Kolumne

Warum der Weihnachtsmann ein Terrorist ist!

Berlin kriegt den Knallhart-Lockdown. Ab Dezember dürfen sich nur noch 5 Personen aus maximal 2 Haushalten treffen – wobei man bei der Patchwork-Struktur vieler Berliner Haushalte vermutlich sicherer wäre, wenn sich nur noch 2 Personen aus maximal 5 Haushalten träfen.

Bei aller Pein kann man natürlich auch positive Seiten der Situation entdecken. So hat man als Kunde in größeren Geschäften 20 Quadratmeter zur Verfügung und könnte auf Inline Skates ein paar Runden durchs KaDeWe drehen! Wenn es nach Markus Söder ginge, dürfte in ganz Bayern jeweils nur ein einzelner Kunde einkaufen – vorausgesetzt er hat eine „Lizenz zum Shoppen“ und ist per App registriert.

Lange Schlangen vor den Geschäften, die Grenzen nach Meck-Pom dicht, die Supermarkt-Regale leer und die Laune auf dem Tiefpunkt – es wirkt ein wenig wie der Endsieg des real existierenden Sozialismus. Honecker würde sich im Grabe umdrehen, wenn er geahnt hätte, dass er nicht die Stasi, sondern bloß das Virus gebraucht hätte…

Derweil singen im thüringischen Hotspot Hildburghausen Menschen dicht gedrängt ohne Maske gegen das Virus an – was zeigt, dass sogar harmlos verlaufende Infektionen das Gehirn in Mitleidenschaft ziehen. Nicht mal im Mittelalter kamen sie auf so eine Idee – oder haben Sie je etwas gehört über „Kuscheln gegen die Pest“?

Die Strategie der Isolation hat jedoch auch ihr Gutes: zum ersten Mal seit Jahren werden sich viele Menschen zu Weihnachten aufrichtig auf die Verwandten freuen! Sogar Weihnachtsmänner darf es geben – mit Maske und Abstand, klar. Man weiß nicht, was dann furchterregender ist: Der Weihnachtsmann, der mit Rauschebart und Zusatzmaske Atemnot kriegt und hechelnd wie ein sterbender Hering vor dem Tannenbaum zusammenbricht – oder die Kinder, die Panik schreien: Hilfe, Mama, da draußen steht Batman aus dem Altersheim!

Warum es Silvester laut wird!

Heute werden die Corona-Maßnahmen verlängert. Am meisten knallt es bei den Regierungspartnern in Hinblick auf die Silvester-Knallerei. Wird die am Jahresende erlaubt sein? Nun könnte man einwenden, dass dieses Land ernste Probleme hat: Corona etwa, die Klimakatastrophe, die sich weiter öffnende Arm-Reich-Schere – aber die Frage, ob es Silvester knallt, lässt die Emotionen stärker hochkochen als ein wohl noch ferner Sieg der deutschen Nationalelf.

Schon bevor es Silvester also kracht, kracht es in der Politik – mit vielen Fronten: die einen sehen Böller als Symbol der Freiheit und Selbstverwirklichung: Meine Lunte, mein Böller, meine (ehemalige) Hand… Die anderen sehen sie als Schmerzschrei einer Überflussgesellschaft, deren schlimmster Feind die Stille ist. Wieder andere argumentieren wirtschaftlich: Geld ausgeben, um es dann zu verbrennen, ist ein genialer Konjunkturmotor. Du hast eine Nachfrage, du bringst das Produkt zur Explosion, die Nachfrage besteht nach wie vor… eine ähnlich geniale Nachfrage-Befeuerung gab es seit Erfindung der Prostitution nicht mehr.

Dann gibt es da noch das Corona-Argument: Böller verursachen Feinstaub, Feinstaub greift die Lunge an – und eine schlappe Lunge ist für das Corona-Virus das Äquivalent einer möblierten Wohnung in Tiergarten zum Nulltarif. Vielleicht wird das Resultat der Diskussion ein neuer Warnhinweis auf Böllerpackungen (ähnlich wie auf Zigarettenpackungen): „Mit dem Erwerb dieses Feuerwerkskörpers erkläre ich mein Einverständnis, bei Einlieferung in die Klinik mit dem Annähen meines abgebrannten Fingers (Armes, Beines oder jedes anderen Körperteils) zu warten, bis alle Covid-Patienten versorgt sind…“

Die Polizeigewerkschaft selbst ist in der Frage gespalten. Einerseits möchte sie die Knallerei verbieten, damit die Polizei wenigstens einen Tag lang die Einzige ist, die in dieser Stadt rumballert. Andererseits warnt die Gewerkschaft davor, eine Regel auszusprechen, deren Einhaltung sie nicht garantieren kann. Bloß: Wäre das wirklich ein Kriterium, gäbe es wohl auch keine Straßenverkehrsordnung…!

