Juli 2018

Warum wir in einer Verschwörung leben!

„Das wurde in der UNO im kleinsten Kreis doch schon vor 20 Jahren beschlossen, dass Deutschland mit Flüchtlingen geflutet wird“, sagt der Autohändler, der wirklich alles zu wissen scheint. Das gibt mir zu denken. „Geflutet.“ Das Netz ist natürlich voll von Verschwörungstheorien, die besagen, dass die Homogenität des Deutschen Volkes durch Migranten zerstört werden soll.

Die Deutschen sind ein homogenes Volk? Wirklich? Sie bestehen aus Kelten, die mit Germanen schliefen, welche wiederum Slawen vögelten, die zuvor von Latinern vergewaltigt worden waren, welche ihrerseits immer noch das etruskische Trauma verarbeiteten, dass diese von den Hellenen geerbt hatten, welche über die Phönizier dubiose Bumsereien mit den Ägyptern erduldeten. Und an der Stelle gibt es tatsächlich eine Homogenität: 45 Prozent der Deutschen haben Gene des ägyptischen Pharaos Tut-Ench-Amun! Auch bekannt als „das Karnickel vom Nil“. 45 Prozent verwandt mit den Pharaonen! Und jetzt ziehen die anderen 55 Prozent eben nach! Das ist keine Migration, sondern Familienzusammenführung!

Dabei lenken alle Verschwörungen ab von der einen ganz großen Verschwörung. Die gesamte Menschheit ist nämlich – tot! Denn woraus besteht das Leben? Essen, Schlafen, mit Glück etwas kopulieren – das ein paar Mal wiederholen und dann: Exitus. Wir sind sterbende Menschenaffen. Um das zu verdrängen, fingen wir an, uns Sachen auszudenken, die es vorher nicht gab: Stammeszugehörigkeiten, Nationen, Unternehmen, Geld, Ferraris, Mode-Wettbewerbe, Wet-T-Shirt Contests. Vor allem aber ersannen wir den Ich-Gedanken, mit dem alles Leid beginnt, all diese illusionären Dinge, die in Vergangenheit und Zukunft existieren aber niemals im Augenblick. Damit wir bloß niemals die Wirklichkeit erleben, nämlich diesen Moment. In Stille. Jetzt. In der ekstatischen Erfahrung von Ewigkeit.

Aber versuchen Sie mal, das einem Autohändler klar zu machen!

Warum wir nicht integriert sind!

Ein Wort allein sagt nix. Ein Bild, heißt es gern, sagt mehr als tausend Worte, nämlich mindestens 1001 mal nix. Das trifft auch auf das „Özil-Gündogan-Erdogan-Foto“ zu. Es erhält erst durch unterschiedliche Interpretation seine Bedeutung: Ein Erdo-Fan sieht drei Top-Türken mit Fußballbegeisterung, ein AfD-Wähler zwei Landesverräter mit einem Despoten, und ein Außerirdischer sähe zwei Hominiden mit so einem komischen hässlichen Ding in der Mitte.

Daraus jetzt eine große Debatte um das Scheitern von Integration abzuleiten ist in etwa so überzogen ist wie eine Hochstilisierung von Angela Merkel zur Mode-Ikone. Im Klartext: Özil ist herausragend integriert. Er spricht mindestens drei Sprachen fließend, verdient sein eigenes Geld, liegt den Krankenkassen nicht auf der Tasche und kann genauso bockig sein wie die meisten Deutschen.

Was wir hier viel eher sehen ist das Scheitern der menschlichen Fähigkeit, Gegensätze auszuhalten. Die kann man durch die Aufnahme des Wortes „und“ in den Sprachschatz trainieren. „Und“ wie in: Mesut Özil ist Deutscher UND er fühlt sich der Türkei verbunden. Er spielt geilen Fußball UND hat das PR-Talent eines deutschen Dieselmanagers.

Die Nationalmannschaft wiederum ist einerseits „die Deutschen“ UND andererseits eine Ansammlung kickender Ich-AG-Millionäre, für die die WM eine Art „Aktiv-Bewerbungs-Messe“ für noch höher dotierte Posten ist. Özils Rücktritt ist ein trauriges Signal für Jugendliche mit Migrationshintergrund UND die folgerichtige Geschäfts-Entscheidung, diesen Kindergarten zu verlassen. Der Özil kritisierende Hoeneß („ Mesut hat den größten Dreck gespielt“) hat ein Recht auf seine Meinung UND verwechselt das Ganze mit seinen Steuersünden (da hat ja auch jemand den größten Dreck…) Rassistische Fußball-Fans sind einerseits bekloppt UND andererseits total bescheuert.

UND baut Brücken. ODER zieht Zäune. Wir haben die Wahl!

