August 2018

Warum der Hermannplatz Weltgeschichte schreibt!

Musik kann sehr schön sein. Oder als Waffe eingesetzt werden. In Graz fand man heraus, dass hohe Pfeiftöne, die eigentlich Tauben vertreiben sollten, auch Teenager und Kinder fernhielten. Ohne Tauben keine Kinder, wer hätte das gedacht? Nicht umsonst muss man „vögeln“, um welche zu kriegen… Am Hamburger Hauptbahnhof wurde Klassik mit Erfolg eingesetzt, um Drogensüchtige zu vertreiben. Statt der Junkies tummeln sich jetzt dort allerdings haufenweise konservative Kettenraucher, die im Opernfoyer nicht mehr qualmen durften.

Der Bahnhof Hermannplatz wollte bis vor kurzem noch radikaler sein und Junkies mit „atonaler Musik“ vertreiben. Doch dann erkannten die Verantwortlichen die Kollateralschäden: Jede Musik zieht schließlich auch eine Klientel an, die sie mag. Statt Junkies werden dann Fans der „freitonalen“ Musik, also Intellektuelle mit Rollkragenpulli und Armani-Hose, bei Wein und französischen Edelschimmelkäse-Picknick den Hermannplatz unsicher machen. Diese werden Passanten militant um eine milde Spende für ihr nächstes Kulturprojekt anbetteln – ein Künstlerdorf in Meck-Pomm, das die Werke von Jean-Paul Sartre als Opernzyklus aufführt und gleichzeitig abstrakt malt!

Das Risiko war dann doch zu groß. Stattdessen sollen dort jetzt Affengeschrei und Papageiengeräusche ertönen. Doch wen lockt das an? Schlagerfans, die an eine neue Single von Thomas Anders denken? CSU-Wähler, die das für eine von Horst Seehofers gelungensten Wahlkampfreden halten? Oder gar die letzten Nachfahren der Neandertaler, also Kollegah und Farid Bang? Eventuell wechseln die Junkies, von Dschungelgeräuschen inspiriert, auch einfach die Droge – also von Heroin zu Ayahuasca, dem zurzeit angesagten psychedelischen Drogengebräu aus dem Regenwald. Dann gesellt sich zur Klangverschmutzung auch noch die Belästigung eines weiteren Sinnes, denn Ayahuasca „reinigt“ den Magen durch heftigen Brechreiz…

Wie man arabische Schwule erkennt!

In Sachsen wurde ein Kamerateam des ZDF alias „Lügenpresse“ 45 Minuten lang von der Polizei festgehalten, um einem Pegida-Demonstranten einen Gefallen zu tun. Obwohl die meisten sächsischen Polizisten wahrscheinlich schwer in Ordnung sind, gibt es auch erfreulich viele V-Männer in die rechte Szene – oder wie die Rechtsextremen sagen: viele Verbindungsleute in die „staatliche Szene“…

Die Menschen sind so verwirrt… In Österreich wurde neulich ein homosexueller irakischer Asylbewerber abgelehnt, weil er angeblich „nicht schwul genug“ wirkte! Was muss ein Mann tun, ob österreichische Behörden vom Schwulsein zu überzeugen? Mit lila Halstuch und abgespreiztem kleinen Finger auftauchen, um dann mit nasaler Stimme lässig zu sagen: „Hallöchen, Popöchen, wie geht’s uns denn so? Alles cool am Stuhl, alles fit im Schritt? Ihr braucht einen Beweis, dass ich wirklich schwul bin? Ok, Herr Geheimrat, dann beugen Sie sich mal nach vorne und genießen Sie die Fahrt!“

Jetzt allerdings wurde ein anderer schwuler Asylbewerber, der das anscheinend mitbekommen hatte, abgelehnt, weil er „zu mädchenhaft“ wirkte. Mal ganz abgesehen davon, ob man österreichischen Behörden diese Art von Frauenfeindlichkeit durchgehen lassen sollte, brauchen die Guten vielleicht ein wenig Nachhilfe, wie man schwule Asylbewerber erkennt. Das wichtigste Indiz, dass ein Araber tatsächlich schwul ist: Er sagt dir, dass er schwul ist. In einer Schamkultur wie der islamischen gibt es nur eine Sache, die für arabische Männer entehrender ist als der Foltertod – wenn ein anderer Mann dir geschwollene Organe in Körperöffnungen bugsiert, die für andere Tätigkeiten vorgesehen sind… Sollte es dann immer noch Zweifel geben, holen sich die Österreicher einfach ausgewählte Experten der sächsischen Polizei. Die wissen sofort, wer schwul ist: Zuerst mal alle, die fürs ZDF arbeiten…

Warum wir dringend Kontakt zu Aliens brauchen!

