April 2020

Chin wieder Live am 7.5.

Am 7. Mai könnt ihr mich wieder live in den Wühlmäusen erleben! Natürlich mit dem entsprechenden Sicherheitsabstand – daheim vor dem Rechner. Von 19 bis 20 Uhr veranstalte ich aus den Wühlmäusen eine Zoom-Show: Krisen-Kabarett für den Finanzwende e.V. (mehr dazu unter www.finanzwende.de) – hier der Link dazu: https://us02web.zoom.us/webinar/register/WN_QV0MjEAqSTinoYWDUip4Fg

Warum wir jetzt nicht mehr parken!

Seit gestern leben wir in einem neuen Zeitalter. Jedenfalls die Autofahrer unter uns. Gegen das, was man jetzt für Ordnungswidrigkeiten zahlen muss, wirken manche Corona-Ausfälle wie Schnäppchen. Der ADAC schäumt, und die FDP überlegt, eine neue Initiative zu gründen: PAGIDA – „Pampige Autofahrer Gegen die Insolvenz des Abendlandes“. Die Grünen hingegen feiern es als Initiative, die das Leben für Radfahrer verlängert – allerdings nur, solange unbewusst Corona-Infizierte nicht aus finanzieller Vorsicht aufs Rad umsteigen und beim gemeinsamen Warten an der Ampel „ungeschützt“ husten…

Unter anderem wird kritisiert, dass das Parken auf Schwerbehinderten- sowie Parkplätzen für E-Autos gleich teuer wird (55 Euro) – wobei allerdings nicht ganz klar ist, ob Menschen mit einem Elektro-SUV nicht ohnehin geistig so schwerbehindert sind, dass man die Fahrerlaubnis zumindest in Frage stellen sollte. Auch „Unnützes Hin- und Herfahren“ wird teurer – von 20 auf gleich bis zu 100 Euro. Nun ist leider nicht ganz geklärt, was unnützes Hin- Und Herfahren eigentlich ist: Nur das illegale Autorennen auf dem Kudamm? Oder auch die Unternehmergattin, die die gleiche Strecke im Panamera zurücklegt, um einen neuen Brillanten zu erwerben? Oder sogar der umweltbewusste Architekt, der im Elektro-SUV zum Bioladen fährt? Oder ist angesichts der Endlichkeit des Seins „unnützes Hin- und Herfahren“ nicht eine Metapher für unser gesamtes Leben?

Angesichts der Tatsache, dass ein Sechser im Lotto oder ein intelligenter Einfall von Donald Trump wahrscheinlicher sind als ein bezahlbarer Parkplatz in der Innenstadt, stehen viele Menschen vor der qualvollen Wahl: wirtschaftlicher Ruin durch Bußgelder oder gesundheit- und zeitlicher Ruin durch Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Nur das „Geblitzt-werden“ mit überhöhter Geschwindigkeit muss man nicht wirklich fürchten – wer kann unter der Atemschutzmaske schon einwandfrei identifiziert werden?

Warum wir bereits herdenimmun sind!

Herdenimmunität! Noch so ein Wort, das wir vor sechs Wochen nicht kannten. „Erst wenn eine Durchseuchung der Bevölkerung stattgefunden hat, und ein Stadium der „Herdenimmunität“ erreicht ist, kann das gesellschaftliche Leben wieder zu einem Vor-Corona-Zustand zurückkehren“ – heißt es gern. Dabei gibt es Herdenimmunität bereits: Jeder, der schon mal einen Lieblings-Witz auf einer Party riss, gegen den die ganze versammelte Herde immun zu sein schien, kennt dieses Phänomen. Auch gegen die Klimakatastrophe ist die Menschheit weitgehend immun: Umwelt wird vielerorts nur als etwas wahrgenommen, das einer Autobahn im Weg steht.