 

Warum Menschen wunderbar sind!

Homo Sapiens nervt. Da sind sich die meisten anderen Tiere einig. Er hält sich selbst für das größte Geschenk der Schöpfung und fühlt sich im Verbund mit anderen Homos, die er zumeist persönlich noch nicht einmal kennt, als fiktive Gruppe namens „Menschheit“. Und all das nur, weil er die Fähigkeit zur Sprache entwickelt hat. Wobei eben diese Sprachfähigkeit nicht bei allen Homos gleich gut ausgeprägt ist, was wiederum zu sehr unterhaltsamen Situationen führt.

Das zeigt sich besonders, wenn der Mensch in Not gerät. Das beschreibt Ben Schreiben in dem sehr unterhaltsamen Buch „Killen Sie die Eichhörnchen“. Da kommt es vor, dass der Pannendienst wie folgt angerufen wird: „Können Sie mir bitte Schneeketten bringen? Ich wurde vom im Ski-Urlaub vom Winter überrascht!“ Manchmal ist Homo Sapiens auch nicht in der Lage, die Technik seines Fortbewegungsmittels komplett zu verstehen – da ist ein kompetenter Berater hilfreich. Anrufer: „Mein Bordcomputer schreibt: Werkstatt aufsuchen. Was bedeutet das?“ Call-Berater: „Ich bin zwar kein Techniker und auch kein Hellseher, aber ich vermute mal, sie sollten eine Werkstatt aufsuchen.“

So ein Pannendienst kann auch Leben retten. Call-Berater: „Wir sind dann in etwa einer Stunde bei Ihnen.“ Anrufer: „In einer Stunde? Wollen Sie mich umbringen? Ich schwebe hier in Lebensgefahr.“ Call-Berater: „Ganz ruhig. Sie stehen auf einem öffentlichen Parkplatz und nicht mitten auf der Autobahn.“ Anrufer: „Ich stehe vor dem Westfalenstadion.“ Call-Berater: „Und?“ Anrufer: „Meine Schalke-Beklebung ist nicht gerade dezent.“

Homo Sapiens ist sogar in der Lage, Melodien zu erkennen, die von einer Maschine gesungen werden, wie folgende Konversation belegt: „Ist dort die Pannenhilfe? Ich glaube, ich habe hier ein größeres Problem.“ Call-Berater: „Welches denn?“ Anrufer: „Mein Turbo pfeift!“ Call-Berater: „Welche Melodie?“ Anrufer: „Ich fürchte, es ist das Lied vom Tod!“

Warum die Fußball-WM nicht jugendfrei ist!

Die Fußball-WM in Russland ist mit grandiosem Fußball zu Ende gegangen – da sind sich (fast) alle einig. Allerdings gab es (mindestens) einen unschönen kleinen Schatten: die Schwalbe von Griezmann, welche letztlich zum 1:0 für Frankreich führte. Sie war so spektakulär, dass das Wort „Schwalbe“ schon gar nicht mehr greift – das war eher ein „Albatros“ (entfernt mit der Sturm-Schwalbe verwandt, aber drei Meter Spannweite)! In der Kritik steht der Schiedsrichter, der das nicht so gesehen hatte. Antoine Griezmann selbst steht interessanterweise nicht in der Kritik – dabei war er doch derjenige, der schummelte. Die unterschwellige Botschaft an Millionen teils minderjähriger Zuschauer: Betrug ist in Ordnung – er darf bloß nicht rauskommen.

Besonders schade daran ist, dass der Fußball einst extra erfunden wurde, um englischen Schülern die Konzepte von Teamgeist und Fair Play zu vermitteln. Dass das mit der Fifa von heute so wenig zu tun hat wie Harvey Weinstein mit feministischer Gesinnung, dürfte mittlerweile jedem klar sein. Die Fifa ist für Oligarchen, Diktatoren und Mafiosi die „Miele“ unter den Geldwasch-Vollautomaten! Die raffgierigsten Spieler setzen die Taktik der „Schwalbe“ folgerichtig bei ihren Steuererklärungen fort.

Aber vielleicht ist das ja auch ein weltweiter Trend – seit Präsident Trump es mit der Wahrheit wie beim „Pussy Grabbing“ hält: Wer sich durchsetzt, hat Recht! Der Schwächere darf untergehen. Menschen, die empathisch mitfieberten, als 13 Jugendliche in Thailand aus einer Höhle befreit wurden, empfinden wenig Bedauern, dass im Mittelmeer zur gleichen Zeit Hunderte Migranten ertranken oder in Malta ein Kapitän angeklagt wird, weil er nicht genügend Menschen untergehen ließ! Foul Play als Geschäftsgrundlage. Das ist bedauerlich. Der einzige Trost: Was faul ist, verfault irgendwann. Dann wächst wieder Neues nach.