Die Bundesregierung hat nach eigener Auskunft „keinen Plan“ für Kontakte mit Außerirdischen. Wie bitte? Wie will man bitteschön „ohne Plan für Aliens“ mit dem Mann vom Mond, also dem nordkoreanischen Außerirdischen Kim Jong Un, umgehen? Oder mit dem Alien-Zaren der Russen, den man neuerdings auch auf Staatskosten als Tanzbär für Hochzeiten in Österreich engagieren kann – vorausgesetzt, der anschließende Knicks fällt tief genug aus… Oder mit dem Mann, der mit der geklauten Fönwelle eines Orang-Utans und einem hyperaktiven Twitter-Daumen im Weißen Haus die Karikatur eines Menschen darstellt?

Um auf Aliens zu stoßen, muss die Regierung jedoch nicht nur im Ausland suchen. Was soll man von angeblich christlicher Parteien halten, die mit „Fiktion der Nichteinreise“ und „Ankerzentren“ argumentieren? Das ist doch pures Klingonisch!

Leider sind die Aliens, die uns heimsuchen, nicht jene von der „Wir-bringen-die-Menschheit-weiter-mit-intelligenten-Lösungen“-Fraktion, sondern eher winzige paranoide Gesellen, die sich über die Gehörgänge in die Hirne vormals menschlicher Gestalten einnisten und sie von dort steuern. So redet ein bayrischer Ministerpräsident auf einmal von „Asyltouristen“, wenn er in Wirklichkeit Ertrinkende im Mittelmeer meint. Dieser Mann stellt sich gerade zur Wiederwahl, hat aber versäumt, die Internet-Adresse seiner Kampagne „Söder macht’s“ zu sichern – Aliens haben mit dem Internet anscheinend genauso wenig am Hut wie die Neuland-Kanzlerin… So hat dann die Konkurrenz die Seite „Soeder-machts.de“ registriert und informiert dort über die schurkischen Absichten des Aliens. Allerdings führt sie auf der Seite weiter unten ihre eigenen Pläne aus und nennt dann unter der Überschrift „zwölf gute Gründe, die Bayern SPD zu wählen“ genau sechs Gründe – waren da etwa wieder Außerirdische am Werk? Ohne Plan für Aliens geht es leider nicht!

Warum Armut nicht auf Bäumen wächst!

Was macht Arme eigentlich arm? Ist es Faulheit? Ein Mangel an Bildung, an Charakter, an Persönlichkeit? Fehlender Wille? Jetzt ist rausgekommen, was die wahre Ursache von Armut ist: kein Geld!

In London lief 2009 ein Experiment mit dreizehn chronisch Obdachlosen. Diese Leute verursachten zusammen Kosten von 400.000 Pfund pro Jahr (450.000 Euro) an Polizei-Einsätzen, Gerichtskosten, Sozialdienstleistungen. Man gab ihnen aus lauter Verzweiflung einfach Geld: 3000 Pfund pro Person. Zusammen 39.000 Pfund. Ersparnis für die öffentliche Hand: 90 Prozent. Anderthalb Jahre später hatten sieben der 13 wieder ein Dach überm Kopf, zwei standen kurz davor, eine eigene Wohnung zu beziehen, alle hatten wichtige Schritte auf dem Weg zu Solvenz und persönlicher Weiterentwicklung getan.