Warum jetzt die Banker auf die Barrikaden gehen!

Neuerdings werden auf den „Querdenker“-Demos erschreckend viele Anzug-Träger gesichtet: die „Quer-Bänker“! Quer-Bänker bezweifeln, dass es so etwas wie „Finanzkrisen“ überhaupt gibt und halten auch die gegenwärtige Krise nur für einen „monetären Schnupfen“. Dieser sollte durch eine Stärkung der „Selbstheilungskräfte des Marktes“ bekämpft werden, also viel „Vitamin B“ wie „Beziehungen“, „Zink“ – im Sinne von „gezinkten Produkten wie raffinierte Cum-Ex-Geschäfte“ und natürlich eine Flutung des Marktes mit Vitamin D – D wie Dollars. Falls die Selbstheilungskräfte des Marktes mal wieder versagen, kann der Staat immer noch einspringen und die Quer-Bänker retten. Dafür ist er schließlich da.

Quer-Bänker wehren sich gegen den „finanziellen Maskenzwang“ mit dem Slogan: „Finanz-Interessen zeigen ihre Fressen“ – nur durch hautnahen Kontakt mit dem Kunden ist es möglich, ihm die Haut über die Ohren zu ziehen. Besonders allergisch jedoch reagieren die „alternativen Bänker“ auf den Paragraf 28a des neuen „Ermächtigungsgesetzes“, der auch die Bordelle betrifft. Jede „Einschränkung der Bordelle ist ein direkter Angriff in essentielle Freiheitsrechte und auf den Finanzdistrikt“, sagte diesem Autor ein nicht namentlich genannt werden wollender prominenter Szene-Aussteiger namens Carsten Nothgeil.

Quer-Bänker befürchten zudem einen „Impf-Zwang“, der die Bevölkerung mit finanzieller Kompetenz impft. Sie warnen lauthals vor „Impfschäden“, die das „Ende des freien Finanzmarktes“ einleiten, denn der freie Markt „lebt nun mal von verteilten Informationen. Die einen haben sie, die anderen nicht. Alles andere ist Sozialismus.“

Carsten Nothgeil jedenfalls hat sich frustriert aus dem Bankgeschäft zurückgezogen. Er gründete ein Bus-Unternehmen, das „Querdenker“ zu ihren Demos fährt, und organisiert dort Verkaufsstände für Snacks (am besten gehen die Laugenstangen in Hakenkreuzform) und Regenschirme (seit kurzem ein Absatzschlager). „Corona macht mich zum Millionär“, strahlt der Ex-Quer-Bänker!

Die Verschwörung, die keiner ahnt!

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern – oder die Kanzlerin aus ihrem Amt: Die Corona-Maßnahmen zeigen noch nicht genug Wirkung. Während die einen nun die ganz große Corona-Diktatur befürchten, fordern die anderen eine härtere Gangart. Ginge es nach Markus Söder, trügen alle immer eine Maske, auch auf einsamen Waldwanderungen – möglichst in Bayernfarben.

Verschwörungstheorien blühen – aber die eine, ganz große Verschwörung wird übersehen: Corona ist die ultimative buddhistische Bekehrung der Gesellschaft! Allen wird die Rückkehr in die heimische Zelle empfohlen, jedes gesprochene Wort ist ein Aerosol-Verbrechen, jeglicher überflüssige Kontakt muss eingestellt werden – und welcher Kontakt ist nicht überflüssig?

Ein „ganz harter Winter“ kommt da laut Merkel auf uns zu – Werbe-Videos im Veteranen-Stil zeigen jetzt schon Greise, die in 50 Jahren stolz ihren Enkeln erzählen, dass sie Anno 2020 Helden wurden, indem sie den ganzen Winter „gar nichts“ machten und monatelang „auf dem Sofa chillten“. Slogans wie „Nur durch Einkehr ist man wer“ oder „Gesundheit lässt sich gut erhalten, wenn alle stets die Schnauze halten“ werden bald in aller Munde sein.

Stille, Kontakt nur mit den eigenen Gedanken, Begierden aushalten, Inaktivität – woher kennt man das? Genau: vom Meditations-Wochenende. Nur, dass das Wochenende jetzt bald ein ganzes Jahr dauert. Corona kann so eine erleuchtete Menschheit hinterlassen, die erkennt, dass ein jeder und eine jede nur ganz wenig benötigt. Die Seligkeit, welche buddhistische Mönche erst nach Jahren der Übung erlangen, könnten die meisten von uns nun in wenigen Monaten erreichen – aber, wer will das schon?

So werden denn weiter YouTube und das Netflix-Abo strapaziert in der Hoffnung, nur keine Langeweile aufkommen zu lassen. Um das Nichtstun auf jeden Fall zu vermeiden…

Warum Berliner Luft reich macht!

