Author: Pia Ratajczak

Warum wir Amazon alles geben!

Was kann es Schöneres geben, als die immer brutalere vorweihnachtliche Geschenke-Einkaufs-Schlacht zu vermeiden? Das wird ja gerade sogar von der Regierung empfohlen: Zu Hause bleiben, ein Held sein – und bei Amazon bestellen…

So kann man den geforderten Patriotismus des Einkaufens bequem outsourcen und zeitgleich den Groß-Kapitalismus stärken. Und den Stress auf Lager-Arbeiter erhöhen. Im Vergleich mit Amazon-Angestellten hatten römische Sklaven anscheinend ein relativ ruhiges Leben – sie konnten noch in Ruhe auf Toilette gehen, ohne dass irgendein Algorithmus sie anschließend feuerte. Zugegeben: Sklaven waren unkündbar – ein bisschen wie Beamte, nur ohne Pensions-Ansprüche. Freizeit hatten Sklaven auch nicht – was durchaus seinen Charme hatte. Besonders, wenn man sieht, was Beamte wie Björn Höcke in ihrer Freizeit so alles machen…

400 Parlamentarier weltweit haben jetzt einen offenen Brief an Amazon verfasst, in dem sie Jeff Bezos auffordern, seinen Konzern sozialer und umweltfreundlicher zu machen. Immerhin gibt es auch hierzulande immer noch keine Tarifverträge für die Angestellten des Konzerns, weil Amazon findet, dass Gewerkschaften nicht zur „Kunden-Besessenheit“ des Konzerns passen. Erstaunlicherweise erfüllt „Kunden-Besessenheit“ nicht den Strafbestand des Stalkings, obwohl Amazon uns mehr auf die Pelle rückt als viele Ex-Partner.

Jeff Bezos, Amazon-Gründer und reichster Mann der Welt, nimmt derweil das viele Geld, das der Einzelhandel jetzt nicht mehr hat, und schießt es ins All. Mit seiner Weltraum-Gesellschaft „Blue Origin“ und Raketen, die jeden „Phallus-im-Weltraum“-Wettbewerb spielend gewinnen. Nebenher möchte er auch was für die Umwelt tun, es darf nur den Profit von Amazon nicht beeinträchtigen. Den braucht er schließlich, um in den Orbit der Erde zu gelangen. Vielleicht, weil man von dort Steuerschlupflöcher noch besser erkennen kann – denn im Vergleich zur Amazon-Steuervermeidung ist sogar Donald Trump ein trotteliger Staatskassen-Unterstützer.

Vielleicht sollten wir doch noch einmal in die Geschenke-Schlacht ziehen…

Warum die Frauenquote doch nicht kommt!

„Der Aufsichtsrat hat für die Besetzung des Vorstands mit Frauen eine Zielgröße von 0 Prozent angegeben.“ Das ist mal ein schönes, klar formuliertes Ziel, das sich auch relativ einfach umsetzen lässt. Man tut einfach weiter so, als lebte man in der Mitte des letzten Jahrhunderts! Das Datum für die „Zielgröße von Null Prozent“ ist allerdings der Juni 2022. Und der Satz stammt aus dem Geschäftsbericht einer Volks- und Raiffeisenbank…

Während für große Firmen und auch Banken wie die Deutsche oder die Commerzbank eine Frauenquote demnächst gesetzlich verpflichtend wird, sind Genossenschaftsbanken sowie Sparkassen und Landesbanken davon ausgenommen. Unter den Vorständen der Volks- und Raiffeisenbanken gibt es mehr Männer mit dem Vornamen „Thomas“ (nämlich 92) als Frauen jeglichen Vornamens (es kommen 88 Frauen auf 1905 männliche Vorstände). In einem Unternehmen mit einem 57prozentigen Anteil weiblicher Mitarbeiterinnen beträgt die Frauenquote im Vorstand also stolze 4,4 Prozent – die Zielgröße von Null Prozent ist da nicht mehr fern!

Nachdem die hehren Versprechungen einer „freiwilligen Selbstverpflichtung für die Frauenquote“ in Finanzwelt und Industrie sogar noch krachender scheiterten als die Nationalelf gegen Spanien, wurde zwar ein Gesetz gemacht – große Akteure wie die Landes-Banken und kommunalen Finanzinstitute aber ausgespart. Dabei herrscht in vielen Sparkassen anscheinend ein Frauenbild, gegen das männliche Deutsch-Rapper wie progressive Feministen wirken.

