Januar 2018

Warum wir Tierversuche lieben!

VW führt Versuche an Affen durch. Endlich experimentieren sie auch mal am Vorstand, dachte ich erst… Erst später begriff ich, dass es um richtige, biologische Affen ging und nicht um Piech und Co. Langschwanzmakaken mussten Stickoxide einatmen, während ihnen im TV Cartoons gezeigt wurden. Nun ist das natürlich zutiefst verwerflich, und VW sollte sich ernsthaft die Frage stellen, ob ein Unternehmen das 21. Jahrhundert mit einer Unternehmenskultur überleben kann, die schon in den 50ger Jahren des letzten Jahrhunderts hoffnungslos veraltet war? Und ob es nicht die größere Tierquälerei ist, Affen mit den gleichen verdummenden Filmchen zu quälen wie unsere Kinder?
Zumal sogar in diesen Tierversuchen die Betrugssoftware eingeschaltet war, so dass eventuelle Resultate überhaupt keine Aussagekraft besitzen. Ein Konzern, der sich permanent selbst belügt – klingt fast, als säße Donald Trump im Aufsichtsrat. All das ist kritikfähig, keine Frage. Dennoch ist es auch ein wenig billig, ständig mit dem Finger auf VW zu zeigen. Nach allem, was man hört, überstanden sowohl die Affen als auch die menschlichen Studenten die Versuche ohne Schäden. VW ist immer noch eine große Marke, und wenn wir Deutschen die jetzt etwas masochistisch in die Tonne treten, dann sind wir ein wenig wie ein Macho, der sich mit Backsteinen auf die Eier haut, nur um zu gucken, wie hart die sind.
Interessanterweise essen wir fast täglich Schnitzel, Bockwurst und Schinkenbrot ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, dass wir damit Tierversuch-Folter an intelligenten Lebewesen aktiv unterstützen und fördern. An Wesen, die sechs bis neun Monate in viel zu engen Isolations-Gitterkäfigen gehalten werden, wo man sie in ihren Exkrementen liegend zwangsernährt, bis der Schlachter sie brutal aus ihrem Leid erlöst. Cartoons zeigt denen übrigens keiner.

Warum wir fette Reiche brauchen!

Eine französische Supermarktkette gewährt einen 70prozentigen Rabatt auf Nutella. Das führte zu tumultartigen Szenen in den Märkten. Wie bitte? Franzosen prügeln sich fast um Nutella? Wenn es wenigstens Frosch-Schenkel gewesen wären oder Weinbergschnecken. Oder ein ritterlicher Zweikampf um die schönste Geliebte. Aber Nuss-Nougat-Creme? Wie tief kann eine stolze Nation sinken?

Im schweizerischen Davos ging derweil gestern das Weltwirtschaftsforum zu Ende. Das ist eine Art Klassentreffen der Reichen und Mächtigen. Es gab dort keine Tumulte um Nutella. Nur ein Hauen und Stechen darum, wer mit Donald Trump aufs Foto darf. Das ist eben der Unterschied zwischen reich und arm: die einen kloppen sich um fettigen, zuckrigen, überbewerteten Dreck – und die anderen um eine zarte Nougatcreme…

Das Leben der Reichen ist nämlich auch nicht immer einfach. Sie werden beneidet und müssen mit unangenehmen Enthüllungen rechnen. In Deutschland kam gerade raus, dass die 45 reichsten Haushalte soviel besitzen wie die unteren 50 Prozent. Nun ist es beileibe keine Kunst, reich zu sein: Man gründet einfach ein erfolgreiches Start-Up, unterstützt Dritte-Welt-Diktatoren bei der Geldwäsche oder vertauscht Spendersamen im Aldi-Clan. Arm sein hingegen erfordert viel Haushaltsdisziplin und den festen Willen sowie die Notwendigkeit, jeden eingenommen Cent auch wieder rauszuhauen. Sagen wir mal, wie es ist: Arme sind volkswirtschaftlich gesehen erheblich wertvoller als Reiche.

