Warum wir jetzt demonstrieren!
Gestern war „Tag der Arbeit“ – und viele fragten besorgt: „Arbeit? Was zum Teufel war das noch mal?“ Seit Corona wissen wir, welche Arbeit benötigt wird – nämlich kaum welche. Natürlich ist es kein schöner Zustand, die eigene Überflüssigkeit so brutal ins Gesicht geknallt zu kriegen. Gastronomie, Tourismus, Kultur – es geht auch ohne. Es geht nicht gut, zugegeben. Es ist, um ehrlich zu sein, ein wenig wie ein Paradies für Islamisten. Das „Corona-Kalifat“: Keine Musik, keine Kultur, keine Kneipen – und alle sind verschleiert und permanent am Beten, dass es besser wird…
Die Taliban laufen da in ihrer Heimat zu Hochform auf: Sie verteilen Lebensmittel, klären über Covid-19 auf und sorgen für die Einhaltung der Quarantäne. Ähnlich wie Straßengangs in Südamerika – sogar Kriminelle wollen in der Krise ihre Systemrelevanz beweisen. Der Rest von uns kämpft mit den Tücken des Home-Office und der Unmöglichkeit, gleichzeitig als Manager, Erzieher, Lehrer, Hobby-Gastronom und Altenpfleger tätig zu sein – also das, was früher unter dem Begriff „Hausfrau“ abgewertet wurde.
Ganz Glückliche sind Beamte. Oder Menschen in Kurzarbeit. Was ja häufig dasselbe ist. Immerhin haben die noch (ein wenig) zu tun. Der Rest von uns kann noch nicht mal mehr demonstrieren. Keine roten Fahnen, Reden von Solidarität, der Arbeiterklasse. MyFest, Straßenkämpfe, die Chaoten gegen die Bullen, auf Tuchfühlung, Mann gegen Mann, der schwarze Block – alles abgesagt. Nur der Staat steht mit 5000 Polizisten bereit gegen ein paar „Spontis“, die vereinzelte Demonstrationen mit Abstand und ohne Berührung (außer wenn die Polizisten sie anfassen – dann kommt es zum heißen Corona-Tausch!) angekündigt hatten. Große Ausnahme zu den letzten Jahren: Ein „Vermummungsverbot“ war diesmal nicht durchzusetzen…
Aber auch dieser „Tag der Arbeit“ ist vorbei. Jetzt kommen die anderen 364 Tage des Jahres. Also die ohne Arbeit.