In Deutschland zwingen wir Leute erst mal, all ihr Geld auszugeben und produzieren so aktiv Altersarmut und Hoffnungslosigkeit. Aber was Arme wirklich brauchen, ist Geld. In Namibia sank der Anteil der Personen mit Mangelernährung aufgrund von Direktzahlungen von 42 auf 10 Prozent, genau wie die Schulabwesenheit von Kindern (die sank auf beinahe Null). In Malawi stieg der Anteil der Mädchen und Frauen, die eine Schule besuchten, um 40 Prozent und die Kriminalität sank um 42 Prozent. Jedenfalls, bevor Harvey Weinstein dort einen neuen Film drehen wollte…

Gäben wir den Armen dieser Welt einen Bruchteil des Geldes, das wir für Grenzzäune, Zollmaßnahmen, Handelsbeschränkungen, Sklavenlager in Libyen, Anker-Zentren, Gefängnisse, Entwicklungshilfe und so weiter ausgeben – wir wären so viel reicher. Wollte die AfD wirklich keine Flüchtlinge, sollte einfach jeder ihrer Wähler 10 Euro Direkthilfe spenden…

Doch die einzigen Armen, die wir bereitwillig retten, sind arme Banken. Wir sind nämlich auch arm. Arm an Geist. Gegen diese Armut helfen Direktzahlungen leider nicht.

Was in England demnächst verboten wird!

Boris Johnson, ehemaliger britischer Außenminister schlägt in Großbritannien Wellen mit einem Vergleich der „Burka“ mit „Briefkästen“ und „Bankräubern“. Damit rutscht Johnson selbst von einem Triple B (Burka, Briefkästen, Bankräuber)-Rating auf Ramschniveau. Wie kommt eigentlich ein konservativer Brite darauf, islamische Verschleierung ausgerechnet mit Briefkästen zu vergleichen? Ist nicht eine ganze Reihe seiner konservativen Kollegen gerade mit Briefkasten-Firmen in irgendwelchen Offshore-Steuerparadiesen erwischt worden? Ist das nicht eine Verschleierung, die den sozialen Zusammenhalt wesentlich stärker bedroht als die paar Burka-Trägerinnen (nicht mal ein Prozent aller Muslima sind voll verschleiert)?

Und was wäre wohl, wenn eine Burka-Trägerin nicht nur, wie von Johnson behauptet, wie eine Bankräuberin aussähe, sondern tatsächlich eine mit „Niquab“ (so der korrekte Name des Schleiers, der nur einen Schlitz für die Augen offen lässt) bekleidete Muslima sich aufgrund der ewigen Anfeindungen auf Bankraub spezialisierte. Die gern für eine Terroristin gehaltene Vollverschleierte erbeutet pro Bankraub 50.000 Pfund. Wie lange müsste die Dame wohl Banken ausrauben, um auf die Milliardenkosten zu kommen, die Boris Johnson als einer der Haupt-Brexit-Befürworter den armen Briten aufbürdete? Setzt man die sehr moderate Summe von 50 Milliarden Euro als Brexit-Kosten an, dann hätte unsere Bankräuberin das Geld in etwa 2739 Jahren beisammen. Hätte die Muslima also im Jahr 721 v.Chr. mit dem Banken Ausrauben begonnen, also etwa 1300 Jahre vor der Zeit Mohammeds und ungefähr zur Zeit der Gründung Roms – dann hätte sie in all der Zeit nur das zusammen rauben können, was Boris Johnson die Briten in nur drei Jahren kostete!

Und da stellt sich dann die Frage: Wäre ein Boris-Johnson-Verbot nicht eine sinnvolle Alternative zum Burka-Verbot?

Wie wir den Stau vermeiden!

Auf der A2 haben sie neulich eine Elfenbeauftragte und eine Tierkommunikatorin eingesetzt, um die zahlreichen Unfälle endlich mal in den Griff zu bekommen. Das ist ein wichtiger und lange überfälliger Schritt, wie mir ein befreundeter Pudel neulich während eines Spaziergangs versicherte. Tiere finden Autobahnen generell „ziemlich mies“, der Pudel verstieg sich sogar zu dem Vergleich „Auschwitz für Füchse“, was ich vehement ablehnte und ihm sofort eine linksradikale Gesinnung vorwarf. Wogegen der Pudel sich verwahrte – er sei ein Autonomer. Haha, erwiderte ich, und warum hast du dann ein Herrchen? Vielleicht sagte er auch weder Auschwitz noch Autonom sondern nur: Wau-Wau – manchmal nuscheln Pudel ein wenig.

Im Autobahn-Verkehr muss was passieren. Ich persönlich bin mir zwar nicht so sicher, dass die Unfälle von schlecht gelaunten Elfen verursacht werden – könnten auch schlechtgelaunte Menschen sein… Aber vielleicht sollten wir vorsichtshalber das volle Arsenal spiritistischer Möglichkeiten ausschöpfen und etwa Geomantiker vorbei schicken, die gucken, ob die Autobahnen zufällig über Wasseradern gehen… Das denke ich jedes Mal, wenn ich über die Elbe fahre – ganz schlechtes Feng Shui!

