Kolumne

Warum wir jetzt ins All fliegen!

Bavaria One heißt das Raumfahrtprogramm, das Markus Söder letztes Jahr vorstellte. Alle fragten verwirrt: Wie bitte? Sucht die CSU jetzt intelligentes Leben im All, weil es in Bayern keins gibt? Oder will Söder einfach nur dahin, wo er mental schon längst lebt: Hinterm Mond… Um ihm diesen Wunsch zu erfüllen, plant der Wirtschaftsminister jetzt sogar einen deutschen Weltraumbahnhof!

All das lenkt herrlich ab vom Maut-Skandal, in den Verkehrsminister Scheuer von der CSU gerade verwickelt ist. Der Mann versprach „maximal mögliche Transparenz“, was anscheinend in CSU-Kreisen in etwa der Durchsichtigkeit der Außenmauer von Schloss Schwanstein entspricht. Während Scheuer also fröhlich mauert und per Salami-Taktik nur die Bruchstückchen preisgibt, die jemand anderes bereits rausgefunden hat, schält sich folgendes Bild heraus: Nicht nur hat Scheuer eine Maut gebastelt, die so vereinbar mit EU-Recht ist wie serieller Bankraub – wobei einschränkend angemerkt werden muss, dass serieller Bankraub sehr wohl vereinbar mit EU-Recht ist, solange die Banken den Raub an ihren Kunden begehen…

Nein, der Minister hat es überdies fertiggebracht, einem privaten Konsortium einen sehr vorteilhaften Deal zu Lasten des Steuerzahlers zu vermitteln, der uns Bürger etwa 700 Millionen Euro kosten kann. Oder anders gesagt: Jedem von uns nimmt Herr Scheuer knapp 10 Euro ab, damit darbende Millionäre ein wenig reicher werden. Damit hält er ein zentrales Wahlversprechen der CSU ein: Obwohl die Maut gestorben ist, findet der Straßenraub trotzdem statt!

An dieser Stelle kann der deutsche Weltraumbahnhof gar nicht früh genug fertig werden. Um mit Bavaria One Herrn Scheuer zum Mond zu schießen!

Warum ein Deal kein Deal ist!

Im Pariser Zoo wird grade ein Wesen ohne Gehirn aber mit 720 Geschlechtern vorgestellt. Zuerst dachte ich: „Wow! Jetzt haben sie also das britische Parlament in den Zoo gesperrt!“ Viele Briten dürften das begrüßen – es handelt sich bei dem Wesen jedoch „nur“ um einen evolutionär besonders spannenden Pilz.

Das britische Parlament hingegen stimmt heute über Johnsons „Brexit-Deal“ ab. Ein Deal, dessen Sollbruchstellen am „Back-Stop“ entlang verlaufen. Lange war ich der Annahme, dass ein „Back-Stop“ eine Art besonders heftiger Verstopfung ist… Betrachtet man das Drama und die Unbeweglichkeit der Debatte darum, dann hat diese Ansicht auch eine gewisse Berechtigung…  Immerhin geht es um die Frage, ob Nordirland durch eine harte Zollgrenze von Irland getrennt ist. In gewisser Hinsicht betrifft es so den Hinterausgang der EU – wenn also die Nordiren manchmal das Gefühl haben, sie wäre voll am A…., dann ist diese Empfindung nicht völlig aus der Luft gegriffen!

Der neue Deal, der in vielerlei Hinsicht der alte Deal ist, verlegt die Zollgrenze kurzerhand in die Irische See – so eine Verflüssigung soll Wunder wirken bei Verstopfung. Ob diese neue ins Meer versenkte Grenze der Weg zu jener grenzenlosen Freiheit ist, welche viele Brexiteers sich erhoffen, ist zweifelhaft. Aber zumindest kommt Bewegung in den Stuhl, äh, die Sache.

