Warum wir wieder Jäger sind!
Warum wir wieder Jäger sind!
Was ist los? Bleiche Gamer-Fratzen sind auf einmal wieder an der frischen Luft. Junge Menschen, deren Mütter schon aufgegeben hatten, dass ihre Sprösslinge jemals wieder anderen Sauerstoff als den Puma-Mief ihrer Teenager-Höhle atmen, hyperventilieren jetzt im Park vor sich hin. Denn sie jagen Pokémon. Dank „Pokémon Go“ erfahren Menschen, die ihren Körper jahrelang nur als virtuelles Hindernis wahrnahmen, was müde Beine oder Muskelkater sind. Einige Hunde sollen schon den Hungerstreik erwägen, weil sie Blasen vom vielen „Zwangs-Gassi-Gehen“ unter den Pfoten haben.
Andererseits sind einige Menschen so vertieft, dass sie von Brücken fallen. Oder im Auto gegen einen Baum fahren. Oder bewusst von Verbrechern per „Poké-Stop“ an Orte gelockt werden, an denen sie ausgeraubt werden. Man könnte das als natürliche Auslese abtun, auch in der Steinzeit wurden diejenigen Mitglieder der Horde aussortiert, die sich in eine Mammutherde verirrten, aber ein fataler Beigeschmack bleibt. Andererseits gibt es auch positive Unfälle: Steckbrieflich gesuchte Verbrecher laufen in Polizeistationen auf der Suche nach einem „Rattfratz“. Drogenhändler verwechseln Kriminalkommissare mit „Traumatos“. Man könnte sagen: Trotz Terror-Panik und Wirtschaftsängsten kann es einer Gesellschaft nicht so wahnsinnig schlecht gehen, deren Mitglieder sich in der wenigen Freizeit mit dem Sammeln bewegter Fantasiebilder beschäftigen.
Die wahren Potentiale der Pokémon-Go-Sucht liegen aber noch brach. Der dilettantischste Militär-Putsch aller Zeiten in der Türkei wäre wohl anders verlaufen, hätten die Putschisten Erdogan mithilfe eines „Gülen-Fratz“-Pokemons aus dem Ferien-Domizil gelockt. Gesuchte Islamisten könnten mit Aussicht auf die seltenen „Ungläubigen-Taubosse“ in Polizei-Gewahrsam überführt werden. Und Horst Seehofer soll für Angela Merkel schon einen Köder ausgelegt haben: Eine „Nie-do-queen“ (Tut-nix-Königin) vor der Bayrischen Staatskanzlei…