Unternehmen mit gemischten Vorständen wirtschaften nachweislich erfolgreicher als reine Männer-Buden. Aber seit dem Versagen vieler Landesbanken in der Finanzkrise 2008 wissen wir: Profite sieht man in Landesbanken eher kritisch! Und an der Stelle macht das Null-Prozent-Ziel weiblicher Vorstände wieder ganz viel Sinn!

Warum der Weihnachtsmann ein Terrorist ist!

Berlin kriegt den Knallhart-Lockdown. Ab Dezember dürfen sich nur noch 5 Personen aus maximal 2 Haushalten treffen – wobei man bei der Patchwork-Struktur vieler Berliner Haushalte vermutlich sicherer wäre, wenn sich nur noch 2 Personen aus maximal 5 Haushalten träfen.

Bei aller Pein kann man natürlich auch positive Seiten der Situation entdecken. So hat man als Kunde in größeren Geschäften 20 Quadratmeter zur Verfügung und könnte auf Inline Skates ein paar Runden durchs KaDeWe drehen! Wenn es nach Markus Söder ginge, dürfte in ganz Bayern jeweils nur ein einzelner Kunde einkaufen – vorausgesetzt er hat eine „Lizenz zum Shoppen“ und ist per App registriert.

Lange Schlangen vor den Geschäften, die Grenzen nach Meck-Pom dicht, die Supermarkt-Regale leer und die Laune auf dem Tiefpunkt – es wirkt ein wenig wie der Endsieg des real existierenden Sozialismus. Honecker würde sich im Grabe umdrehen, wenn er geahnt hätte, dass er nicht die Stasi, sondern bloß das Virus gebraucht hätte…

Derweil singen im thüringischen Hotspot Hildburghausen Menschen dicht gedrängt ohne Maske gegen das Virus an – was zeigt, dass sogar harmlos verlaufende Infektionen das Gehirn in Mitleidenschaft ziehen. Nicht mal im Mittelalter kamen sie auf so eine Idee – oder haben Sie je etwas gehört über „Kuscheln gegen die Pest“?

Die Strategie der Isolation hat jedoch auch ihr Gutes: zum ersten Mal seit Jahren werden sich viele Menschen zu Weihnachten aufrichtig auf die Verwandten freuen! Sogar Weihnachtsmänner darf es geben – mit Maske und Abstand, klar. Man weiß nicht, was dann furchterregender ist: Der Weihnachtsmann, der mit Rauschebart und Zusatzmaske Atemnot kriegt und hechelnd wie ein sterbender Hering vor dem Tannenbaum zusammenbricht – oder die Kinder, die Panik schreien: Hilfe, Mama, da draußen steht Batman aus dem Altersheim!

Chin beim Satire-Battle …

auf 3Sat am Sonntag (29.11.2020) um 21 Uhr.

Adventszeit bedeutet Satire-Battle-Zeit! Dieses Mal liefern sich Timo Wopp und Chin Meyer einen Schlagabtausch über Fleischkonsum, während Katie Freudenschuss und Suchtpotenzial zum Thema Autos gegeneinander antreten.

Warum es Silvester laut wird!

Heute werden die Corona-Maßnahmen verlängert. Am meisten knallt es bei den Regierungspartnern in Hinblick auf die Silvester-Knallerei. Wird die am Jahresende erlaubt sein? Nun könnte man einwenden, dass dieses Land ernste Probleme hat: Corona etwa, die Klimakatastrophe, die sich weiter öffnende Arm-Reich-Schere – aber die Frage, ob es Silvester knallt, lässt die Emotionen stärker hochkochen als ein wohl noch ferner Sieg der deutschen Nationalelf.

Schon bevor es Silvester also kracht, kracht es in der Politik – mit vielen Fronten: die einen sehen Böller als Symbol der Freiheit und Selbstverwirklichung: Meine Lunte, mein Böller, meine (ehemalige) Hand… Die anderen sehen sie als Schmerzschrei einer Überflussgesellschaft, deren schlimmster Feind die Stille ist. Wieder andere argumentieren wirtschaftlich: Geld ausgeben, um es dann zu verbrennen, ist ein genialer Konjunkturmotor. Du hast eine Nachfrage, du bringst das Produkt zur Explosion, die Nachfrage besteht nach wie vor… eine ähnlich geniale Nachfrage-Befeuerung gab es seit Erfindung der Prostitution nicht mehr.

