Warum wir den Zahlmeister mal einpacken können!
Wenn man einigen Kommentaren glauben kann, geht ein neues Gespenst um in Europa: Corona Bonds! Was zuerst einmal wie ein Klassentreffen ehemaliger Bond-Darsteller bei mexikanischem Bier klingt – „Corona-Bonds“ eben – entpuppt sich bei näherem Hinsehen als das, was sich bei eingefleischten Deutsche-Mark-Fans als das „Wir-wollen-nicht-mehr-Zahlmeister-von-Europa-sein“-Syndrom entpuppt.
Was aber sind Corona-Bonds? Je nach Lesart geht es dabei um zeitlich begrenzte Gemeinschaftsanleihen, bei denen südeuropäische Staaten sich günstig Geld leihen können, während nordeuropäische Staaten etwas draufzahlen. Deshalb finden Italiener, Spanier und Portugiesen diese Idee auch prima. Niederländer, Österreicher, Deutsche und Finnen hingegen sind in etwa so begeistert wie von einer Corona-Party mit dem infizierten Boris Johnson.
Das Ganze ist ein wenig wie eine fiktive Studentinnen-Wohngemeinschaft in Friedrichshain, bestehend aus der deutschen Medizinerin Paula, der Betriebswirtin Antje aus Amsterdam, der Italienerin Rosanna (Theaterwissenschaften) und der Spanierin Carmen (Kunstgeschichte). Die WG braucht einen neuen Kühlschrank und überlegt deshalb, einen gemeinsamen Kredit aufzunehmen, der zu gleichen Teilen zurückgezahlt wird. Ein „Fridge-Bond“ gewissermaßen. Carmen und Rosanna (beide bereits verschuldet) hatten die Idee, Paula und Antje finden sie doof. Unter anderem, weil die sehr attraktive Carmen in erster Linie männliche Models flachlegt und Rosanna in bester Theater-Manier das Hauptfach „Rotwein“ belegt zu haben scheint. Trotzdem wird der Kühlschrank erworben. Noch während der Kredit-Laufzeit bricht bei Paula Multiple Sklerose aus, und Antje versinkt in einer schweren Depression. Beide fallen für die Tilgung des Kredits aus. Carmen und Rosanna hingegen sind mit ihren Instagramm-Accounts „Models for every woman“ (Carmen) und „Vino Rosso“(Rosanna) sehr erfolgreich und zahlen das Geld aus der Porto-Kasse zurück…
Solidarität ist zwar teuer – Egoismus jedoch unbezahlbar!