 

Warum es schlecht um Frankreich steht!

Im Fußball (wie auch im Leben) sind die Dinge manchmal ja fürchterlich komplex. Man könnte sagen, dass England gegen Kroatien verlor, weil das Team letztlich weniger Tore schoss. Man könnte aber auch sagen: es lag an – Mick Jagger. Denn der guckte zu. Und er hat eine miese Reputation, jedenfalls als Fußball Fan. Welches Team auch immer Jagger bei den vergangenen WMs anfeuerte (England 2010, Brasilien 2014) – es verlor. Jaggers Fußball-Intuition ist in etwa so gut wie die Internet-Intuition von Bill Gates („Das Internet ist nur ein Hype“, 1993) oder die Mobilitäts-Intuition von Kaiser Wilhelm („Das Auto ist eine vorrübergehende Erscheinung“). Über seine Fußballfrustration veröffentlichte Jagger letztes Jahr sogar ein Lied: „I went to see England, but England’s lost“(Ich ging England angucken, aber England verlor).

Aber auch der Erfolg der Kroaten lag vielleicht gar nicht am Team selbst, sondern an… legefaulen Hühnern. Denn der Spieler des Spiels, Torschütze und Vorbereiter des zweiten Tores Ivan Perisic wuchs zwischen Hühnern auf. Die Hühnerfarm seines Vaters war in finanziellen Schwierigkeiten, so dass der den damals 17jährigen bat, ein Fußball-Angebot aus Frankreich anzunehmen. Dort wurde Perisic hervorragend gefördert und ist heute einer der besten Spieler der Welt. Die Kroaten verdanken ihren Erfolg also der Verzweiflung eines Hühnerbauern und daraus resultierender Kinder-Arbeit! Und Mick Jagger.

Nun stehen am morgigen Sonntag also Frankreich gegen Kroatien im WM-Finale. Dummerweise spielen bei den Franzosen fünf Spieler, die hauptberuflich in England leben und in der Premier-League kicken. Ich habe über Umwege eine Karte erstanden, die ich Mick Jagger geben werde, der natürlich die Franzosen anfeuert. Außer gegen eine Zahlung von fünf Millionen Euro und zehntausend Hühnern, zahlbar in Bitcoin, auf ein Konto in Split: Frankreich – ihr habt die Wahl!

Warum Özil ein Held ist!

Fernandinho (Brazilien) als „Affe“ beleidigt, Mesut Özil als „Ziegenficker“ und Schlimmeres verunglimpft, ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann frauenfeindlich beschimpft. Das ist die dunkle Seite der Fußball-WM in Russland. Ausgerechnet Özil soll Schuld am frühen Aus der Deutschen sein (zumindest Jens Maier (AfD) und einigen Gleichgesinnten zufolge).

Nun kann man sicher Einiges gegen Mesut Özil vorbringen. Das Foto mit Erdogan war sicher nicht der schlaueste PR-Gag aller Zeiten. Seine Reaktion darauf auch nicht – man könnte meinen, Josef „Victory-Zeichen“ Ackermann wäre sein PR-Berater. Bedenklicher noch ist seine Einstellung zu Steuergerechtigkeit – eine glatte 9 auf der „Hoeneß-Skala der Finanz-Idiotien“ von 1-10. Und vielleicht hat er nicht besser, aber auch nicht schlechter gespielt als seine Team-Kameraden. Dafür spielt er allerdings erheblich besser als alle, die ihn jetzt kritisieren. Warum soll ausgerechnet er jetzt der Buhmann sein?

Das Ganze hat vielleicht systemische Gründe. Denn das ist doch das menschliche Dilemma: Geborenwerden ist zeitgleich ein Todes-Urteil. Mit zunehmendem Alter rückt der Tag der Hinrichtung näher und die Laune sinkt– wir alle sitzen im Todes-Trakt des Lebens. Da versuchen Hominiden mit begrenzter Restlaufzeit ihre Depression damit zu vertreiben, sich als Teil der Horde zu fühlen nach dem Motto: Wenn ich schon demnächst über die Klinge springe, lebt wenigstens ein Teil von mir in der Horde weiter. Da die Horde sich aber mit zunehmender Verstädterung auflöst, muss eine neue Projektionsfläche her, um der frühmenschlichen Sehnsucht nach Unsterblichkeit Genüge zu tun: Die National-Elf – das ist „meine“ Horde. Affenschreie im Stadion sind also vermutlich das Ehrlichste, was diese zurück gebliebenen Hominiden von sich geben können: Schau her, mein Hirn ist immer noch im Neandertal!

Warum wir länger leben!

