Februar 2018

Warum Lehrer sich nicht mehr um drehen dürfen!

Welcher Lehrer hat nicht schon davon geträumt? Einfach den größten Störenfried im Unterricht mit dem aus der Hüfte gefeuerten Colt zum Schweigen bringen! An amerikanischen Schulen wird dieser Traum bald Wirklichkeit, denn US-Präsident Trump möchte Lehrer demnächst bewaffnen. Dann kann man einen beliebten Jägerwitz auch so erzählen: Treffen sich zwei Lehrer – beide tot!

Diese als Reaktion auf das Parkland-Massaker gedachte Maßnahme soll Lehrern also ermöglichen, mögliche Amokläufer schon nach dem ersten Schuss „auszuschalten“. Immer nach der kruden NRA-Logik: „Das beste Mittel gegen einen bösen Menschen mit Waffe ist ein guter Mensch mit Waffe!“ Was natürlich ziemlicher Quatsch ist, denn der gute Mensch mit der Waffe darf im entscheidenden Zeitpunkt nicht mit dem Rücken zur Klasse stehen und etwas an die Tafel anschreiben oder erklären – und wie ein guter Unterricht entstehen soll, wenn Lehrer und Schüler gegenseitig lauern, wer als erster „zieht“, will sich mir auch nicht so recht erschließen.

Überdies drohen tragische Unfälle, wenn etwa ein der deutschen Sprache nicht so mächtiger Schüler über einen anderen sagt: „Omar ist durch laden.“ Woraufhin Omar erschossen wird, weil man vermutet, dass er eine Waffe durchlädt, während er in Wahrheit nur den elterlichen Gemüseladen durchquerte… Auch unvollständige Sätze könnten tödlich enden. „Was machst du da, Alexander? „„Ich ziele…“ Weiter kommt er nicht aufgrund des tödlichen Lehrer-Schusses, obwohl er nur sagen wollte: „Ich ziele auf eine hohe Bildung“.

Immerhin will man in Amerika jetzt auch so genannte „Background Checks“ ermöglichen, um zu verhindern, dass Menschen mit einer psychischen Störung an eine Waffe kommen. Aber wenn Waffen wirklich nur noch an geistig Gesunde ausgegeben werden, müsste man dann nicht ungefähr 99 Prozent aller Knarren einkassieren? Und hieße das in letzter Konsequenz nicht auch, dass man Trump den Twitter-Daumen operativ entfernt?

 

Warum wir die SPD retten müssen!

Neuestes Opfer des dieser Tage sehr beliebten SPD-Bashings ist Kevin Kühnert, dem die Bild-Zeitung eine Zusammenarbeit mit russischen Agenten suggerierte. Gut, das Ganze war wohl von der „Titanic“ als Satire lanciert, und die Recherche der Bild-Zeitung war dabei in etwa so gründlich wie die Analyse des Nahostkonflikts durch Donald Trump. Fehlte nur noch die Schlagzeile „Kühnert, Trump und Putin – Das Verschwörungskartell gegen die Demokratie“.

Bei allem Spaß, den man damit haben kann, sind es auch solche Aktionen, die den SPD-Wähler zur „bedrohten Tierart“ machen und der AfD eine Umfragehoch bescheren. Sicher, die SPD hat „physisch kompaktes“ Führungspersonal wie Sigmar Gabriel oder Andrea Nahles, von der mein Freund Robert sagt, sie wäre eine „zarte Sozialisten-Seele gefangen im Körper einer russischen Kugelstoßerin“…. Aber immerhin ist die SPD eine Partei, die erbittert um eine Meinung ringt. Die SPD diskutiert. Das einzige, was etwa die AfD diskutiert, ist, wie man Nazi sein kann ohne dass die Leute das merken. Und wer den Feinden der Demokratie die Stimme gibt, darf sich nicht wundern, wenn er bald keine mehr hat.

Sicher ist der Groko-Kompromiss nicht optimal. Aber das zeichnet einen Kompromiss ja auch aus: Solange alle ihn kacke finden, ist er eigentlich gut! Und sicher war es etwas überoptimistisch, kategorisch eine Regierungsbeteiligung auszuschließen. Aber wer kennt das nicht von Neujahrs-Vorsätzen: man nimmt sich vor, weniger zu saufen, weniger zu fressen und „auf keinen Fall noch mal mit dem Schwein ins Bett“ zu gehen… und dann landet man wenige Wochen später vollgestopft und leicht betrunken mit dem Schwein im Bett und findet das auch noch gut!

Deshalb: seien Sie freundlich zur SPD – laden Sie einen Genossen zum Essen ein. Außer Sigmar Gabriel – denn der hat ja Neujahrs-Vorsätze…

Warum alles wieder gut wird!

