Warum wir so gern scherzen!
Lockdown über Ostern! Und dann doch wieder nicht. Also ein Lockdown für den Lockdown. Das heißt: keine Geschäftsschließungen für Gründonnerstag. Und eine Entschuldigung der Kanzlerin! Kurzzeitig dachte ich, ich wäre vielleicht verrückt geworden – bevor mir einfiel, dass ich das schon länger bin. Und dann fiel mein Blick auf den Kalender: Gründonnerstag – der 1. April. Das war es also: Das Ganze war ein früher Aprilscherz! Und Merkel beweist mit ihrer Entschuldigung und der Rücknahme eines Mini-Lockdowns, dass der „doppelt gesprungene Rittberger rückwärts“ nicht nur im Eiskunstlauf sondern auch in der Politik eine ernst zu nehmende Disziplin ist.
Vor allem aber wird mehr und mehr klar, dass Deutschland vielleicht gar nicht so dringend daran interessiert ist, die Pandemie loszuwerden. In der Küchenpsychologie wird bei chronischen Krankheiten gern gefragt: „Jetzt guck doch mal, ob das nicht auch was mit dir zu tun hat?“ Kann es sein, dass wir Deutschen die Pandemie heimlich lieben? Kann es weiterhin sein, dass unser Bierkonsum deshalb so drastisch eingebrochen ist, weil wir bereits pandemie-trunken sind – und daher diesen sagenhaften Schlingerkurs ganz ohne Alkohol hinbekommen? Brauchen wir analog zum Bestseller „Krankheit als Weg“ einen Ratgeber „Pandemie als Weg“?
Vielleicht finden wir es insgeheim ganz angenehm, wenn die meisten Gesichter unter Masken verborgen sind – viele Fratzen werden dadurch ansprechender… Vielleicht haben wir die vielen Urlaube, Grillpartys und das Gedränge in Bussen und Bahnen einfach satt. So eine Zeit der relativen Ruhe hat ja auch einen blutdrucksenkenden Effekt – Pandemie als Weg… Schon der Buddha wusste: Vor der endgültigen Befreiung muss das gesamte Ausmaß des Leidens umfänglich gefühlt sein. Und mal ganz ehrlich: Wenn wir den Lockdown nur bis 2050 durchziehen – dann rückt auch das Erreichen der Klimaziele in greifbare Nähe…