Hier gilt es also, einen wirtschaftlich relevanten Ansatz zu finden. Das Problem ist ja nicht, dass die Reichen Geld haben. Sondern dass sie nicht genug davon ausgeben. Die obersten zehn Prozent, die ja in Deutschland über zwei Drittel des Volksvermögens besitzen, müssen dringend mehr verbrauchen. Ab jetzt heißt es jeden Montag in den Villenvierteln des Landes: Antreten zur Nutella-Schlacht!

Warum unsere Schulen zerfallen!

Was unterscheidet den nordrhein-westfälischen Finanzminister von einem Ochsen? Na? Richtig. Ein Ochse hat eine gewisse biologische Intelligenz. Die scheint Herrn Lienenkämper kurz nach seiner Ernennung zum Minister irgendwie abhanden gekommen zu sein. Warum sonst hätte er seine besten Steuerfahnder vergraulen sollen, die daraufhin in die freie Wirtschaft entschwirrten? Nur zur Erinnerung: die beiden SteuerfahnderInnen Höfer-Grosjean und Radermacher hatten durch CD-Ankäufe für Staats-Mehreinnahmen von bis zu sieben Milliarden Euro gesorgt.

Und wie nennt man das noch, wenn eine der ersten Amtshandlungen eines neuen Managers (und nichts anderes ist ja ein Finanzminister – ein Geldbeschaffungs-Manager) darin besteht, seine profitabelsten Angestellten wegzubeißen? Schlechtes Personal-Management, wenn man höflich ist. Und das in einer Partei, die sich für ihre Wirtschaftsnähe rühmt! Neulich war ich in einem Düsseldorfer Baumarkt. „Haben Sie Nieten?“ frage ich den Obi-Typen. „Nee,“ erwidert der, „die sitzen doch alle im neuen Finanzministerium!“

Dummheit ist noch die freundliche Auslegung dieser Vorgehensweise. Wie nennt man es gleich, wenn eine Regierung reichen Steuerhinterziehern das Leben erleichtert? „Griechische Zustände“! Ist es nicht das, was dieselben Herren von der FDP und der CDU immer so vehement an den Südeuropäern kritisieren? Diesen laxen Umgang mit Steuervermeidern? Und das Ganze in einem Bundesland, in dem Schulen und Kitas so marode sind, dass afrikanische Flüchtlinge bei deren Anblick ernsthaft zweifeln, ob ihnen die Flucht überhaupt gelungen ist! Oder fällt so eine Kooperation mit Kriminellen etwa schon unter den Kampfbegriff „organisiertes Verbrechen“?

Vielleicht hat es auch etwas mit dieser angeblichen Begebenheit einer Post-Wahl-Veranstaltung zu tun, auf welcher der CDU-Finanzminister schmunzelnd erwähnt haben soll, er wäre als Kind ja gern Räuber geworden. „Und“, fragte daraufhin eine alte Frau aus dem Publikum, „ wie ist das so, wenn man seinen Traum verwirklicht?“

Warum es häufiger windet!

Als ich wegen „Todes-Orkan Friederike“ mit der Bahn in Hannover strande, ahne ich, dass die Aufführung des Abends im Rheinland in Gefahr ist. Ich buche einen der letzten verfügbaren Mietwagen und bilde eine kleine Solidargemeinschaft mit zwei Damen aus der „Duft-Industrie“. Mein erster Gedanke: „Jetzt bloß keinen fahren lassen…“

Etwas bravour-trunken starten wir in den Orkan hinein Richtung Westen. Ab und zu schaukelt es heftig. Die A2 staut sich gelegentlich, weil ein Laster im Graben liegt, aber: Von einem so massiv beworbenen Orkan hatten wir uns mehr erhofft. Stürme haben neuerdings ja ein tolles Marketing. Obwohl die Winde immer weniger anrichten, ist es, als hetzten wir von einer Katastrophe in die nächste. Sicher sind acht Todesopfer ein scheußlicher Verlust, aber an jedem durchschnittlichen Tag sterben auf Deutschlands Straßen etwa 10 Menschen. Vor dem Hintergrund, dass in häuslichen Unfällen sogar so viele Menschen umkommen, erscheint die Empfehlung, man möge das Haus nicht verlassen, fast wie ein „Aufruf zum Totschlag“…