Weitere Bereiche, in denen Herdenimmunität bereits erreicht ist: Eltern, deren Sprösslinge immun gegen akzeptable Manieren sind. Finanzpolitiker, die als Herde immun gegen schärfere Regeln für Banken sind. Spitzenfußballer und Großkonzerne, die eine Herdenimmunität gegen Steuerzahlungen entwickelt haben. Unternehmensberater und -optimierer sind immun gegen die wirklichen Bedürfnisse von Firmen. Nazis sind herdenimmun gegen Mitgefühl. Und natürlich Beamte, denen man eine Herdenimmunität gegen Arbeit nachsagt. Tatsächlich erstaunt es, dass noch nicht einmal Donald Trump diesen Ansatz in die Diskussion eingebrachte: Aus Beamtenblut einen Impfstoff gewinnen – das Virus wird darin so träge, dass eine weitere Verbreitung bis nach dem Tod des Wirtskörpers verzögert wird!

Doch auch der amerikanische Präsident lebt ja in Herdenimmunität: Seine Hirnzellen sind als Herde immun gegen wirklich intelligente Gedanken. Vielleicht liegt es an einer Therapie, die er jetzt auch seinem Volk empfiehlt: Dem Spritzen von Desinfektionsmitteln – ein Großteil seiner Spiegelneuronen scheint bereits zu Tode desinfiziert.

Nur was das Corona-Virus angeht, scheint eine Herdenimmunität noch so fern wie eine Durchseuchung der Menschheit mit Intelligenz…

Warum wir in Berlin einen neuen Park kriegen!

Erinnern Sie sich noch an die Diskussion um ein Burka-Verbot? Vorbei, vorbei. Stattdessen wird Gesicht-Verhüllung Pflicht – Besitzer moderner Smartphones mit „Face-Recognition“ werden von ihren Telefonen wie lumpige Diebe behandelt und müssen mühselig einen endlosen Code eintippen, was wertvolle Zeit vernichtet. Das wiederum fällt nicht weiter ins Gewicht, weil sowieso alle in einer quälend langsamen Schlange vor dem Baumarkt stehen, weil jeder „bitte einen eigenen Einkaufswagen zur Abstandswahrung“ nutzt. Leere Regale, endloses Anstehen, die Grenze zu Meck-Pom dicht – die DDR lebt! Dank Corona haben wir das, was Ministerpräsidenten Tränen der Seligkeit in die Augen treibt – in jedem Bundesland einen anderen Staat. Der Landkreis Ostprignitz-Ruppin versuchte zwischenzeitlich sogar, eine eigene Republik auszurufen und Berlinern die Einreise zu verbieten!

Die Kanzlerin sprach angesichts des föderalen Corona-Flickenteppichs von „Öffnungsdiskussionsorgien“ – über Öffnung zu diskutieren galt lange Zeit als Therapie-Geschwafel aus den 80gern („Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du da keine richtige Öffnung für hast…“). Dass es mittlerweile zur Orgie mutiert, wirft einen tragischen Schatten auf unsere runtergekommene Sexualität.

Denn die Öffnung fällt durchaus unterschiedlich aus. In einigen Deutschlands haben alle Geschäfte wieder geöffnet, die es schaffen, ihre Verkaufsfläche auf 800qm herunterzurechnen – in anderen Deutschlands helfen solche Rechentricks nix. In einigen Deutschlands herrscht Atemmasken-Pflicht, in anderen kann man noch frei atmen – außer man hat das Virus. Dann kriegt man manchmal sogar eine eigene Beatmungsmaschine, was noch bescheuerter aussieht als eine Schutzmaske. Das wiederum ist irrelevant, weil sowieso niemand besuchen darf. In einigen Deutschlands fällt sogar das Oktoberfest aus – ein echter Verlust, da geselliges Saufen als Zoom-Konferenz ungefähr so reizvoll ist wie eine Fahrrad-Wanderung auf dem Ergometer.

Berlin hingegen wird das „Oktoberfest“ feiern: Alle Sicherheitsanlagen am BER-„Fluchhafen“ wurden vom TÜV abgenommen – einer Eröffnung im Herbst steht nichts mehr im Weg. Zu einer Zeit, in der niemand mehr in ein Flugzeug steigt, eröffnet die Hauptstadt einen neuen Airport – das ist ein wenig, als ob ein zum Tode Verurteilter als Henkersmahlzeit eine Groß-Packung Viagra bestellt…

Warum wir jetzt stornieren!