Früher war alles besser! Wird man doch wohl noch mal sagen dürfen. Die Ossis waren glücklich, sie hatten keine Flüchtlinge. Die Wessis waren glücklich, sie hatten keine Ossis. Und wenn, dann waren es Flüchtlinge. Die Flughäfen wurden fertig gebaut, das Wort Brandschutz war unbekannt. Und wenn es doch verwendet wurde, dann nur für Sicherheitskräfte, die junge Damen vor den Avancen eines gewissen Willy Brandt schützten – „Brandt-Schutz“.

Aber auch damals schon wussten die Leute, dass früher alles besser war. Mein Onkel etwa fand, dass es unter Hitler besser war. Da gab es nämlich weder Ossis noch Wessis. Flüchtlinge gab es dafür in Hülle und Fülle, aber die hat keiner ernst genommen. Die Grenzen waren halt offen, alle guckten vorbei, Russen, Amis, Briten, Franzosen, Ostpreußen… Früher waren wir halt auch internationaler.

Und die Autobahnen waren besser. Wird man doch wohl noch mal sagen dürfen. Die hatten keine Löcher wie die A20. So eine Schlamperei hätte es unter Adolf nicht gegeben. Die AfD hätte es unter ihm übrigens auch nicht gegeben, mit den ganzen Lesben und Weicheiern im Vorstand – die wären rechtzeitig „weg-ge-Röhm-putscht“ worden. Wird man doch wohl… Früher war es besser.

Das fanden die Leute schon unter Hitler – unter Kaiser Wilhelm war es nämlich noch besser. Allein die bunten Uniformen und die feschen Kerle auf Pferden. Keine verfetteten Vorstädter im Opel. Unter Bismarck war es überhaupt noch besser. Ganz zu schweigen von Napoleon. Ich sag nur: Stabile Straßen! Die Römer etwa haben Straßen gebaut, die nach 2000 Jahren noch genutzt werden. Eine A20 ist bereits nach 13 Jahren unbenutzbar. Nur weil sie über ein Moor geht und auf Pfählen gebaut wurde. Pfahlbauten gab es sogar schon in der Steinzeit. Die findet man heute noch – die A20 hingegen… Früher war es eindeutig besser.

Es gibt nur einen Gedanken, der tröstet: Heute ist das „Früher“ von Morgen!

Wie man Immobilien-Haie ködert!

„Flüchtige Organische Verbindungen“ halten sicherlich viele Berliner Singles für die unangenehmen Begleiterscheinungen einer Dating-App… Jetzt kommt raus: das sind schädliche chemische Stoffe in Deos und Parfüms. Als Feinstaub-Vorläufer sind sie so gefährlich wie Autoabgase und lauern zuhauf in der heimischen Wohnung. Kaum entkommt man also dem Stickoxid-Diesel, tötet einem das Feinstaub-Deo.

Lösung: Wohnung kündigen, in den Tiergarten ziehen. Dort ist man in guter Gesellschaft: Was immer man vom Geruch Obdachloser halten mag – sie versuchen nicht, einen mit Chanel No 5 zu ermorden! Angesichts der Mietpreise in Berlin ist so ein Umzug ohnehin eine renditefreudige Alternative – die Wortkombination „bezahlbarer Wohnraum“ mutiert mehr und mehr zum kürzesten Witz der Hauptstadt. Die Mietpreisbremse hat ungefähr den gleichen Effekt wie ein Molotow-Cocktail in einem Heizungskeller – und „Explosion der Mietbombe“ ist für viele Hartz IV Empfänger ein weit gefährlicheres Risiko als jeder andere Terrorangriff. Politik und Investoren schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu – derweil der Zustand vieler Wohnungen renditeträchtig verfällt. Manche Mieter sind versucht, sich bei Auszug einige Eimer Kakerlaken zu kaufen, um die Wohnung wieder in den Zustand zu versetzen, in dem sie diese bei Anmietung vorfanden…

Das schürt Aggressionen. „Angeklagter, warum haben Sie den Miethai auf offener Straße verprügelt?“ lautet eine bekannte Richterfrage. Antwort: „Tut mir leid – meine wirtschaftliche Situation ließ die Anmietung einer dafür sicherlich passenderen sanierten Altbauwohnung in Friedrichshain nicht zu.“ Bei so viel Preisdruck ist die Versuchung groß, einfach keine Miete mehr zu zahlen und die Wohnung zu wechseln, sobald das auffliegt. „Miet-Nomade“ nennt sich so was – oder eben „flüchtige organische Verbindung“.

Warum ich Albträume habe!