Kennen Sie den: „Was können Sie denn so?“ fragt die Personalabteilung den Bewerber. „Nix“. „Tut uns leid, in der Chefetage sind bereits alle Positionen besetzt…“ Fern sei mir, solche Klischees auf die Chefetagen der städtischen Betriebe anzuwenden, denn zumindest eine Kunst wird dort gut beherrscht: die der Gehaltsverhandlung! Während die Gewinne der Berliner Beteiligungsgesellschaften 2019 im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Drittel sanken, stiegen die Chef-Gehälter auf Rekordniveau.

In der sogenannten „freien“ Wirtschaft redet man sich in solchen Fällen mit „die Manager tragen schließlich auch das Risiko“ raus – eine These, die meistens soviel Wahrheitsgehalt hat wie ein Tweet von Donald Trump (diesen Vergleich wird man nicht mehr allzu lange ziehen können, in ein paar Monaten ist der Mann vergessen und all die schönen Allegorien mit ihm; wenn man mich fragt, was ich an Trump vermissen werde, dann das…). Für landeseigene Firmen gilt das schon mal überhaupt nicht – sie sind meistens Monopol-Betriebe und sollen öffentliche Versorgung sichern. Das Risiko ist in etwa so hoch wie das eines Schiffbruchs in der Badewanne. Oder wie das einer Steuerzahlung von Donald Trump… (Sie merken: ich werde es solange wie möglich melken!).

Während die Umsätze der landeseigenen Firmen nur um 2,9 Prozent zulegten und die Löhne der Berliner 2019 um 3,9 Prozent, stiegen die Gehälter der landeseigenen Chefetagen um sagenhafte 7,5 Prozent! Vielleicht hat es etwas mit Physik zu tun – oben ist die Luft bekanntlich dünner, da gibt es dann natürlich auch weniger Widerstand… Und die „Berliner Luft“ besonders über dem „Willy-ohne-Brand(t)-Schutz“-„Fluch-Hafen“ ist ja fast schon Weltkulturerbe – sie muss so dünn gewesen sein, dass eine ganze Reihe minderbegabter Bau-Ausführender jede Menge erben konnten. Wenn nicht Welt-Kultur dann zumindest Geld…

Oder aber es gilt in landeseigenen Betrieben das Prinzip: Bezahlt wird nach Leistung – aber davon können viele Chefs einfach nicht leben!

Warum jetzt alles gut wird!

Schockschwerenot: Trump übertrumpft und abgewählt! Ein Corona-Impfstoff ist zum Greifen nah – entwickelt von Deutschen mit Migrationshintergrund! Die Brexit-Einigung in greifbarer Nähe! So eine geballte Ladung guter Nachrichten ist man in diesem rabenschwarzen Jahr gar nicht mehr gewöhnt – und man fragt sich, ob es überhaupt zulässig ist, uns Deutschen so viel positiven Stress auf einen Schlag zuzumuten? Corona können wir zur Not überleben, aber gute Laune?

Daher müssen wir jetzt dringend trainieren. Die nächsten Zeilen sind nichts für schwache Nerven und zarte Gemüter – hier sind die guten Nachrichten für den Rest des Jahres: „Brexit-Deal unter Dach und Fach – alles bleibt, wie es war, unsere britischen Freunde nennen es nur anders.“ „Erdogan tritt zurück und sagt: Autokratie macht einsam und krank!“ Nicht zu vergessen: „Facebook verbietet nervige Diät-Videos, zensiert Gewalt-Posts und zahlt Steuern!“ Und: „Friedrich Merz will Star werden und tritt bei DSDS mit dem selbst gedichteten Mittelschichts-Schlager an: „Im Flieger bin ich Sieger!“

Sie haben diese Zeilen ohne Schnappatmung überstanden? Gut, dann kommt jetzt „gute Nachrichten für Fortgeschrittene“: „Cannabis weltweit legalisiert – die Konjunktur schießt darauf nicht nach oben, sondern in die Breite!“ „Attila Hildmann, Xavier Naidoo und Michael Wendler begeben sich in Therapie und verbreiten via Messenger-Dienst „Telegram“: Verfolgungswahn ist heilbar!“ „Klimakatastrophe abgewendet: Menschheit einigt sich auf Kooperation, gemeinsame Klimaziele und die Abschaffung sämtlicher Armeen!“ Nicht zu vergessen: „Sensation: Die SPD entdeckt die Sozial-Demokratie!“ Gefolgt von: „Clemens Tönnies – seit Jahren heimlicher Vegetarier!“

Und zu guter Letzt: „Katzenvideos überbewertet – wie empathische Gespräche mit echten Menschen mehr Freude bringen als Kätzchen, die aus Versehen hinter einen Schrank fallen!“

Warum die Autos weinen!