Der hirnlose Pariser Pilz (und ich betone, es geht auch nicht um Macron!) kennt trotz seiner Gedankenlosigkeit 720 verschiedene Arten der Fortpflanzung – er ist quasi der „Tantra Pilz der Schöpfung“. Wo Paul Simon über „50 ways to leave your lover“ sang, kreiert der Pilz “720 ways to be a mother!” Und wenn schon ein hirnloser Pilz so kreativ ist, dann wäre es doch wirklich schade, wenn die selbst gekürte Krone der Schöpfung, also der Mensch, an gedanklicher Verstopfung eingeht!

Was wir kriminellen Großclans schulden!

Der Mensch ist von jeher ein merkwürdiges Tier. Biologisch notwendig sind für ihn eigentlich nur ausreichende Nahrung und die Fortpflanzung. Alles andere ist eine Form von Spiel. Lange war das so genannte „Adels-Spiel“ sehr populär, in dem einige besonders kräftige Exemplare von Homo Sapiens die schwächeren der Gattung brutal unterdrückten und ausbeuteten. Dieses Spiel von „der Stärkere hat recht“ breitet sich zunehmend aus. Auch in demokratischen Gesellschaften.

So halten seit einiger Zeit kriminelle Groß-Clans Berlin in Atem. Bei ihnen zählt nur die Familie, sie haben sich über die Jahre Netzwerke aufgebaut, die außerhalb staatlicher Legitimation agieren. Ihr freches Auftreten wird immer unverschämter. Almosen vom Staat nehmen sie an. Statt Dankbarkeit fordern sie immer mehr. Die Rede ist hier mal nicht von arabischen Groß-Familien, sondern von einer deutschen. Die Hohenzollern, ein so genannter Adels-Clan, möchten vom Staat gern ein Schloss (Cecilienhof) zurück erhalten zusammen mit etlichen Kunstschätzen.

Nun ist es ein großes Wort, im Zusammenhang mit den Hohenzollern von Kriminalität zu reden. Außer man wertet das Anzetteln etlicher Kriege, das willige Eintreten in den ersten Weltkrieg und die bereitwillige Unterstützung des Hitler-Regimes als Verbrechen. Interessanterweise sehen viele Menschen Verbrechen dieser Größenordnung jedoch eher als Naturkatastrophe. „Kann man halt nix machen“. „Dumm gelaufen“. Zumal jener Kronprinz Wilhelm, der Hitler so bereitwillig diente, vom Intellekt her nicht in der Lage gewesen sein soll, den ganzen Sachverhalt zu begreifen. Es ist sicher schwer, ein Gericht zu finden, das einen der heutigen Angehörigen einer kriminellen (womöglich noch arabischen) Großfamilie freispricht, weil er eigentlich zu doof für seine Verbrechen gewesen sei…

Überdies lässt sich der derzeitige oberste Hohenzollern-Prinz dem Vernehmen nach immer noch mit „Königliche Hoheit“ ansprechen. Das ist vielleicht in Fetisch-Sex-Kreisen ein lustiges Spiel, aber im 21. Jahrhundert wirkt eine derartige Anrede in etwa so überholt wie eine Mammut-Jagd mit Pfeil und Bogen.

Das letzte Wort im Hohenzollern Prozess um Schloss Cecilienhof ist noch nicht gesprochen. Anscheinend kann man das Adels-Spiel immer noch spielen.

Warum die AfD nach“hallet“!

Nach dem Anschlag von Halle war man sehr schnell damit zur Hand, der AfD die Schuld in die Schuhe zu schieben. „Geistige Brandstifterei“ hieß es aus dem etablierten neo-liberalen linksgrün-versifften Eliten-Milieu in Richtung der AfD. Darauf konterte die Fraktionschefin der AfD gekonnt: „Wer dieses entsetzliche Verbrechen missbraucht, um die politische Konkurrenz mit haltlosen Diffamierungen zu verleumden, der spaltet die Gesellschaft“. Genau. Das ist nämlich jene die Gesellschaft einende Alice Weidel, die vor einiger Zeit betonte: „Diese Schweine (die Regierung) sind nichts anderes als Marionetten der Siegermächte des 2. Weltkrieges und haben die Aufgabe, das deutsche Volk klein zu halten indem molekulare Bürgerkriege in den Ballungszentren durch Überfremdung induziert werden sollen.“