Teilweise sind ja bereits hilfreiche Geister unterwegs. Und damit sind nicht nur Gelbe Engel gemeint, die zwischendurch Statistiken für VW fälschen. An einer Autobahnauffahrt wollte ein junger Mann neulich mein Auto energetisch versiegeln. Dachte ich jedenfalls, bis sich herausstellte, dass er nur „endlich nach Siegen“ wollte. Ich ließ ihn stehen. Außer ihm will nämlich keiner nach Siegen. Die Fußball-Nationalmannschaft hat das Wort sogar komplett aus ihrem Sprachschatz gestrichen.

Tierkommunikatoren werden allerdings auch abseits von Autobahnen dringend gebraucht, nämlich im Weißen Haus – um endlich mal Kontakt zu dem Tier im Oval Office zu bekommen!

 

Warum wir die Hitze im Kopf nicht mehr ertragen!

Was kam eigentlich zuerst? Die Klimakatastrophe? Oder die Erhitzung der Hirne? Vermutlich führte Letzteres zu Ersterem. Denn heiß gelaufene Hirne produzieren jede Menge idiotischer Entscheidungen. Denke ich, als ich den Taxifahrer vor mir eine Kippe aus dem Fenster werfen sehe. Bei der Hitze? Brennende Zigarette in die Büsche schmeißen? Geht’s noch? Kurz überlege ich, ob ich aussteige, ihn kurz töte und dann unauffällig weiterfahre. Verwerfe die Idee. Zu heiß.

Die grausamen Folgen der Hitze im Kopf sieht man am klarsten an Trump und der neoliberalen Mafia, die gern mal betont, dass die Klimakatastrophe nur eine zufällige Häufung warmer Tage ist. Auch Horst Seehofer beharrt hirnverbrannt auf letztlich irrelevanten Themen wie der Asylfrage, während das Klima das Ende der Menschheit einläutet. Wenn die Überhitzung des Planeten nämlich im momentanen Tempo weitergeht, sind die paar Asylanten nur die kümmerliche Vorhut eines Tsunamis, gegen den „Ankerzentren“ in etwa so viel Chance haben wie ein kluges Argument gegen Donald Trump. Was übrigens nicht heißen soll, dass Ankerzentren ein kluges Argument sind!

Die Hitze im Kopf tobt überall: Jan Ullrich geht auf Malle auf Til Schweiger mit einem Besenstiel los – total überhitzt. Wobei man fairerweise sagen muss, dass bei einigen von Schweigers Filmen ein Besenstiel bei weitem nicht ausreicht! Der Flughafen Berlin-Schönefeld wird wegen eines Sexspielzeugs gesperrt – weil Sicherheitskräfte anscheinend bei diesen Temperaturen einen Dildo für eine terroristische Zumutung halten. Die Hitze im Kopf muss begrenzt werden: Wann immer sie in nächster Zeit einen Politiker oder Wirtschaftsboss mit rotem Kopf eine Entscheidung verkünden hören, erst mal einen Eimer Eis über dem Kopf entleeren, bevor es für den Planeten zu spät ist. Wo bleibt ein Ice-Bucket-Challenge, wenn man ihn mal braucht?

Warum wir nicht besser werden sollten!

Das Leben ist sinnlos. In 100 Jahren wird niemand mehr wissen, wer wir waren oder was wir taten, und selbst wenn wir dann noch als Mozart oder Einstein verehrt werden – den an unseren Gebeinen nagenden Würmern ist das völlig schnuppe. Trotzdem versuchen wir, unserem Leben eine Bedeutung zu geben und das Meiste rauszuholen, indem wir uns selbst optimieren. Dafür braucht man objektive Daten. Eine Vielzahl von Applikationen hilft bei dieser Vermessung des „Selbst“: Apps, die Blutwerte und -Druck messen, die den Kalorienverbrauch aufzeichnen, die Schritte zählen – all das ist heute billige Standardausrüstung.