„Corona-Storno! Alles abgesagt“ – wie viele andere Menschen hänge ich zurzeit mit viel Zeit und wenig Geld durch. Der Bekannte, dem ich das am Telefon vorjammere, versucht zu helfen: „Und wenn du in deinen alten Job zurückgehst?“ Jetzt etwas Schlagfertiges sagen, denke ich – aber natürlich fällt mir erst später ein, was ich hätte sagen sollen: „Mein alter Job? Das wird nicht gehen – Prostitution ist doch auch tot…“

Künstler sind schließlich nicht die einzigen, die im Augenblick Leerlauf haben. Überall Absagen – der berüchtigte Corona-Storno ist noch ansteckender als das Virus selbst. Interessanterweise fangen jetzt auch Betriebe an zu leiden, bei denen man das nie für möglich gehalten hätte. Hätte euch letztes Jahr jemand gesagt, dass ihr bald für die Lufthansa spenden sollt – ein Anruf in der Nervenheilanstalt wäre sicher gewesen. Mittlerweile rückt das in den Bereich des Möglichen. Wohltätigkeit für Uber und WeWork – die Dritte Welt beginnt neuerdings in den Chefetagen von Möwenpick…

Viele große Konzerne appellieren jetzt an die Kundschaft, doch bitteschön Gutscheine für abgesagte Reisen anzunehmen. Schließlich handele es sich um einen Fall von höherer Gewalt. „Höhere Gewalt ist für mich eine klare Ansage meines Ehepartners“, möchte man ihnen entgegenschleudern, „aber doch nicht die Nicht-Einhaltung eines Vertrags!“ Geld statt Gutschein, raten daher Verbraucherschützer. Schließlich ist Geld – genau betrachtet – auch ein Gutschein. Und zwar einer, den man überall eintauschen kann und nicht nur bei einer einzigen Firma, die eventuell Insolvenz anmeldet und den Gutschein dann in einen „Schlecht-Schein“ verwandelt. So gesehen ist Geld sogar ein „Besser-Schein“.

Aber das begreifen in der Krise nicht alle. Schließlich legt der „Corona-Storno“ auch im Hirn gewisse Schaltkreise lahm. Unter anderem bei mir. Schließlich gibt es ja auch bei einigen meiner Veranstaltungen Gutscheine. Die solltet ihr natürlich auf jeden Fall nehmen – das sind schließlich die „Besten-Scheine“…

Wie Corona uns verändert!

Was an der Corona-Krise am meisten frappiert, ist, dass eigentlich alles wie immer ist: Tage vergehen. Es gibt einen Morgen und einen Abend. Ein Dazwischen. Dann Schlaf. Oder Tod. Meistens Schlaf. Dazu Essen, Trinken, Verdauen. Gedanken haben und austauschen.

Und natürlich ist auch alles anders. Wer hätte vor nur vier Wochen gedacht, dass man den Tag mit einem Blick auf die „Infiziertenzahlen“ beginnt? Wie viele „Neu-Infektionen“ gibt es? Ich schaue neuerdings auf die Robert-Koch-Instituts- und John-Hopkins-Statistiken wie einst auf den Medaillenspiegel der olympischen Spiele. Auf welchem Platz liegt Deutschland? Wie viele Medaillen haben die USA, die natürlich wieder in Führung sind. Ich horche jeden Tag, was Lothar Wieler, der Chef des RKI zu sagen hat, obwohl er immer dasselbe sagt, nämlich, dass er vorsichtig optimistisch ist, es aber zu früh sei, um endgültige Aussagen zu treffen.

Währenddessen wird mein Leben immer schlichter. Unglaublich, wieviel Abwasch auf einmal anfällt, wenn man nicht mehr ausgehen kann. Mein Liebesleben ist seltsam sediert. Überhaupt bin ich verdammt phlegmatisch. 80000 osteuropäische Erntehelfer werden eingeflogen, aber nur 50 minderjährige Flüchtlinge. Alles andere ist „unzumutbar“. Bin mir auf einmal nicht sicher, ob bei 80000 Menschen die Chance auf einen Infizierten nicht deutlich höher ist als bei 50… Und frage mich, ob die armen Flüchtlinge mehr Chancen hätten, wenn sich einfach als „Rekrutierungs-Camp östlicher Erntehelfer“ umdeklarieren?