Ich gerate ins Träumen. Was, wenn es im Himmel eine Bar gäbe, in der sich Stürme aller Art auf ein Bierchen treffen? Im Vorraum die niederen Herbst-Stürme und lauen Lüftchen, dahinter die Erste-Klasse-Lounge für die echten Killer-Stürme, die sich mit ihren Todes-Erfolgen brüsten. Dort wird die arme „Friederike“ sicherlich schon gedisst: „Wie bitte? Acht? Pussy! Ich habe 47 Menschen erlegt“, röhrt „Kyrill“, „plus zwei Stahlträger vom Berliner Hauptbahnhof!“ Darauf bricht „Lothar“ (1999, 110 Tote) in höhnisches Lachen aus. Was die Halbstarken unter den Stürmen nicht ahnen: Durch eine getarnte Tür gelangt man in den echten VIP-Bereich. Dort erholen sich mit Zigarre die wahren Killer (noch ohne eigene Namensgebung): unter anderen die Sturmflut von 1962 (315 Tote), die Hollandflut von 1953 (2160 Tote) und der große Sturm von 1703 (8000-15000 Tote).

Damals brauchten wir noch kein Sturm-Marketing, denn die Menschen waren ohnehin dauernd in Gefahr. In unserer übersicherten Existenz können wir vor unseren Enkeln nur noch mit Wind prahlen: „Nein, Opi hat nicht nur gearbeitet und ab und zu Urlaub gemacht. Opi hat auch… Friederike überlebt!“

Warum Hirsche weinen!

2018 wird natürlich Ereignissen und Schlagzeilen, die bereits 2017 begannen. Schlagzeilen wie etwa: „Cristiano Ronaldo – weltbester „Offshore-Konten-Kicker“. Ähnlich wie der bereits wegen Steuerhinterziehung verurteilte Lionel Messi. Die beiden sind vielleicht keine Sandkastenfreunde – Briefkasten-Kumpel sind sie allemal!

„G-20 Gipfel teures Hobby“– mit 150 Millionen Euro für den Steuerzahler. Niemand versteht, warum diese Veranstaltung nicht auch als Skype-Konferenz funktioniert! Olaf Scholz hatte vorher noch groß mündig verkündet: „Es wird Leute geben, die sich am 9. Juli wundern werden, dass der Gipfel schon vorbei ist“. Die Leute wunderten sich in der Tat – aber nur über das schlechte Krisenmanagement.

„Windelweicher Diesel-Gipfel“ und „Fipronil-Skandal“. Alexander Dobrindt und ALDI haben zeitgleich keine Eier mehr…

„Trump will Terror ausmerzen“ – mit dem historischen Konzept des General Perschings, der Anfang des letzten Jahrhundert muslimische Rebellen mit in Schweineblut getauchten Patronen hingerichtet und so den Terror auf den Phillippinen für Jahre zum Erliegen gebracht haben soll (beides stimmt nicht). Aber der Gedanke macht Sinn: Schließlich kam ja auch die Hexerei des Mittelalters zum Erliegen, nachdem genug Hexen verbrannt waren…

„Jens Spahn (CDU) entdeckt das Ende der Zivilisation“: Hipster, die nur noch englisch sprechen. Spahn war damals übrigens auch Investor einer Steuer-App namens: „Tax-Butler“. Manche werfen mit Steinen im Glashaus – andere mit Felsbrocken im Kristallpalast.

„AfD über 12 Prozent“ – daraufhin will Alexander Gauland „unser Land zurückholen“. Die meisten Bürger fragen sich erschreckt: Wer hat Deutschland geklaut? Die Polen? Oder doch die Banker?

„Katrin Göring-Eckart rettet Umwelt“ mit dem festen Vorsatz: „Wir wollen, dass in den nächsten vier Jahren jede Biene und jeder Schmetterling und jeder Vogel in diesem Land weiß: Wir werden uns weiter für sie einsetzen!“ Hechte, Hirsche und Stubenfliegen sollen bereits eine Diskriminierungsklage vorbereiten!

In diesem Sinne – auf 2018!

 

Warum wir aussondiert sind!