Wahre Optimierer vermessen ihr Leben viel umfassender. Da wird der Schlaf gemessen und der „Sleep Talk Recorder“ zeichnet auf, was man während des Schlafes sagt. Das erinnert den Horst Seehofer dann am Morgen, dass er es „der blöden Berliner Ziege mal zeigen“ möchte. Die Apps sind vernetzt, damit die „Community“ einem hilft. So kriegt der Horst „Echtzeit“-Zustimmung vom Söder: „Obergrenzgeil – mach sie alle“!

Die App „Bedpost“ zeichnet die Sex-Gewohnheiten auf, während „Poop-Log“ die Verdauung misst – eine kombinierte App, welche die Verdauung während des Sex sowie Bettgeflüster mitschneidet, soll unter dem Namen „Charlie Sheen“ in der Testphase sein. „Life360“ verfolgt Leben und Aufenthaltsorte sämtlicher Familienmitglieder, während „MCouple“ nur Zugriff auf sämtliche Daten des Ehepartners zulässt. Finanzen werden ebenso getrackt wie Produktivität, Energiekonsum, CO2-Ausstoß und am Ende des Tages sagt einem eine letzte App, dass man eindeutig zu viel Zeit mit der Kontrolle diverser Kontroll-Apps verbrachte.

All das basiert auf der Annahme, dass ich nicht in Ordnung bin und mich durch strikte Kontrolle verändern sollte. Kann ja auch sinnvoll sein. Wenn ich stark übergewichtig bin und zu viel saufe, könnte es Zeit für etwas Einschränkung sein. Oder Zeit für meine Memoiren als Rainer Calmund. Aber in einer Gesellschaft, deren Motor der ständige Vergleich mit nicht zu erreichenden Idealen ist, ist diese Kontrolle in etwa so sinnvoll wie ein Kokainentzug durch Schnaps.

Wir brauchen eine neue App, die sofort Alarm schlägt, wenn man anfängt, sich zu stark zu kontrollieren. „Chill mal, Alter“, könnte sie einem noch sagen, bevor das Smartphone sich ausschaltet und sämtliche personenbezogenen Daten löscht.

 

Warum wir die Hitze weglachen müssen!

„Iss deinen Teller auf gar keinen Fall leer!“ Meine ältere Tante guckt mich alarmiert an. „Was?“ sage ich verwirrt. „Iss deinen Teller nicht leer – sonst wird das morgen wieder nix mit dem Regen!“ Wann hat man das je erlebt? Deutschland ächzt unter einer Hitzewelle – verschiedene meiner Bekannten versuchen bereits, Obdachlosen ihre Schlafstellen unter der Brücke abzukaufen, weil die Wohnung zu heiß ist.
Dieses Jahr ist der Sommer sogar noch gewalttätiger als sonst: Die Sonne sticht, der Salat schießt, die Bäume schlagen aus, der Rasen wird gesprengt – und Donald Trump lässt seinen Twitter-Daumen heiß laufen. Die Klima-Katastrophe hatten wir uns besser vorgestellt: Man kann attraktive und gering bekleidete Menschen schon gar nicht mehr wahrnehmen, weil ständig Schweiß in die Augen läuft. Ein entfernter Bekannter mit Kannibalismus-Fetisch wollte sich neulich vor lauter Hitze-Verzweiflung in die Kühltruhe legen, aber auch das gelang nicht – da lag nämlich noch sein Ex!
Die AfD überlegt derweil, ob sie die illegal eingewanderte Hitzewelle aus Afrika zum Wahlkampfthema macht und feilt bereits an den Slogans: „Und wenn er denn nicht selber kann, schickt Wetter uns der Muselmann!“ „Lieber Islam-Hetze als Islam-Hitze!“ Aufgrund des Wärme-Überschusses haben Rechte sogar aufgehört, Asylanten-Unterkünfte anzuzünden und hocken wieder maulend im Biergarten.
Besonders die Landwirte in Berlin und Brandenburg leiden. Sie wollen jetzt Subventionen wegen Ernte-Ausfällen. „Wie bitte?“ mosert meine ältere Tante, „wenn ich ausfallend werde, zahlt mir doch auch keiner was!“ „Du musst doch auch keine Ernte einfahren, Tante Kathi,“ erwidere ich. „Papperlapapp, sollen die sich halt den Höcke an den Acker stellen.“ „Was?“ frage ich. „Ja, den Björn Höcke von der AfD. Gegen die Hitze.“ „Wie soll denn der Höcke vor Hitze schützen?“ „Na, der hat doch von allen den größten Schatten!“