Aber damit kann ich mich – wie alle – nicht aufhalten. Denn auf einmal ertönt eine Schalmei, so zuckersüß, so liebreizend, dass man die täglichen Statistiken für einen Moment vergisst. „Die Wirtschaft muss hochgefahren werden!“ schallt es aus allen FDP-nahen und nicht ganz so nahen Ecken. Schrittweise Lockerung der Restriktionen – was noch vor kurzem wie das langweilige Aufwärmen einer Senioren-Nordic-Walking-Gruppe klang, nämlich „schrittweise Lockerung“ – verwandelt sich jetzt in ein Konzerto Furioso der „Rückkehr zur Normalität“. Nun sei es dahingestellt, ob man hektisches Rumreisen durch die Welt, Kreuzfahrten ohne Ende, den kurzen Wochenendtrip nach Lissabon oder das Besaufen in einer Kneipe, um das eigene Elend oder das von Hertha BSC zu vergessen (was häufig dasselbe ist) oder um zu vermeiden, einen Moment der Untätigkeit zu erleben – ob man also all das als „normal“ empfindet. Oder ob es normal ist, Flüchtlinge in griechischen Elendslagern der Pandemie zu überlassen. Hauptsache runter vom heimischen Sofa und ran an den Speck. Immerhin fordert es die Leopoldina, die auch vor vier Wochen noch keiner kannte. Aber es gibt Gegenstimmen. Etwa die Helmholtz Gesellschaft – die warnt vor den Folgen einer zu raschen Lockerung. In Ermangelung von Fußball geraten auch wissenschaftliche Institute mittlerweile in einen Wettstreit: Bin ich für die Leopoldina? Oder das Helmholtz-Institut? Gar fürs RKI? Oder doch lieber Hertha BSC?

Oder bin ich fürs Sofa? Müdigkeit überkommt mich. Eigentlich ist doch alles wie immer. Tage vergehen… „Wann fahren wir unser Liebesleben wieder hoch?“ fragt meine Frau. Ich „Lothar-Wielere“ zurück: Ich bin vorsichtig optimistisch, aber es ist noch zu früh, um endgültige Aussagen zu treffen…

Was Ostern wirklich geschah!

Corona ist eine Verschwörung. Nach dem „Cui bono-Prinzip“. Wem nützt es denn? Amazon, den Chinesen und der Charité! Christian Drosten hat also in Zusammenarbeit mit Xi Jinping das Virus in die Welt gesetzt, um die Weltherrschaft zu erlangen, das Bargeld abzuschaffen und bei Amazon Prozente zu kriegen…

Das ist natürlich Quatsch. Die Geschichte war nämlich so: Alles begann Ostern vor etwa 2000 Jahren. Judas hatte Pontius Pilates gesteckt, dass Jesus Corona-infiziert ist. Daraufhin wusch sich Pontius permanent die Hände und schickte den Jesus auf Intensivstation. Damals waren die Krankenhäuser noch etwas schlichter, deshalb nagelten sie die Leute einfach an Kreuze, was ja auch ganz schön intensiv war. Jesus stellte sich tot (dank seiner Rhetorik-Atemschulung) und kam daraufhin in Quarantäne. Dann flüchtete er flink wie ein Hase nach Tibet, lebte dort von versteckten Eiern und eröffnete die erste Yogaschule.

Durch die Abschottung Tibets blieb das Virus jahrhundertelang auf eine Handvoll tibetischer Mönche beschränkt, bis der Dalai Lama letztes Jahr eine Hufeisennasen-Fledermaus küsste. Und diese Hufeisennasen-Fledermaus servierten Christian Drosten und Xi Jinping dann einem Chinesen in Wuhan als Nachtisch – um anschließend die Weltherrschaft zu erlangen, das Bargeld abzuschaffen und Prozente bei Amazon zu kriegen!

