Warum wir doch nicht so aufgeblasen sind!

„Ein Gespenst geht um in Deutschland – das Gespenst der Inflation“, heißt es zurzeit gern. Die Schlussfolgerung vieler Wirtschaftsliberaler lautet da: Lohnzurückhaltung! Nur wenn die Leute, die ohnehin schon nichts haben, noch weniger haben, lässt sich die Preissteigerung wirksam bekämpfen – nach der gleichen Logik führt übrigens auch eine amputierte Hand zu mehr Beweglichkeit!

Selbstredend gibt es eine Aufblähung, sprich Inflation, auf vielen Ebenen. Etwa beim „Volkskörper“: Ein Strandbesuch an der Ostsee wird so lange als Umweltkatastrophe wahrgenommen, bis man erkennt, dass die merkwürdige rote Herde gestrandeter Wale nur übergewichtige Mitbürger*innen mit Sonnenbrand sind.

Auch bei überflüssigem Gelaber gab es in den letzten Facebook und Twitter-Jahren eine Super-Inflation, gegen die sogar die deutsche Mega-Inflation von 1923 nur ein müder Abklatsch ist.

Oder bei Trennungen. War eine Scheidung im Alter von 30 noch nahezu umsonst, ist sie im Alter von 60 um mehrere Tausend Prozent teurer – fragt Bill Gates…

Nicht zu vergessen Managementgehälter: Verdiente ein Top-Manager (und hier muss man noch nicht mal gendern…) in den 70gern noch das 10fache eines Arbeiters, ist es heute häufig das 100fache (in den USA sogar das 300fache). Mal eben eine schlappe Super-Inflation von 900 Prozent. Manager haben also entweder ihren Arbeitstag unbemerkt von acht auf 80 Stunden verlängert – oder ihre Bilanz künstlich so aufgebläht, dass im Vergleich selbst Wirecard ein solider Konzern wäre.

Die Inflation in Deutschland lag im Mai etwa 2,5 Prozent über Vorjahresniveau. Allerdings war 2020 Lockdown und die Preise so im Keller wie die Laune Dieter Bohlens nach dem DSDS-Aus. Da ist eine Steigerung nicht schwer: Wenn ich anderthalb Äpfel habe, die wegnehme, und dann wieder zweieinhalb Äpfel hinzufüge, habe ich zwar gefühlt ganz schön viel Äpfel – aber doch nur einen mehr als vorher. Das versteht jedes Kind. So ist auch das Gezeter über die „Mega-Inflation“ nur wie ein krasser Spruch von Dieter Bohlen: heiße Luft.