Wöfür wir demonstrieren sollten!
Die Berliner Versammlungsbehörde hatte die Demonstration von Corona-Maßnahmen-Kritikern am Wochenende verboten. Wenn die Sicherheit der Demonstrierenden und Unbeteiligter gefährdet ist, ist so etwas anscheinend möglich…
Unmöglich ist allerdings das flinke Mundwerk des Innensenators, der „nicht bereit ist, dass Berlin als Bühne für Corona-Leugner, Reichsbürger und Rechtsextremisten missbraucht wird.“ Der Satz war in etwa so schlau wie das Löschen eines Hausbrands mit Petroleum – schließlich ist die Mehrheit der Demonstranten nicht rechtsextrem. Zumal „Reichsbürger und Rechtsextremisten“ eine Tautologie ist, eine unnötige Dopplung – so wie „schwarzer Rappe“, „kopflose Corona-Politik“ oder eben „durchgedrehter Innensenator“.
Die meisten Demonstrationsteilnehmer sind auch keine „Corona-Leugner“ – sie halten das Virus durchaus für real, aber nicht für so gefährlich, dass sie freiheitseinschränkende Maßnahmen gerechtfertigt finden. An der Stelle sollte eine faktenbasierte Diskussion ansetzen – leider zeigt Herr Geisel, dass auch er überreagiert. Jetzt wird auf Seiten der Veranstalter wieder die Opferkarte gespielt, und in sozialen Medien überschlagen sie sich mit Hinweisen auf eine „Corona-Diktatur“.
Natürlich leben wir in einer Diktatur. Die Diktatur der Mehrheit über die Minderheit – auf deutsch: Demokratie! Ein beschissenes System, keine Frage, aber immer noch beste aller beschissenen Systeme. Ich persönlich bin eher für eine Art wohlwollender Monarchie, vorausgesetzt: ich bin König, klar. Solange das keine Mehrheit findet, sollten wir die Diktatur der Mehrheit erdulden. Wenn die Minderheit sagt, wo es lang geht, nennt man das „Oligarchie“ – nachvollziehbarerweise kommt eine große Anzahl der Desinformationen zum Thema Corona (und anderer Verschwörungstheorien) aus Russland…
Da hilft nur das Spiel „Differenzierung“. Kein besonders aufregendes Spiel, aber wenn ich erst König bin, wird es Gesetz!