Zwecks Verschleierung dieser Verschwörung gründete Jesus damals von Tibet aus „das Christentum“, was sich (wie ein Virus) exponentiell verbreitete. Der V-Mann von Jesus im Vatikan (auch als „Papst“ bekannt) führte dann eine „Abstand halten“-Regel für das eigene Personal ein – das Zölibat. Jedes Jahr zur Zeit der Virus-Befreiung verehren die Christen seitdem den Osterhasen (die Hufeisennasen-Fledermaus war damals in Europa noch unbekannt) und die Eier. Nur eins ist dies Jahr anders: die für die Kinder versteckten Eier kann man finden. Im Gegensatz zu – sagen wir – Klopapier…

Warum wir anders wohnen werden!

Die Corona-Krise macht auch vor der Immobilienwirtschaft nicht halt. Angesichts der Tatsache, dass jederzeit irgendjemand auf der Welt ein unbekanntes, infiziertes Tier finden könnte und neugierig ausprobiert, wie das wohl schmeckt, können unbekannte Viren in Hülle und Fülle auf die Menschheit überspringen. Die Konsequenzen auf dem Wohnungsmarkt werden erst mit Verzögerung durchschlagen. Schon jetzt jedoch sollten Immobilienbesitzer reagieren und einer verunsicherten Mieter- oder Käuferschaft Alternativen anbieten. Der Umsatzschlager schlechthin wird in Zukunft die Corona-freie Immobilie sein.

Jene wird es in unterschiedlicher Ausstattung geben. In der Top-Variante wartet ein eigenes mit Video-Wänden ausgestattetes „Quarantäne“-Zimmer, welches abwechselnd einen Mallorca Urlaub oder ein Taucherlebnis vor den Malediven einspielt und dem auf einem wohltemperierten Wasserbett träumenden Bewohner tiefenpsychologisch wirksam suggeriert. Gegen Aufpreis gibt es die Aktiv-Urlaub-Variante – hier wird eine Bergwanderung eingespielt und das Wasserbett durch einen Cross-Trainer sowie einen Stepper ergänzt.

Ein „Panik-Raum“ enthält ausreichend Nudeln, Mehl sowie Küchenpapier und Desinfektionsmittel, um die nächsten vier Weltkriege plus drei von Xavier Naidoo aufgedeckte „Pädophilen-Ring-Verschwörungen“ ungestört zu überleben.

In allen Räumen gibt es Bewegungs-Sensoren und einen Alarm, sollten die Bewohner die Zwei-Meter-Abstandsgrenze unterschreiten. Bei Überbevölkerung der Immobilie (ab drei Personen) erinnern Wassersprinkler die Bewohner an ihre Virenfreiheits-Erhaltung. Die 1000MBit/s Glasfaser-Leitung ist ebenso Standard wie das fehlende Schlafzimmer – schließlich finden die Zoom-Konferenzen rund um die Uhr statt!

Nicht alle werden sich diesen „Luxus“ leisten können: In der abgespeckten Variante gibt es daher bei der Vermietung einer Ein-Raum-Wohnung in Marzahn einfach nur zwei Rollen Klopapier umsonst dazu…

Warum wir jetzt nicht mehr atmen!

„Globste wirklich, dat dat jegen den Virus hilft?“ fragt mich der ältere Herr im Supermarkt und deutet auf meine zugegebenermaßen etwas in die Tage gekommene Atemschutzmaske. „Natürlich nicht,“ sage ich, „die schützt nur Sie vor meinem „Was-auch-immer-ich-habe“. „Ach, so’n Quatsch“, brummelt er und schlendert zum Bier-Regal. Ich werde nachdenklich – ist das jetzt einfach nur cool oder ziemlich dumm?