Der US-Waffenhersteller Remington ist insolvent. Schuld daran ist – Donald Trump. In der Obama-Zeit kauften die Leute wie verrückt Waffen, weil sie schärfere Waffengesetze fürchteten. Diese Angst ist unter Trump verflogen. Resultat: Keiner kauft mehr eine Knarre. Ein schöner Traum: Donald könnte die gesamte Waffenindustrie in den Bankrott treiben und so für eine friedlichere Welt sorgen…

Neulich hatte ich allerdings einen anderen Traum: Ich war Kanzlerkandidat der SPD. Es war natürlich ein Albtraum. Man hatte mir den Job erst so richtig schmackhaft gemacht: „Wir brauchen jemand wie dich.“ „Du bist so locker“, „…wollen auch mal wieder lachen…“, „…brauchen jetzt jemand, der keinen Partei-Stallgeruch hat…“. Kaum hatte ich eingewilligt, brach die Hölle los. „Ok,“ sage ich, „lasst uns was mit sozialer Gerechtigkeit, mehr Bildung und schnellem Internet für alle machen.“ „Och nö.“ „Weiß nicht“. „Hat schon beim Martin nicht geklappt“ „Und die Bürgerversicherung?“ „Dann singt die Andrea bestimmt gleich wieder Pippi Langstrumpf…“

Diese ewigen Querelen unterscheiden die Linken ja von den Rechten. Bei den Rechten heißt es: „Guck mal – da drüben ist der mit dem Geld!“ „Oh,“ sagen dann alle, „da machen wir doch einfach das, was der mit dem Geld will.“ Schon sind sie sich einig. So einfach haben Linke es nicht: „Der mit dem Geld ist ein Arsch – dem müssen wir was abnehmen!“ Und sofort geht der Streit los, wie viel und wofür es ausgegeben wird…

Vielleicht sollte Donald Trump statt Andrea Nahles Parteivorsitzender werden. Dann wäre die SPD sich endlich mal wieder einig: Der Typ muss weg! Dazu wird es nicht kommen. Schon weil die US-Waffenindustrie so verzweifelt ist. Und eventuell als letztes Aufbäumen Herrn Trump gemeinsam mit der CIA eine Fahrt im offenen Cabrio durch Dallas spendiert…

Warum wir jetzt alle ins All fliegen!

Heimat! Was für ein großes, schönes Wort. Aber auch ein geschundener Begriff, den wir uns jahrzehntelang wegen „dieser Sache damals“ nicht zu sagen trauten. Jetzt darf, ja, muss er wieder gesagt werden – wir haben demnächst sogar einen Minister, der ihn schützt. Nämlich Heimatschutzminister Seehofer, der für „die Angleichung der Lebensverhältnisse“ sorgen wird. Einige Friesen fürchten bereits, dass der Mann nicht rastet, bis auch der letzte Flensburger eine Lederhose trägt.

Doch Heimat ist ja noch viel mehr. Das Wort leitet sich etymologisch von der indogermanischen Wurzel „Kei“ ab – und das heißt so viel wie „sich niederlassen“ oder „liegen“. Was wiederum erklärt, warum die Jecken im Kölner Karneval sich dieser Tage so hemmungslos besaufen – erst wenn man am Boden liegt, entsteht das echte Heimatgefühl. Insofern ist Seehofer genau der richtige Mann für den Job – als Schirmherr des Oktoberfestes kennt er sich mit „Niedergelassenen und Liegenden“ schließlich aus – wir sollten auch nicht mehr abfällig „Schnaps-Drossel“ sagen, ein „vor kurzem noch aufrechter Heimat-Kämpfer“ wäre passender.

Auch andernorts wird um die Heimat gerungen. So sind Nord- und Südkorea bei der Eröffnung der olympischen Winterspiele gemeinsam eingelaufen – ein Schicksal, dass neulich auch zwei meiner Hemden erfuhren, die zu heiß gewaschen wurden. Gemeinsam einlaufen verbindet stark – beide Hemden sind jetzt in der Altkleidersammlung. Dorthin gehören auch viele National- und Heimatklischees.

Von Tesla-Gründer Elon Musk lernen wir eine zukunftsgerechte Entsorgung. Er schoss eines seiner Autos ins All. Zumindest dieses Auto kann das Klima jetzt nicht weiter belasten. Folgte jeder Autobesitzer seinem Beispiel, hätte die Erde ein paar Probleme weniger. Falsch verstandener Heimatschutz sowie die meisten Politiker-Egos sollten gleich mit ins nächste Raumschiff.

Warum Banker Hartz IV kriegen!