Dieselbe Alice Weidel, die in einer Partei mit einem ebenso betroffenen Björn Höcke ist, der direkt von diesem judenfreundlichen „Denkmal der Schande“ im „Herz der Hauptstadt“ betroffen ist. In einer Partei mit Alexander Gauland, der türkischstämmige Deutsche „in Anatolien entsorgen“ möchte. In einer Partei mit Beatrix von Storch, die schon länger darauf wartet, dass „jemand den ganz großen Knüppel rausholt und das damit schafft, innerhalb von zwei Tagen zu beenden“.

Dass man diese Gestalter friedliebender Rhetorik jetzt auch noch haltlos diffamiert, indem man ihr Gesülze der letzten Jahre wieder aus der Schublade holt und dadurch die Gesellschaft spaltet, das ist wirklich gemein. Und unfair. Sieg Heil. Wird man doch wohl noch mal sagen dürfen in dieser „Meinungsdiktatur“, in dieser von „Schweinen“ und „Marionetten der Siegermächte“ regierten Landes, im „versifften links rot-grünen 68er Deutschland“ (Jörg Meuthen, AfD), in der „brennende Flüchtlingsheime kein Akt der Aggression sondern ein Akt der Verzweiflung“ (Sandro Hersel, AfD) sind.

Warum wir die Killerwurst fürchten!

Tod durch Einkauf im Supermarkt – in Hessen starben bereits zwei Menschen an Listerien-Keimen in der Wurst der Firma Wilke. Bei allem Schrecken steckt hat diese Tragik auch eine schwarzhumorige Komponente: einem Vegetarier wäre das nicht passiert – selbst wenn ihm sonst alles wurscht wäre…

Sogar für Nicht-Vegetarier (wie mich) gestaltet sich die Preisfindung für Fleisch etwas merkwürdig. Denn die klimaschädlichen Folgekosten der Fleischproduktion sind im Preis nicht enthalten. Ein Kilo Fleisch verbraucht 15.000 Liter Wasser – ein Kilo Kartoffeln nur rund 100. Die Schweinerei, die Fleischhaltung im wahrsten Sinne des Wortes anrichtet, wird also nicht wieder aus dem Weg geräumt. Das ist ein wenig, als käme jemand bei Ihnen zu Hause vorbei, kackte auf den Wohnzimmerteppich und weigerte sich dann, das wegzumachen. Womöglich mit der Begründung: Die neoliberale linksgrün versiffte Elite sollte sich gefälligst unterstehen, ihm vorzuschreiben, wo er neuerdings seine Notdurft verrichten dürfe…

Eine Untersuchung stellte jetzt fest, dass das geplante EU-Abkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten vor allem einer Gruppe nutzt: Südamerikanischen Rinderfarmern. Was die dazu bewegen könnte, den Regenwald noch schneller zu entsorgen. Nun heißt es gern, dass die Mercosur Staaten sich in dem Abkommen doch verpflichten, das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten. Wenn sie es nicht tun (und Bolsanero bolzt den Regenwald nieder!), dann folgt an Konsequenz: Nix! Das ist in etwa so wirkungsvoll, als verböte man Kindern exzessiven Süßigkeiten-Konsum mit der Drohung: „Dann guckt Mami aber böse!“

Kinder sind übrigens die Leidtragenden dieser klimaschädlichen Fleisch-Preise. Und bei allem Gerede über Kinderschutz sollten wir vielleicht mal über kinderfeindliche, also „pädophobe Preispolitik“ nachdenken. Denn eins darf uns dieser Planet und unsere Nachkommen auf keinen Fall sein: wurscht!

Wer anderen einen Zoll gräbt!