Atemschutzmasken sind das Ding des Jahres. Die Nachfrage ist immens. Mit einem entsprechenden Preisanstieg. Kosteten sie Mitte Februar noch 45 Cent das Stück, sind es mittlerweile bis zu 13,52 Euro. Ein Anstieg um 3000 Prozent. Anders gesagt: Hätten Sie im Februar einen Kredit über 1 Million Euro aufgenommen und in Atemschutzmasken investiert, wären Sie heute 29 Millionen schwer…Oder: Hätte die Lufthansa für 35 Milliarden Euro Atemschutzmasken gekauft, wäre sie heute über eine Billion schwer und könnte Apple übernehmen… Der DAX-Index läge bei einem ähnlich rasanten Anstieg bei 270.000 Punkten!

Wer hätte so etwas Anfang des Jahres gedacht? In einer Zeit, als Friedrich Merz noch von „Burka-Verbot“ träumte, nicht ahnend, dass nur Wochen später die ganze Welt nach Gesichtsverhüllung schreit. Die neue slowakische Regierung trug beim Amtseid ausnahmslos Atemschutzmasken. Da konnte auch dem Letzten dämmern, dass grade männliche Politiker mit Schleier wesentlich attraktiver wirken…

Außerdem: Wäre das Maskenfest „Karneval“ ausschließlich mit bunten Atemschutzmasken begangen worden – noch heute ahnte niemand (außer den Anwohnern), dass irgendwo am Ende der Welt ein „Kreis Heinsberg“ existiert! Dieses Nichtwissen hätte einige Leben spürbar verlängert…

Doch Menschen wie der tollkühne Atemschutzmasken-Verächter im Supermarkt haben auch ihr Gutes: Sie senken die Nachfrage. Ich segne innerlich den alten Herrn und wünsche ihm alles Gute – er ist ein Vorkämpfer für bezahlbare Atemschutzmasken!

Warum wir jetzt wieder küssen!

Reden wir nicht immer nur von denen, die in diesem Wohlstandsland in einem fetten sozialen Netz landen, all jene Selbstständigen, Friseure oder Inhaber kleiner Theater und Gaststätten. Sprechen wir von denen, die wirklich nichts haben, die in der ganzen Welt zu finden sind, und die jetzt vor dem Ruin stehen. Sprechen wir von… Adidas.

Der Weltkonzern aus Franken stellte gleich nach Inkrafttreten des „Gesetzes zur Abmilderung der Folgen der Covid-19 Pandemie“ seine Mietzahlungen (weitgehend und vorläufig) ein. Zusammen mit anderen Habenichtsen wie H&M oder Deichmann. Das zog einen Aufschrei des Entsetzens nach sich. Viele forderten gar einen Boykott von Adidas. Leider sieht es etwas bescheuert aus, wenn Menschen vor Geschäften stehen, die bereits geschlossen sind, und dazu lauthals „Boykott“ rufen. Das ist ein wenig, als ob man vor dem Fenster der Ex-Frau steht, die bereits mit dem Neuen zusammen wohnt, und dazu schreit: „Ich trenne mich jetzt von dir!“

Adidas war schon immer recht erfolgreich darin, im Haifischbecken des Kapitalismus erfolgreich mitzuschwimmen. Schließlich ist man ein Weltkonzern und daher geradezu verpflichtet, jegliche Produktion an schlecht gesicherte (und bezahlte) Näherinnen in Bangladesch oder gar an Kinderarbeit-affine Sub-Unternehmer outzusourcen. Dass Adidas Gründer Rudolf und Adolf Dassler NSDAP-Mitglieder waren – geschenkt. Dass der Konzern (wie H&M übrigens auch) Arbeitnehmer-Rechte in vielen Produktionsländern bereits lange vor Ankunft von Covid-19 komplett in Quarantäne steckten, ebenfalls geschenkt. An Bestechungsskandale wie den um Horst Dassler in den 80ger Jahren oder der amerikanischen Basketball-Liga 2017 haben wir uns gewöhnt. Aber dass sie Trump-Freund Kanye West als Werbeträger engagierten – wie tief kann man fallen?

Ein Boykott wird es nicht richten. Aber wenn Sie Corona-negativ sind und demnächst einen der Verantwortlichen in seiner Limousine entdecken, klopfen Sie freundlich ans Fenster, warten Sie, bis er öffnet, ziehen Sie die Gesichtsmaske nach unten und… husten Sie ihm eins!