Dann gibt es da noch das Corona-Argument: Böller verursachen Feinstaub, Feinstaub greift die Lunge an – und eine schlappe Lunge ist für das Corona-Virus das Äquivalent einer möblierten Wohnung in Tiergarten zum Nulltarif. Vielleicht wird das Resultat der Diskussion ein neuer Warnhinweis auf Böllerpackungen (ähnlich wie auf Zigarettenpackungen): „Mit dem Erwerb dieses Feuerwerkskörpers erkläre ich mein Einverständnis, bei Einlieferung in die Klinik mit dem Annähen meines abgebrannten Fingers (Armes, Beines oder jedes anderen Körperteils) zu warten, bis alle Covid-Patienten versorgt sind…“

Die Polizeigewerkschaft selbst ist in der Frage gespalten. Einerseits möchte sie die Knallerei verbieten, damit die Polizei wenigstens einen Tag lang die Einzige ist, die in dieser Stadt rumballert. Andererseits warnt die Gewerkschaft davor, eine Regel auszusprechen, deren Einhaltung sie nicht garantieren kann. Bloß: Wäre das wirklich ein Kriterium, gäbe es wohl auch keine Straßenverkehrsordnung…!

Warum jetzt die Banker auf die Barrikaden gehen!

Neuerdings werden auf den „Querdenker“-Demos erschreckend viele Anzug-Träger gesichtet: die „Quer-Bänker“! Quer-Bänker bezweifeln, dass es so etwas wie „Finanzkrisen“ überhaupt gibt und halten auch die gegenwärtige Krise nur für einen „monetären Schnupfen“. Dieser sollte durch eine Stärkung der „Selbstheilungskräfte des Marktes“ bekämpft werden, also viel „Vitamin B“ wie „Beziehungen“, „Zink“ – im Sinne von „gezinkten Produkten wie raffinierte Cum-Ex-Geschäfte“ und natürlich eine Flutung des Marktes mit Vitamin D – D wie Dollars. Falls die Selbstheilungskräfte des Marktes mal wieder versagen, kann der Staat immer noch einspringen und die Quer-Bänker retten. Dafür ist er schließlich da.

Quer-Bänker wehren sich gegen den „finanziellen Maskenzwang“ mit dem Slogan: „Finanz-Interessen zeigen ihre Fressen“ – nur durch hautnahen Kontakt mit dem Kunden ist es möglich, ihm die Haut über die Ohren zu ziehen. Besonders allergisch jedoch reagieren die „alternativen Bänker“ auf den Paragraf 28a des neuen „Ermächtigungsgesetzes“, der auch die Bordelle betrifft. Jede „Einschränkung der Bordelle ist ein direkter Angriff in essentielle Freiheitsrechte und auf den Finanzdistrikt“, sagte diesem Autor ein nicht namentlich genannt werden wollender prominenter Szene-Aussteiger namens Carsten Nothgeil.

Quer-Bänker befürchten zudem einen „Impf-Zwang“, der die Bevölkerung mit finanzieller Kompetenz impft. Sie warnen lauthals vor „Impfschäden“, die das „Ende des freien Finanzmarktes“ einleiten, denn der freie Markt „lebt nun mal von verteilten Informationen. Die einen haben sie, die anderen nicht. Alles andere ist Sozialismus.“

Carsten Nothgeil jedenfalls hat sich frustriert aus dem Bankgeschäft zurückgezogen. Er gründete ein Bus-Unternehmen, das „Querdenker“ zu ihren Demos fährt, und organisiert dort Verkaufsstände für Snacks (am besten gehen die Laugenstangen in Hakenkreuzform) und Regenschirme (seit kurzem ein Absatzschlager). „Corona macht mich zum Millionär“, strahlt der Ex-Quer-Bänker!

Die Verschwörung, die keiner ahnt!

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern – oder die Kanzlerin aus ihrem Amt: Die Corona-Maßnahmen zeigen noch nicht genug Wirkung. Während die einen nun die ganz große Corona-Diktatur befürchten, fordern die anderen eine härtere Gangart. Ginge es nach Markus Söder, trügen alle immer eine Maske, auch auf einsamen Waldwanderungen – möglichst in Bayernfarben.