Die USA erheben Strafzölle auf europäische Waren, um Subventionen für Airbus zu unterbinden. Im Gegenzug will die EU Zölle auf amerikanische Waren erheben, um Subventionen von Boeing zu unterbinden. Das Ganze nennt sich Handelskrieg. Bei uns zu Hause hieß so was früher nur: Kindergarten! Zölle haben eine lange, wechselhafte Geschichte. Im Mittelalter gab es Wegzölle. Heute sind die abgeschafft. Und durch „Sanifair“ oder „Struller-Zoll“ ersetzt. Im Prinzip dasselbe, nur dass es im Mittelalter keinen Wertbon gab, mit dem man sich dann Süssigkeiten kaufte, die der Diabetes eigentlich nicht brauchen konnte.

Nun ist nicht jeder Zoll schlecht. Greta Thunberg etwa wird zum ersten Mal mit Trump einer Meinung sein: Zölle auf Flugzeuge sind lang überfällig! Vielleicht gibt es am Flughafen demnächst diese Ansage: „Wir können leider nicht abheben, weil die Flugzeuge zu teuer waren. Bitte nehmen Sie den Zug und bedanken Sie sich für diese umweltfreundliche Maßnahme bei Donald Trump.“

Staatliche Subventionen, damit etwas in die Luft geht, gibt es ebenfalls schon länger und sie haben viele Namen: im Fall von Condor heißt das Rettungspaket, im Fall von Airbus Forschungszuschüsse. Im Fall von Boeing heißt es: Milliardenschwere Rüstungsaufträge, um ganz nebenher einen Kamikaze-Bomber wie die neue Boeing 737Max zu entwickeln. Freie Märkte sind halt ein Mythos, der sich genauso hartnäckig hält wie „Boris Johnson will nur das Beste für Großbritannien“.

Nun werden aber nicht nur Flugzeuge mit Zöllen belegt, sondern interessanterweise auch die drei heiligen Ps der Italiener: Parmesan, Pecorino und Provolone – wenn es noch einen Beweis brauchte, dass diese ganze Fliegerei letztlich nix als Käse ist, ist er hiermit erbracht!

Besonders schön: Berlin ist von den Zöllen komplett ausgenommen – keinen Flughafen zu haben, hat eben auch Vorteile!

Warum wir uns wiedervereinigen!

Heute ist der Tag der Einheit. Wobei der Begriff nach wie vor Fragen aufwirft. „Was ist das? Einheit?“ fragen jüngere Menschen gern. „Keine Ahnung,“ sagen die Älteren dann. „Vermutlich ein seltenes Tier. Ein Heit! So wie ;Ein Hirsch‘…“

Häufig krankt die Einheit ja auch an der Mehrdeutigkeit von Begriffen. „Wir werden ja von Ausländern überrannt“, sagt vielleicht der Sachse – und der Bayer pflichtet ihm bei: „Haargenau – neulich kam sogar ein Rudel Ossis über die Grenze!“

Was die Reiseneigung angeht, fahren übrigens neuen Studien zufolge 65 Prozent der Ostdeutschen gern in den Osten – im Gegensatz zu nur 34 Prozent der Westdeutschen. Betrachtet man allerdings die traurige Tatsache, dass nur 19 Prozent der Ostdeutschen gern in den Westen fahren, und auch nur 26 Prozent der Westdeutschen gern in den Westen fährt… dann muss man einfach brutal feststellen: Niemand will nach Gelsenkirchen…

Westdeutsche werfen Ostdeutschen zu 36 Prozent und Muslimen zu 58,6 Prozent vor, noch nicht im heutigen Deutschland angekommen zu sein. Muslime sind anscheinend die ganz schlimmen, sozusagen die Fern-Ossis. Stolze 66 Prozent aller Ostdeutschen sind der Ansicht, dass die Fern-Ossis noch nicht im heutigen Deutschland angekommen sind – davon 90 % derjenigen Ossis, die sich ebenfalls noch auf der Migration ins heutige Deutschland befinden. 

Allerdings haben 83 Prozent der Westdeutschen, die zu den 36% zählen, die den Ostdeutschen vorwerfen, noch nicht im heutigen Deutschland angekommen zu sein, das heutige Deutschland bereits Richtung „Anglizististan“ oder „Internet-Shopping-Welt“ verlassen!

