Wie man Immobilien-Haie ködert!
„Flüchtige Organische Verbindungen“ halten sicherlich viele Berliner Singles für die unangenehmen Begleiterscheinungen einer Dating-App… Jetzt kommt raus: das sind schädliche chemische Stoffe in Deos und Parfüms. Als Feinstaub-Vorläufer sind sie so gefährlich wie Autoabgase und lauern zuhauf in der heimischen Wohnung. Kaum entkommt man also dem Stickoxid-Diesel, tötet einem das Feinstaub-Deo.
Lösung: Wohnung kündigen, in den Tiergarten ziehen. Dort ist man in guter Gesellschaft: Was immer man vom Geruch Obdachloser halten mag – sie versuchen nicht, einen mit Chanel No 5 zu ermorden! Angesichts der Mietpreise in Berlin ist so ein Umzug ohnehin eine renditefreudige Alternative – die Wortkombination „bezahlbarer Wohnraum“ mutiert mehr und mehr zum kürzesten Witz der Hauptstadt. Die Mietpreisbremse hat ungefähr den gleichen Effekt wie ein Molotow-Cocktail in einem Heizungskeller – und „Explosion der Mietbombe“ ist für viele Hartz IV Empfänger ein weit gefährlicheres Risiko als jeder andere Terrorangriff. Politik und Investoren schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu – derweil der Zustand vieler Wohnungen renditeträchtig verfällt. Manche Mieter sind versucht, sich bei Auszug einige Eimer Kakerlaken zu kaufen, um die Wohnung wieder in den Zustand zu versetzen, in dem sie diese bei Anmietung vorfanden…
Das schürt Aggressionen. „Angeklagter, warum haben Sie den Miethai auf offener Straße verprügelt?“ lautet eine bekannte Richterfrage. Antwort: „Tut mir leid – meine wirtschaftliche Situation ließ die Anmietung einer dafür sicherlich passenderen sanierten Altbauwohnung in Friedrichshain nicht zu.“ Bei so viel Preisdruck ist die Versuchung groß, einfach keine Miete mehr zu zahlen und die Wohnung zu wechseln, sobald das auffliegt. „Miet-Nomade“ nennt sich so was – oder eben „flüchtige organische Verbindung“.