September 2018

Warum wir besoffen sind, ohne es zu merken!

Stellen sie sich einmal vor, Sie wollen einen sehr teuren Flasche Whisky kaufen, haben aber das nötige Kleingeld nicht. „Macht nichts“, sagt der neben Ihnen stehende Freund, „Ich leih dir das Geld.“ „Wie denn?“ fragen Sie, „du hast doch auch nix.“ „Nee, aber ich stell dir jetzt mal einen Gutschein aus. Natürlich mit Zinsen, versteht sich.“ „Wie bitte?“ erwidern Sie, „einen Gutschein über Geld, das du gar nicht hast, und dann noch Zinsen auf Geld, das du gar nicht hast?“ „Ja, frage jetzt nicht weiter nach, wie, aber das funktioniert.“ Ihr Freund stellt den Gutschein aus, sie gehen in den Laden und das Wunder geschieht: Der Ladeninhaber akzeptiert den Gutschein, sie kriegen den Whisky, und zahlen schon eine Woche später den Kredit nebst Zinsen zurück. „Das ist doch Schmu“, werden Sie jetzt sagen. Nun, die einen sagen so, die anderen nennen es „Bank“! So funktionieren Banken. Die denken sich das Geld, das sie ihnen leihen, einfach aus. Ganz schön besoffene Finanzwelt, oder? Kein Wunder, dass Banken immer doppelt sehen, wenn Sie zur Tür reinkommen!

Sollten Sie aber aufgrund ihres Whisky-Konsums permanent so besoffen sein, dass Sie zahlungsunfähig werden, dann hat wohl die Bank einen Verlust in Höhe des Whisky-Preises in ihren Büchern stehen. Das denken aber auch nur Sie. Die Bank hat nämlich die Möglichkeit, Posten in ihrer Buchhaltung mit dem „Fair Value“, also dem Zeitwert, anzusetzen. Und eine leere Flasche hat nur noch den Wert eines Dosenpfands. Sollte doch jemand der Bank auf die Schliche kommen, geht diese einfach zur Regierung und sagt: Der Besoffene Meyer hat uns abgezockt. Wir sind pleite. Wir könnten Insolvenz anmelden, aber dann bricht die Wirtschaft zusammen. Rettet uns! Man könnte das schlicht als unmoralisch und zutiefst verwerflich und etwas kriminell bezeichnen. Oder eben als das (noch) erfolgreiche Finanzsystem des 21. Jahrhunderts!