Warum Gewinnen so schwer ist!

Deutschlands Bilanz in der EM ist maßgeblich bestimmt durch Eigentore – gegen Frankreich durch Eigentor von Hummels verloren, gegen Portugal durch zwei Eigentore des Gegners gewonnen. So schön es ist, dass Deutschland noch im Turnier ist, so bedenklich stimmt es, dass das Eigentor das bislang bestimmende Element der deutschen EM-Erfahrung ist.

Andererseits: Ist das wirklich wunderlich? Schließlich sind Eigentore häufig bestimmende Elemente des Lebens, was jeder bestätigen kann, der vor einem wichtigen Termin noch eine Saufnacht hinter sich brachte. Auch eine Eheschließung entpuppt sich in etwa 50 Prozent aller Fälle als Eigentor – häufig in Kombination mit dieser Saufnacht.

Besonders die Politik lebt von Eigentoren: Die Union schießt sich mit dem Söder-Laschet-Scharmützel ins Knie, die Grünen mit Weihnachtsgeldern, die Liberalen erholen sich nur langsam vom „Jamaika-Eigentor“, die SPD schickt mit Olaf Scholz einen Großmeister der Eigentore (Cum-Ex und Wirecard-Skandale) ins Rennen. Und AfD-Politiker Junge kritisiert die Regenbogen-Kapitäns-Binde von Manuel Neuer als „Schwuchtelbinde“ – was sogar einige (sehr wenige) AfDler als Eigentor wahrnehmen. Die UEFA hingegen verbietet die Regenbogen-Beleuchtung der Allianz-Arena, um mal wieder den Darmausgang eines Autokraten, nämlich Ungarns Homophobie-Papst Victor Orban, zu verkosten – was sich auch noch als Eigentor erweisen könnte.

All das sind schöne und würdige Eigentore. Das Lärmen darum lenkt leider herrlich ab von den beiden großen Eigentoren, die die Menschheit sich gerade schießt: Der Diskriminierung armer Menschen. Und die Diskriminierung dringend nötiger Klimaschutz-Maßnahmen. Das allerdings sind Eigentore, die dafür sorgen könnten, dass Homo Sapiens das Finale gegen die Klimakatastrophe schmählich verliert, und Victor Orbans Rosette trotz Liebkosungen der UEFA in der Puszta-Hitze verdorrt.