Warum wir weniger verbrauchen!
„Was soll denn das?“ frage ich meinen Kumpel, der gerade einen neuen Plattenspieler auspackt, um ihn an seine ebenso neue analoge Stereo-Anlage anzuschließen. „Altersvorsorge,“ erwidert er knapp. Wie bitte? „Na ja, bevor die Banken Negativzinsen erheben und mein Geld auf dem Konto eine Kernschmelze erlebt, gebe ich es lieber aus. Verglichen mit der Bank-Rendite ist das hier ein Turbo-Zertifikat“. Mit dieser Strategie ist er nicht allein. Trotz „abkühlender Konjunktur“ kaufen die Deutschen, was das Zeug hält. Als möchten sie das alte Zitat „Die Demokratie wird auch am Hindukusch verteidigt!“ ummünzen in: „Die Demokratie wird auch im Rewe verteidigt!“
Denn wo „Abkühlung“ gegen eine drohende „Heißzeit“ als positiv gilt, hat das Wort auf DAX-Manager eine ähnlich herzinfarktfördernde Wirkung wie das Wort „Vermögenssteuer“. Oder „Steuerfahndung vor der Tür!“ Wenn es jetzt also heißt: Die Konjunktur macht das, was die Regierung mit dem Klimaschutz macht („sie schwächelt“), dann löst das zuvorderst Panik aus. Firmen setzen bereits jetzt vermehrt auf „Kurzarbeit“. Kurzarbeit in der Industrie, oder wie man auf der Behörde dazu sagt: „Überstunden“.
Doch vielleicht ist eine schwache Konjunktur genau das, was wir jetzt brauchen? Immerhin heißt schwache Konjunktur auch: Weniger Produktion, weniger Konsum (wenn den renitenten Deutschen die Kauflaune erst mal vergeht), weniger fossile Brennstoffe. Und dadurch weniger Klima-Erwärmung. „Nur eine schwache Konjunktur ist eine starke Konjunktur“, würde Greta Thunberg wohl sagen. Vielleicht sollte „Kurzarbeit“ Wort des Jahres 2020 werden – vorausgesetzt, dass damit nicht nur eine weitere Amtszeit des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz gemeint ist.
Vielleicht brauchen wir alle mal eine gepflegte Zivilisations-Depression. Und eine Rezession, die uns zurückwirft auf den CO2 Ausstoß der 60ger. Damit wir auch morgen noch eine Konjunktur erleben können.