„Bruch“ ist das Wort der Woche. „Aufbruch“, sagt die Kanzlerin. Meint aber Machterhalt. Genau wie Horst Seehofer, der sogar von einem „untermauerten Aufbruch“ spricht. Was darauf hindeutet, dass er vorhat, noch sehr, sehr lange weiterzumachen – bloß um Markus Söder in den Wahnsinn zu treiben. „Groko-Durchbruch“, meldet die Presse und meint damit kein dem Blinddarm verwandtes Organversagen sondern eine Auflagensteigerung. „Hervorragende Ergebnisse“, sagt Manfred Schulz und meint wiederum Machterhalt – ist ja auch ganz schön, dass alle drei Groko-Protagonisten dieselbe Sprache sprechen!

Dieses Ergebnis markiert das Ende der „Sondierungs-Gespräche“. „Sondierung“ war ein Un-Wort des letzten Jahres, welches sich virusartig in alle Gesellschaftsschichten fraß. Fragte eine Verkäuferin, ob sie einem helfen könne, lautete die Antwort häufig: „Danke, ich sondiere nur.“ Viele Dating-App- oder Tinder-Verabredungen galten längst als „Sondierungs-Vögeleien“ und ein Beziehungsende war ein „Sondierungs-Aus“ oder „fertig ge-Lindnert“.

Könnte also sein, dass Deutschland demnächst wieder eine Regierung hat, was einerseits schön ist. Wobei ich persönlich niemand kenne, der panisch durch die Gegend lief, weil er sich „unregiert“ fühlte. Außer einige verlassene Ehemänner, was wiederum andere Gründe hatte… Ein erster Blick auf die Absichten der neuen Groko lässt erkennen, dass das zentrale Problem der sozialen und finanziellen Ungleichheit im Land nicht ernsthaft angegangen wird. Von dem Ende her droht also kein Bruch. Schon gar kein Auf- oder Durchbruch. So allerdings starten „Bruch-Piloten“!

 

Warum 2017 so unterhaltend war!

Nachdem die Schweinchen- und „rutschenden Elefanten-Videos“ zum Jahreswechsel vom Smartphone gelöscht sind, wird es Zeit für einen Rückblick auf das unterhaltsame Jahr 2017. Und weil es extrem unterhaltend war, geht es zuerst mal um das erste halbe Jahr:

Im Februar wird im Zuge des „Muslim-Banns“ ein Fünfjähriger am Washingtoner Flughafen in Handschellen abgeführt. Der damalige Trump-Sprecher Sean Spicer verkündet daraufhin: „Anzunehmen, dass jemand nur aufgrund seines Alters oder seines Geschlechts keine Bedrohung darstellen könnte, ist töricht und falsch“ – der Mann muss es wissen. Schließlich hatte er es im Weißen Haus täglich mit einem gefährlichen Fünfjährigen zu tun.

Die NPD wird nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes doch nicht verboten – sie sei „zu unbedeutend“. Die Partei überlegt immer noch, das Verfassungsgericht wegen „übler Verleumdung“ zu verklagen. Und den Stimmendieb AfD gleich mit.

Die digitale Puppe „Cayla“ spioniert im Frühjahr in bester NSA-Manier schmutzige Details in Kinderzimmern aus. Klassisches Datenverbrechen, sagen die einen. „Duales Marketing“, meint der weltweite Pädophilen-Sumpf.

Alexander Dobrindt bringt seine Ausländer-Maut auf deutschen Straßen durch. Es gibt allerdings Ausnahmen: Ausländer, die einen Asylbewerber nach Hause fahren, dürfen lebenslang mautfrei und mit überhöhter Geschwindigkeit über bayrische Straßen fegen.

Hauptsponsor des Kirchentags 2017 ist Diesel-Sünder „Volkswagen“. 500 Jahre nach Luthers Thesen ist der Ablasshandel nun auch in der evangelischen Kirche angekommen. Passend dazu beschließt im Juli der Bundestag die Ehe für alle – endlich dürfen auch Priester heiraten!

2018 geht übrigens genauso unterhaltsam weiter. Trump hat gerade getwittert, dass sein Atombombenknopf größer ist und besser funktioniert als der von Kim Jong Un. Wenn es noch Beweisen bedurft hätte, dass der Mensch vom Affen abstammt – diese beiden Paviane liefern ihn umsonst!