Warum wir jetzt im Ausland betteln!
Junge Menschen aus dem Westen, die sich ihre Weltreise finanzieren, indem sie in Afrika, Asien und Südamerika betteln gehen, sind jetzt in die Kritik geraten. „Begpacking“ nennt sich der Trend – eine Kombination aus „Backpacking“, was „mit Rucksack unterwegs sein“ übersetzt werden kann, und „begging“, also Betteln. Rucksack-Bettler zu gut deutsch.
Begpacking kann leicht verwechselt werden. Etwa mit Big-Packing, also zu viel mitnehmen. Oder mit Bug-Packing – wenn sich der Backpacker Läuse eingefangen hat. Oder mit Bag-Packing, wenn die Freundin ihn vor die Tür setzt nach dem „Hit the Road“-Motto: „Pack your bag, Jack, and don’t you come back – no more, no more, no more“.
Begpacking ist schlimmer als all das und es erstaunt, dass Afrikaner, Asiaten und Südamerikaner zwar vehement und zu Recht kritisieren, dass privilegierte, westliche Jugendliche sie um Kohle anhauen, dabei aber völlig ausblenden, dass westliche, privilegierte Unternehmen ebenjenes auf einer ganz anderen Skala schon seit Jahrhunderten tun. Denn was ist der Zwang, Zollgrenzen abzubauen und die Rohstoffmärkte günstig zu öffnen, anderes als Beg-Packing? Der Westen pumpt dem armen Afrika die Ressourcen ab und zieht dann Grenz-Mauern hoch, wenn der verzweifelte Kontinent keine Waren, sondern nur noch Menschen exportiert.
Schlimmer als Begpacking ist übrigens der Kauf eines 3-Euro-T-Shirts, das mit ziemlicher Sicherheit Kinder- und/oder Sklavenarbeit enthält. Das ist dann „Beg-Packing-X-treme“ oder richtiger „Slavery-Packing“
Begpacking ist übrigens keineswegs identisch mit „Beg-Peking“ – etwas, was westliche Firmen machen müssen, wenn sie Geschäfte in China abwickeln wollen. Da bekommt die Überheblichkeit des Westens einen gerechten Dämpfer verpasst.
Vielleicht sollten wir uns bewusst machen, dass wir angesichts des Lebenswunders allesamt bloß Bettler mit übergroßem Gepäck sind – Begpacker halt.