Verschwörungstheorien blühen – aber die eine, ganz große Verschwörung wird übersehen: Corona ist die ultimative buddhistische Bekehrung der Gesellschaft! Allen wird die Rückkehr in die heimische Zelle empfohlen, jedes gesprochene Wort ist ein Aerosol-Verbrechen, jeglicher überflüssige Kontakt muss eingestellt werden – und welcher Kontakt ist nicht überflüssig?

Ein „ganz harter Winter“ kommt da laut Merkel auf uns zu – Werbe-Videos im Veteranen-Stil zeigen jetzt schon Greise, die in 50 Jahren stolz ihren Enkeln erzählen, dass sie Anno 2020 Helden wurden, indem sie den ganzen Winter „gar nichts“ machten und monatelang „auf dem Sofa chillten“. Slogans wie „Nur durch Einkehr ist man wer“ oder „Gesundheit lässt sich gut erhalten, wenn alle stets die Schnauze halten“ werden bald in aller Munde sein.

Stille, Kontakt nur mit den eigenen Gedanken, Begierden aushalten, Inaktivität – woher kennt man das? Genau: vom Meditations-Wochenende. Nur, dass das Wochenende jetzt bald ein ganzes Jahr dauert. Corona kann so eine erleuchtete Menschheit hinterlassen, die erkennt, dass ein jeder und eine jede nur ganz wenig benötigt. Die Seligkeit, welche buddhistische Mönche erst nach Jahren der Übung erlangen, könnten die meisten von uns nun in wenigen Monaten erreichen – aber, wer will das schon?

So werden denn weiter YouTube und das Netflix-Abo strapaziert in der Hoffnung, nur keine Langeweile aufkommen zu lassen. Um das Nichtstun auf jeden Fall zu vermeiden…

Warum Berliner Luft reich macht!

Kennen Sie den: „Was können Sie denn so?“ fragt die Personalabteilung den Bewerber. „Nix“. „Tut uns leid, in der Chefetage sind bereits alle Positionen besetzt…“ Fern sei mir, solche Klischees auf die Chefetagen der städtischen Betriebe anzuwenden, denn zumindest eine Kunst wird dort gut beherrscht: die der Gehaltsverhandlung! Während die Gewinne der Berliner Beteiligungsgesellschaften 2019 im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Drittel sanken, stiegen die Chef-Gehälter auf Rekordniveau.

In der sogenannten „freien“ Wirtschaft redet man sich in solchen Fällen mit „die Manager tragen schließlich auch das Risiko“ raus – eine These, die meistens soviel Wahrheitsgehalt hat wie ein Tweet von Donald Trump (diesen Vergleich wird man nicht mehr allzu lange ziehen können, in ein paar Monaten ist der Mann vergessen und all die schönen Allegorien mit ihm; wenn man mich fragt, was ich an Trump vermissen werde, dann das…). Für landeseigene Firmen gilt das schon mal überhaupt nicht – sie sind meistens Monopol-Betriebe und sollen öffentliche Versorgung sichern. Das Risiko ist in etwa so hoch wie das eines Schiffbruchs in der Badewanne. Oder wie das einer Steuerzahlung von Donald Trump… (Sie merken: ich werde es solange wie möglich melken!).

Während die Umsätze der landeseigenen Firmen nur um 2,9 Prozent zulegten und die Löhne der Berliner 2019 um 3,9 Prozent, stiegen die Gehälter der landeseigenen Chefetagen um sagenhafte 7,5 Prozent! Vielleicht hat es etwas mit Physik zu tun – oben ist die Luft bekanntlich dünner, da gibt es dann natürlich auch weniger Widerstand… Und die „Berliner Luft“ besonders über dem „Willy-ohne-Brand(t)-Schutz“-„Fluch-Hafen“ ist ja fast schon Weltkulturerbe – sie muss so dünn gewesen sein, dass eine ganze Reihe minderbegabter Bau-Ausführender jede Menge erben konnten. Wenn nicht Welt-Kultur dann zumindest Geld…

Oder aber es gilt in landeseigenen Betrieben das Prinzip: Bezahlt wird nach Leistung – aber davon können viele Chefs einfach nicht leben!

Warum jetzt alles gut wird!

Schockschwerenot: Trump übertrumpft und abgewählt! Ein Corona-Impfstoff ist zum Greifen nah – entwickelt von Deutschen mit Migrationshintergrund! Die Brexit-Einigung in greifbarer Nähe! So eine geballte Ladung guter Nachrichten ist man in diesem rabenschwarzen Jahr gar nicht mehr gewöhnt – und man fragt sich, ob es überhaupt zulässig ist, uns Deutschen so viel positiven Stress auf einen Schlag zuzumuten? Corona können wir zur Not überleben, aber gute Laune?