In einem sind sich allerdings gerade die Berliner einig: über 80 Prozent der ost- und westdeutschen Berliner sind der Ansicht, dass Berliner eine andere Sicht auf die Teilung haben. Und die 20 Prozent Schwaben – die kriegen wir mit vereinten Kräften auch noch raus! Wiedervereinigung geht auch über vereinte Feindbilder. Doch wo bleibt der Mensch? Häufig sieht man ja das schöne Land vor lauter „Wessi-Ossi-Kotzis“ nicht mehr.

Warum wir weniger verbrauchen!

„Was soll denn das?“ frage ich meinen Kumpel, der gerade einen neuen Plattenspieler auspackt, um ihn an seine ebenso neue analoge Stereo-Anlage anzuschließen. „Altersvorsorge,“ erwidert er knapp. Wie bitte? „Na ja, bevor die Banken Negativzinsen erheben und mein Geld auf dem Konto eine Kernschmelze erlebt, gebe ich es lieber aus. Verglichen mit der Bank-Rendite ist das hier ein Turbo-Zertifikat“. Mit dieser Strategie ist er nicht allein. Trotz „abkühlender Konjunktur“ kaufen die Deutschen, was das Zeug hält. Als möchten sie das alte Zitat „Die Demokratie wird auch am Hindukusch verteidigt!“ ummünzen in: „Die Demokratie wird auch im Rewe verteidigt!“

Denn wo „Abkühlung“ gegen eine drohende „Heißzeit“ als positiv gilt, hat das Wort auf DAX-Manager eine ähnlich herzinfarktfördernde Wirkung wie das Wort „Vermögenssteuer“. Oder „Steuerfahndung vor der Tür!“ Wenn es jetzt also heißt: Die Konjunktur macht das, was die Regierung mit dem Klimaschutz macht („sie schwächelt“), dann löst das zuvorderst Panik aus. Firmen setzen bereits jetzt vermehrt auf „Kurzarbeit“. Kurzarbeit in der Industrie, oder wie man auf der Behörde dazu sagt: „Überstunden“.

Doch vielleicht ist eine schwache Konjunktur genau das, was wir jetzt brauchen? Immerhin heißt schwache Konjunktur auch: Weniger Produktion, weniger Konsum (wenn den renitenten Deutschen die Kauflaune erst mal vergeht), weniger fossile Brennstoffe. Und dadurch weniger Klima-Erwärmung. „Nur eine schwache Konjunktur ist eine starke Konjunktur“, würde Greta Thunberg wohl sagen. Vielleicht sollte „Kurzarbeit“ Wort des Jahres 2020 werden – vorausgesetzt, dass damit nicht nur eine weitere Amtszeit des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz gemeint ist.

Vielleicht brauchen wir alle mal eine gepflegte Zivilisations-Depression. Und eine Rezession, die uns zurückwirft auf den CO2 Ausstoß der 60ger. Damit wir auch morgen noch eine Konjunktur erleben können.

Warum wir jetzt gegen die Krise fliegen!

Eine Katastrophe! Spanien rutscht in die Rezession. Griechenland erlebt das schlimmste Desaster seit der Finanzkrise. Die Türkei, Zypern, sogar Tunesien – endloses Leid. Verdorrende Landschaften, Armut, Flüchtlingsströme, die sich in Gang setzen… Wegen was? Klimakatastrophe? Nein, ich rede von der Thomas-Cook-Pleite. Ein vermeidbares Desaster. Das passiert nämlich, wenn Leute immer von Klimaschutz labern, keine Ferienflüge mehr buchen und zu Hause bleiben. Oder – schlimmer noch – nach Usedom fahren. Womöglich mit dem Fahrrad.