Horst Seehofer möchte die Sicherheit aller EU-Bürger garantieren und schreibt deshalb wirre Briefe nach Brüssel. Der Sicherheit droht allerdings von einer ganz anderen Seite eine viel gravierendere Gefahr. Die Generali Versicherung möchte sich von fast vier Millionen Kapital-Lebensversicherungen trennen und sie an einen „Abwickler“ abtreten. Das klingt ein wenig nach „Abdecker“, welche toten Tieren das Fell über die Ohren ziehen, und geht auch in die Richtung…

Die Policen sind nämlich für den Versicherer weitgehend gestorben. Durch die Niedrig-Zinsen können viele Unternehmen die bis zu fünfprozentigen Zinsen, die sie in guten Zeiten ihren Alt-Kunden garantierten, nicht mehr bedienen („verzockt“, könnte man sagen) – einige dieser Lebensversicherer dürften mittlerweile so bankrott sein, dass Boris Becker im Vergleich mit ihnen grundsolide wirkt.

Also machen sie in ihrer Verzweiflung das, was Ehepartner mit ihrem Liebesleben machen, wenn es daheim länger nicht läuft: Outsourcen! „Run-Off“ nennt sich diese Strategie frei nach einem Rap-Hit von Young Buck „Dirty Money, had to do it, made me Run Off with the check” (“Dreckiges Geld, ich musste es tun, und ich rannte weg mit dem Scheck”). Der Abwickler soll dann die Zinsen bedienen und will das über Kosteneinsparungen erreichen. Dummerweise gibt es bei Lebensversicherungen auch noch so etwas wie eine „Überschussbeteiligung“ – wenn es gut läuft, kriegt der Versicherte noch mal einen Schuss drauf. Bei den Abwicklern dürfte das allerdings höchstens ein Schuss Korn ins Bier sein – mehr wird da nicht drin sein. Warum schreibt der Horst nicht mal so einen Brief nach Brüssel: „Liebe EU, warum habt ihr den Bankern ihre hirnrissigen Deals in den Nuller-Jahren erlaubt, ohne dass sie dafür Rechenschaft haften mussten? Könnt ihr jetzt Millionen Versicherungskunden vor Abwicklungs-Terror schützen? Oder wer rennt jetzt schon wieder weg mit dem Scheck?“

 

Warum wir jetzt sichere Grenzen haben!

Das Berliner Sado-Maso-Drama färbt ab. Ich glaube, demnächst gibt es Menschen mit einem neuen Hobby: Andere „verhorsten“ In einer Bäckerei etwa ginge das so: „Was darf es sein? fragte die Bäckerin. „Ein Roggenbrötchen.“ „Ok.“ „Nee, doch nicht.“ „Was möchten Sie stattdessen.“ „Dann doch ein Roggenbrötchen.“ „Was soll das?“ „Ich wollte nur mal kurz vom Rücktritt zurücktreten.“

Aber jetzt ist wieder alles gut. Dank der Einrichtung von „Transitzentren“. „Transitzentrum“ – das kennt der Bayer schließlich vom Oktoberfest: da heißt es allerdings Ausnüchterungszelle. Aber wird die SPD da mitmachen? Nicht, wenn es Transitzentrum heißt. „Transitlounge“… das müsste gehen. Das erinnert die Genossen an den letzten Kanada-Urlaub… Einfach ein paar bequeme Ikea-Stühle reinstellen, fertig ist die Lounge. Ganz eifrige Nutzer können sogar Bonusmeilen sammeln…

Ausgefuchst hat die Regierung einen neuen juristischen Tatbestand geschaffen: Die „Fiktion einer Nichteinreise“ – sich im Transit-Zentrum aufhaltende Asylsuchende zählen als nicht eingereist, obwohl sie sich in Deutschland aufhalten. Das könnte eine neue Sex-Praktik werden. „Schatz, heute spielen wir „Fiktion einer Nichteinreise“. „Hä?“ „Du denkst beim Liebe machen einfach an den Gärtner!“ „Aber Liebling, das tu ich doch schon seit 20 Jahren…“ „Fiktion einer Nichteinreise“ lässt sich in der CSU gut verkaufen – schließlich behandelt sie ihre Regierungsbeteiligung in Berlin seit Jahren als „Fiktion einer Einreise“.

Den „Schwarzen Peter“ hat jetzt: Österreich. Doch schon heißt es beschwichtigend aus München, bayrische Grenzschützer würden gemeinsam mit Tiroler Kollegen die südliche und östliche Grenze Österreichs schützen. So haben Deutschland und Österreich zum ersten Mal seit 1945 wieder eine gemeinsame Außengrenze – ach, wenn doch der Führer das noch erleben könnte…