Flash Crash an der Börse. Die Kurse fallen. Anleger weltweit zittern. Nur ein Institut zittert nicht mit: Das mit #PositiverBeitrag . Wie? Sie wissen nicht, wer das ist? Das ist seit 2017 der Slogan der Deutschen Bank! Ich weiß, #PositiverBeitrag – das klingt zuerst mal, als wolle jemand einen HIV-Virus weitergeben. Ist aber nicht der Fall. Im Falle der Deutschen Bank ist es eher die Schlafkrankheit.

Drei Jahre in Folge erwirtschaftete die Bank keinen Gewinn. Das macht sie erst mal sympathisch – die Raffgier ist verflogen. Doch halt – nicht ganz: Eine Milliarde Euro Boni regnet es für die Investmentbanker. Investmentbanker, die, wie gesagt, keinen Gewinn machen. Man wolle „die fähigen Mitarbeiter nicht verlieren“ heißt es dazu aus dem Vorstand. Da wird einem ganz warm ums Herz, dass wenigstens ein Unternehmen des Turbokapitalismus nicht mehr mitspielt im Kartell der Gewinnsucht. Dass die Deutsche Bank aus alter Gewohnheit Leistung nur noch aus Leidenschaft erbringt und den Share-Holder-Value mal eben ins Nirvana schießt! Innovativ auch der Ansatz des Top-Down-Sozialismus, der die Damen und Herren mit den feschen Investment-Jobs sogar bei Verlusten mit einem sehr weichen Boni-Netz auffängt. So geht Hartz IV für Banker.

Unklar ist nur, worin genau die außerordentlichen „Fähigkeiten“ dieser Investmentbanker bestehen? Geld verbrennen? Kohle verheizen? Moos zersetzen? Untersuchungen belegen, dass es für einen Banker nahezu unmöglich ist, auf Dauer den Markt zu schlagen. Ein einfacher Computer-Algorithmus investiert auf lange Sicht erfolgreicher als der schlaueste Manager. Und das quasi zum Nulltarif. So ein Computer hat übrigens noch einen weiteren unschlagbaren Vorteil, wie jeder weiß, der schon mal an einem Windows-System verzweifelte. Wenn der Computer zu viel Unsinn baut – hängt er sich ganz von alleine auf! Soviel zum Thema #PositiverBeitrag.

Warum Marktforschung keine richtige Forschung ist!

Den Pulitzer-Preis soll es jetzt auch für Markforschungs-Interviews geben. In der Kategorie: Beste Fiktion! Ein Großteil dieser Interviews ist frei erfunden. Nach dem Motto: Lasse dir massenhaft Haarwuchsmittel zuschicken, schütte es in den Ausguss und erfinde 80 Personen, die es angeblich nutzten und mit dir darüber sprachen. Zur Sicherheit fotografierst du noch ein paar Freunde und Bekannte mit gutem Haarwuchs. In Marktforschungs-Umfragen sollen solche Methoden gang und gäbe sein.
Nun könnte man versucht sein, den Marktforschern unlautere Methoden vorzuwerfen, mit der sie die Öffentlichkeit und ihre Auftraggeber hinters Licht führen. Tatsächlich aber handelt es sich um die hohe Kunst, der scheinbaren tristen Realität eine farbenfrohe Fiktion entgegenzuschleudern. Immer nach dem Motto: „Nur fake News sind gute Nachrichten.“ So finden angeblich 70 Prozent aller Amerikanerinnen ihren Arsch zu dick. 30 Prozent haben ihn geheiratet und über 51 Prozent wählten ihn zum Präsidenten! Ein Marktforscher würde sagen: Die Marktdurchdringung beträgt 151 Prozent.
Diese Schieflage hat auch etwas mit einem Einspartrend bei den Kunden zu tun. Wer nur einen Spottpreis zahlt, erhält eben manchmal auch nur Spott… Immerhin tun sich in diesem Markt auch Chancen für schwer vermittelbare Arbeitnehmer auf. Neulich erzählte mir ein Bekannter von einem Betrüger, der sein Leben komplett ändern wolle. „Will er jetzt ehrlich werden?“ fragte ich. „Nein, Marktforscher!“
Wenn Sie also das nächste Mal etwas von einem Wundermittel hören, das Umfragen zufolge sensationell sein soll, seien Sie etwas vorsichtig. Es könnte auch so entstanden sein: „Deine Frau soll laut Umfragen in der Nachbarschaft ja eine Granate im Bett sein,“ sagt ein Marktforscher zum anderen. „Nicht wirklich,“ erwidert der cool. „Sie täuscht die Orgasmen vor, damit das von ihr vertriebene Potenzmittel bessere Bewertungen erhält.“