Hier werden aktiv Existenzen vernichtet. Urlauber sind gestrandet, erleiden also ein Schicksal, das sonst Walen vorbehalten ist. Da werden nationale Notstände ausgerufen, Rettungsschirme aufgespannt, alle Truppentransporter, die nicht mit AKK in die USA unterwegs sind (also alle beide), zur Soforthilfe verpflichtet. Das sind bewegende Bilder – endlich mal keine Flüchtlinge, die aus dem Mittelmeer gerettet werden müssen, sondern unsere eigenen Leute, von der Sonne brutal entstellt, festgehalten in einem Döner-Tzatsiki-Albtraum – Geiseln mangelnder Urlaubsdisziplin ihrer hartherzigen Volksgenossen.

Das ist dann schon mal ein „Brennpunkt“-Thema für die beliebte ARD-Sendung. Sicher, man hätte auch was über Greta Thunberg bringen können, die auf dem Klimagipfel in New York eine bewegende Rede hielt und fast vor Wut und Hilflosigkeit heulte. Wer hat schon andauernd Lust auf die schlechte Laune von Thunberg? Man sieht doch, wohin das führt – und das ist nichts im Vergleich zu dem, was passiert, wenn etwa die Lufthansa pleite geht.

Dagegen muss aktiv eingeschritten werden. Wem nützt schon eine Umwelt ohne Arbeit? Da schon lieber andersrum. Deshalb: Buchen Sie noch heute eine Flugreise. Möglichst bei Condor. Die Bundesregierung macht es vor und fliegt fünf hohe Regierungsmitglieder (Kanzlerin und vier Minister) mit vier Flugzeugen in die USA. Zum Klimagipfel! Ein Bild sagt mehr als tausend Klimapakete! Daher: Nehmen Sie einen Privatjet für Ihre nächste Business-Konferenz in Hannover. Nur mit Überschallgeschwindigkeit verhindern wir, dass der doofe Klimaschutz uns den Urlaub vermasselt!

Warum wir das Klima retten!

Die gestrigen Großdemos haben gezeigt: Es liegt uns was an diesem Planeten. Das ist gut so, aber ein Trugschluss. Wir müssen die Erde nicht retten. Die Erde kommt sehr gut allein zurecht. Die Erde hat es, um ehrlich zu sein, verdammt gut ohne Homo Sapiens ausgehalten, und die paar Momente, die Menschen auf diesem Planeten wuseln, sind nur ein Furz in der Weltgeschichte. Der Erde geht es super. Kommunizierte die Erde mit einem befreundeten Planeten in einer anderen Galaxie, sagte sie vielleicht: „Ich glaube, ich komme in die Wechseljahre. Ich habe in letzter Zeit so komische Hitzewallungen.“ „Ach wo,“ könnte der andere Planet antworten, „das ist wahrscheinlich nur ein Anfall von Homo Sapiens. Das dauert höchstens noch wenige Jahre – dann ist der Spuk vorbei!“

Auch das Klima muss nicht gerettet werden – dem Klima geht es super. Klima gibt es auch, wenn die Temperaturen um 10 Grad ansteigen. Ist dann bloß heißer. Sehr viel heißer. Wahrscheinlich so heiß, dass Frauen und Männer sich unabhängig von Geschlecht und Aussehen in „heiße Bräute“ verwandeln. Wenn es dann überhaupt noch Menschen gibt – außer ein paar verhungernden Rest-Exemplaren in den neuseeländischen Alpen.

WIR müssen also gerettet werden. Und unsere Kinder. Alles andere ist Augenwischerei. Passend dazu hat die Bundesregierung gestern ein „großes Klimaschutz-Paket“ vorgelegt. Naja – Paket… Eher ein Päckchen. Es enthält einen (extrem moderaten) CO2 Preis und ein paar andere Instrumente für kleinere Korrekturen des Klimas. Ein „großer Wurf“ des Klima-Kabinetts sieht anders aus. Es ist eher ein „Kabinettsstückchen“.

Aber eben ausgewogen. Und Finanz-schonend. Und wirtschaftsfreundlich. Tut niemand weh. Weil Wähler sonst den „Protest wählen“ und mit AfD-Diesel-SUV-Korsos gegen den „Öko-Terrorismus“ demonstrieren. Bis der große Boulevard-Aufmacher lautet: „Letzter Wüstenkaktus in Brandenburg vertrocknet!“