Woher die Ostereier kommen!
Woher kommen eigentlich meine Ostereier? fragen Sie sich dieser Tage vielleicht. Sind es vielleicht Eier aus China, die umweltverschmutzend um die halbe Erde reisten, um mir günstiger angeboten zu werden als die Eier vom Bauern nebenan? Vielleicht, aber dagegen kann man sich schützen. Denn das Schöne am Kapitalismus ist seine buddhistische Ausrichtung. Er lehrt uns Achtsamkeit. Vor allem die Lebensmittelindustrie mit ihrem Kennzeichnungs-Kreuzzug kämpft unermüdlich gegen das Einschlafen des Geistes. So gibt es das Label „Regional“. „Regional“ klingt erst mal toll. So, als kaufe man tatsächlich ein Osterei vom Bauern nebenan. Das darf ruhig etwas mehr kosten, fällt ja unter fast unter „Wohltätigkeit“. Leider ist „regional“ keine geschützte Marke, und an dieser Stelle setzen einige Unternehmen mit ihrem Achtsamkeitstraining an.
Wer etwa in Sachsen Frischmilch der Marke „Sachsenmilch“ kauft, glaubt vielleicht, er erwerbe ein sächsisches Produkt. Er hat aber schlicht nicht gut genug aufgepasst. Der Zusatz „Gutes FÜR die Region“ hätte ihn stutzig machen können – die Milch kommt nämlich aus Bayern. Wobei der gemeine Sachse natürlich froh sein kann, dass ein Westproduzent extra was FÜR ihn produziert.
Gottseidank gibt es auch Produzenten, die keinen nationalistisch lokalen Horizont haben, sondern die „Region“ etwas weiter gefasst denken. Die Marke „Unser Norden“ etwa vertrieb bis kurzem auch Kaffee und Reis. Da war mit „Unser Norden“ wahrscheinlich die gesamte nördliche Halbkugel gemeint!
Diese kleinen Ungenauigkeiten verschwinden, wenn die NASA von der Metro aufgekauft wird und unter „regional“ Produkte des Planeten Erde vermarktet, im Gegensatz etwa zu Gesteinsproben vom Mars. Spätestens dann wissen wir wahrlich buddhistisch: Alles ist eins! Auch ein Ei aus China ist regional. Jedenfalls bei uns von der Region Terra!