Wie ich AfD-Wähler wurde!
Zur Erleichterung von Wahl-Entscheidungen gibt es im Netz „wahl-o-mat.de“. Ich probiere, das Quiz so durchzuspielen, dass ich am Ende als perfekter AfD-Wähler rauskomme. Ich radikalisiere mich quasi im Netz. Der Wahl-o-Mat fragt: Soll Berlin mehr Flüchtlinge aufnehmen? Selten so gelacht – auf gar keinen Fall! Förderschulen für behinderte Kinder erhalten? Klar, sperrt die Spastis weg. Sollen Asylbewerber Sach- statt Geldleistungen kriegen? Eindeutig, am besten ein Busticket in die Wüste! Ausländer sollen wählen dürfen? Ja, aber nur die Art der Heimreise, haha!
Ich nehme Fahrt auf. Elektroautos? Egal. Homo-Ehe? Eklig! In Berliner Schulbüchern sollen unterschiedliche Familienformen vorkommen? Es gibt nur eine Familienform, und das ist die deutsche Ehe mit Papa, Mama und drei bis fünf blonden Kindern – alles andere ist pervers und im Prinzip Homo-Ehe. Ausnahmen vom Mindestlohn? Na, wenn sie schon hier sind, sollen Ausländer auch fast umsonst arbeiten dürfen, hehe! Keine weiteren Minarette? Das Minarett ist der Stachel im Fleisch des kleinen Mannes – weg damit, macht kaputt, was euch kaputt macht. Geschlechterstudien an Hochschulen? Was gibt es da zu forschen – wir haben die deutsche Ehe und basta! U-Bahnhöfe nachts für Obdachlose öffnen? Nein danke, kann man die nicht in die Spasti-Schulen sperren?
Ein großes Gefühl überwältigt mich – mein Herz schlägt völkisch, warum ist der Wahl-o-mat so verzagt? Wo sind die großen Fragen? Sofortiger Euro-Austritt und anschließender Krieg gegen Frankreich, um wieder Übung zu kriegen? Fehlanzeige. Stattdessen: Hochschulforschung zu militärischen Zwecken? Aber nur, wenn wir die Forschung auch gleich anwenden – Polen hatte doch länger keine Fremdherrschaft mehr, hehe!
Trotzdem lande ich nur bei enttäuschenden 86,7 Prozent Übereinstimmung mit AfD-Positionen. Ich muss meinen Rechtsdrall dringend verfeinern. Morgen mache ich das gleiche Experiment mit der Tierschutzpartei.