Daher müssen wir jetzt dringend trainieren. Die nächsten Zeilen sind nichts für schwache Nerven und zarte Gemüter – hier sind die guten Nachrichten für den Rest des Jahres: „Brexit-Deal unter Dach und Fach – alles bleibt, wie es war, unsere britischen Freunde nennen es nur anders.“ „Erdogan tritt zurück und sagt: Autokratie macht einsam und krank!“ Nicht zu vergessen: „Facebook verbietet nervige Diät-Videos, zensiert Gewalt-Posts und zahlt Steuern!“ Und: „Friedrich Merz will Star werden und tritt bei DSDS mit dem selbst gedichteten Mittelschichts-Schlager an: „Im Flieger bin ich Sieger!“

Sie haben diese Zeilen ohne Schnappatmung überstanden? Gut, dann kommt jetzt „gute Nachrichten für Fortgeschrittene“: „Cannabis weltweit legalisiert – die Konjunktur schießt darauf nicht nach oben, sondern in die Breite!“ „Attila Hildmann, Xavier Naidoo und Michael Wendler begeben sich in Therapie und verbreiten via Messenger-Dienst „Telegram“: Verfolgungswahn ist heilbar!“ „Klimakatastrophe abgewendet: Menschheit einigt sich auf Kooperation, gemeinsame Klimaziele und die Abschaffung sämtlicher Armeen!“ Nicht zu vergessen: „Sensation: Die SPD entdeckt die Sozial-Demokratie!“ Gefolgt von: „Clemens Tönnies – seit Jahren heimlicher Vegetarier!“

Und zu guter Letzt: „Katzenvideos überbewertet – wie empathische Gespräche mit echten Menschen mehr Freude bringen als Kätzchen, die aus Versehen hinter einen Schrank fallen!“

Warum die Autos weinen!

Wir haben Corona-Krise, Lockdown, Berufsverbote, Arbeitslosigkeit, Hamsterkäufe, Wahldramen in den USA – kurz: eine Menge ziemlich unangenehmer Situationen. Jetzt ist allerdings noch eine weitere dazu gekommen. Klagt jedenfalls die Präsidentin des Verbandes der Automobilbranche: Pop-Up Radwege! Diese improvisierten, kurzfristig errichteten Radwege führen nämlich Hildegard Müller zufolge vor allem zum Verkehrskollaps.

Nun muss man wissen, dass die Fähigkeit zum „lauten Wehklagen“ eines der Haupteinstellungskriterien in einem Lobbyisten Verband ist. Vermutlich nehmen die nur Leute, die knapp an einer Karriere als dramatischer Sopran vorbei schrammten. Oder solche, die eigentlich Klageweib werden wollten, aber feststellten, dass die Spitzenpositionen in der AfD schon von meist männlichen Klageweibern besetzt sind…

Jetzt also das große, dramatische Lied vom Verkehrskollaps. Der geneigte Leser wird sofort an endlose Staus, Abgas-Verschmutzung, kompletten Stillstand und haufenweis genervte Verkehrsteilnehmer denken. Also an einen ganz normalen Werktag in Berlin. Und der soll jetzt noch einmal zugespitzt werden, indem Fahrradfahrern noch mehr Raum gegeben wird?

Nun kann man sicher einiges gegen Fahrradfahrer sagen: Es gibt unter ihnen durchaus solche, die ohne weiteres als Selbstmord-Attentäter eine Karriere machen könnten. Und deren Aggressionspotential das eines Gorillas auf einem schlechten Anabolika-Trip durchaus in den Schatten stellt. Aber dass mehr Fahrradfahrer und mehr Raum für Radwege zu einem „Verkehrskollaps“ führen, ist so schlüssig wie „mehr Sex führt zu einer Geburtenschwemme“ (dann müssten Porno-Darsteller ja die kinderreichsten Familien haben).

Lautes Wehklagen übertüncht vor allem eins: das Auto ist eine Technologie, die dem Untergang geweiht ist oder sich stark wandeln wird. Pop-Up Radwege spielen da in etwa die gleiche Rolle wie Donald Trump in einem Schweige-Kloster – nämlich keine!