Was sich die Deutschen für das nächste Jahr vornehmen!
Einer aktuellen Studie zufolge schauen die Deutschen so pessimistisch in die Zukunft wie schon seit fünf Jahren nicht mehr. Nur noch 17 Prozent stimmen der Aussage zu: „Dem kommenden Jahr sehe ich mit großer Zuversicht (…) entgegen.“ Man könnte sagen, die Deutschen leiden unter Realitätsverzerrung: Die Wirtschaft brummt, es gibt so wenig Arbeitslose wie seit Jahren nicht mehr, die Kriminalität sinkt, sogar die Ausländer sind netter – jedenfalls freuen sich viele Türken, dass jetzt Syrer die „Zuletzt-Angekommenen-A…-Karte“ haben.
Andererseits: Wozu gute Laune, wenn eh alles den Bach runter geht? Spätestens in fünf Milliarden Jahren ist dieser Planet am Ende – da ist jede Form guter Laune nur ein unreifer Ausbruch kurzfristiger, kindischer Hyperventilation. Optimismus ist für Anfänger und Amerikaner. Profis wissen: Wir sind Wurmfutter in Warteschleife. Fröhlichkeit ist nur ein Mangel an gründlicher Information. Und Hoffnung der Zement der Enttäuschung!
Die Studie belegt auch, dass die Deutschen nach Buddha leben. Denn der sagte: „Leben ist Leiden!“ So pflegen wir statt oberflächlicher Mittelmeer-Heiterkeit eine tiefgreifende nordische Depression. Der Pfad der Befreiung führt nun mal durchs tiefe Tal der Tränen. Wenn das nächste Mal ein Berliner miesgelaunt sagt: „Dit Wetta is heut wieda ma schwer exkrementiell“ – dann verbirgt sich hinter der rauen Maske ein deutscher Shaolin-Mönch auf dem Highway ins Nirvana.
Wahre Könner akzeptieren die Gnadenlosigkeit endlichen Seins. Dafür braucht es keine Zuversicht. Sondern nur ein gutes Bier. Oder zwei. Na gut, ein Sekt darf es auch noch sein. Zum Anstoßen. In der grimmigen Gewissheit: Es geht zu Ende. Aber vorher lassen wir die Korken knallen. In diesem Sinne: Ein frohes Neues! Ohne Zuversicht. Aber mit Hingabe an die lächerlichen Dinge, die unser Leben ausmachen: Liebe, Freunde, Kooperation – und der vorvorvorletzte Tanz auf der Titanic.