Mal, so dass auch die Dame am Telefon laut darüber informiert wird. Denn ich bin sauer. Sehr sauer. Ich leide an Maschinen-Wut.
Maschinen-Wut ist eine in der Psychologie bislang sträflich vernachlässigte Gefühlsregung – eine hilflose Emotion, die nicht damit zurecht kommt, dass eine Technologie, die das Leben eigentlich vereinfachen soll, so VERDAMMT BESCHISSEN ÜBERHAUPT NICHT FUCK FUCK FUCK GEHT! Entschuldigung!
Ich bin natürlich nicht der einzige, der an Maschinen-Wut leidet. Ein Freund warf neulich seinen „Think-Pad“ aus Maschinen-Wut an die Wand, nachdem das Ding sich zum wiederholten Mal aufgehängt hatte. Er tat das mit gutem Gefühl, denn die Werbung hatte ihm versichert, dass diese Geräte vom Militär für ganz harte Einsätze entwickelt worden war. Der Einsatz als Wurfwaffe zählte jedoch nicht als harter Einsatz – schon hatte er die nächste Maschinen-Wut.
Wie viele Menschenleben mag Maschinen-Wut auf dem Gewissen haben? Vermutlich gilt das bald als mildernder Umstand: „Hohes Gericht, ja, die Angeklagte hat ihren Mann erschlagen – es geschah allerdings nach dem 50. Neustart ihres Windows-Computers und seiner Bemerkung, dass ihm das bei Apple nie passiert…“ „Freispruch!“
Sortierfehler. Pah. Vielleicht sollte man es dieser ganzen digitalen Mischpoke mal heimzahlen. „Warum haben Sie die Rechnung für den Paketversand nicht bezahlt?“ Oh, werde ich sagen, „Sortierfehler!“ Um dann in mechanischer Stimme fortzufahren: Diese Verbindung ist unterbrochen…“