Wir haben Corona-Krise, Lockdown, Berufsverbote, Arbeitslosigkeit, Hamsterkäufe, Wahldramen in den USA – kurz: eine Menge ziemlich unangenehmer Situationen. Jetzt ist allerdings noch eine weitere dazu gekommen. Klagt jedenfalls die Präsidentin des Verbandes der Automobilbranche: Pop-Up Radwege! Diese improvisierten, kurzfristig errichteten Radwege führen nämlich Hildegard Müller zufolge vor allem zum Verkehrskollaps.

Nun muss man wissen, dass die Fähigkeit zum „lauten Wehklagen“ eines der Haupteinstellungskriterien in einem Lobbyisten Verband ist. Vermutlich nehmen die nur Leute, die knapp an einer Karriere als dramatischer Sopran vorbei schrammten. Oder solche, die eigentlich Klageweib werden wollten, aber feststellten, dass die Spitzenpositionen in der AfD schon von meist männlichen Klageweibern besetzt sind…

Jetzt also das große, dramatische Lied vom Verkehrskollaps. Der geneigte Leser wird sofort an endlose Staus, Abgas-Verschmutzung, kompletten Stillstand und haufenweis genervte Verkehrsteilnehmer denken. Also an einen ganz normalen Werktag in Berlin. Und der soll jetzt noch einmal zugespitzt werden, indem Fahrradfahrern noch mehr Raum gegeben wird?

Nun kann man sicher einiges gegen Fahrradfahrer sagen: Es gibt unter ihnen durchaus solche, die ohne weiteres als Selbstmord-Attentäter eine Karriere machen könnten. Und deren Aggressionspotential das eines Gorillas auf einem schlechten Anabolika-Trip durchaus in den Schatten stellt. Aber dass mehr Fahrradfahrer und mehr Raum für Radwege zu einem „Verkehrskollaps“ führen, ist so schlüssig wie „mehr Sex führt zu einer Geburtenschwemme“ (dann müssten Porno-Darsteller ja die kinderreichsten Familien haben).

Lautes Wehklagen übertüncht vor allem eins: das Auto ist eine Technologie, die dem Untergang geweiht ist oder sich stark wandeln wird. Pop-Up Radwege spielen da in etwa die gleiche Rolle wie Donald Trump in einem Schweige-Kloster – nämlich keine!

Warum der Ellbogen unterschätzt wird!

Wenn es einen Profiteur dieser Krise gibt, dann ist es der Ellbogen! Bislang ein eher nutzloses Körperteil, das nur für die Beugung des Armes herhalten musste und ansonsten zu Schleimbeutelentzündung neigte, erlebt der Ellbogen in diesen Monaten eine echte Renaissance. Fast alle virologisch relevanten Tätigkeiten (außer dem Maskentragen) werden an den Ellbogen delegiert: Man hustet und niest in ihn hinein, nutzt ihn aber andererseits auch zur Begrüßung – was natürlich die Frage aufwirft, warum man dann nicht beides weiterhin mit der bisher so nützlichen Hand erledigt?!

Aber die Hand gilt als einer der Hauptverdächtigen bei der Viren-Übertragung und ist insofern ein unreines Körperteil, das zudem ständig gewaschen werden muss, obwohl wir mittlerweile Bahntüren mit dem Ellbogen öffnen, uns nur noch mit dem Ellbogen an Ampeln lehnen oder Fahrstühle damit steuern, und man sich fragt, wie der Dreck überhaupt noch an die Hand gelangen kann? Und ob der Ellbogen nicht statt der Hand viel häufiger geschrubbt werden müsste? Dennoch findet ein Paradigmenwechsel statt, der den Ellbogen als rücksichtsloses Rempel-Körperteil entlastet. Sein Einsatz symbolisiert neuerdings kreative Rücksicht: „Ich begrüße dich mit dem Ellbogen, um dich zu schützen“.

Die Statthalter der ehemaligen Ellbogen-Gesellschaft haben es dementsprechend schwer. Friedrich Merz etwa, der die Sehnsucht nach wirtschaftlich eher fatalen Rezepten wie der Subventionierung der Reichen auf Kosten der Armen verkörpert. Jener Friedrich Merz, der sich als Ex-Blackrock-Manager allen Ernstes als Opfer einer christ-demokratischen Verschwörung betrachtete nach dem Motto: „Die haben Corona doch nur erfunden, um mich als Kanzlerkandidaten zu verhindern…“ Was die Frage aufwirft, ob Herr Merz nicht insgeheim zu viele vegane Kochbücher von Attila Hildman geraucht hat….

An der Stelle ist es gut, dass der Ellbogen ein Symbol des Miteinanders wird!

Warum wir das Theater nicht mehr verlassen!

Im antiken Griechenland war es Pflicht, Theatervorstellungen zu besuchen, weil dort in Ermangelung des Internets dem Volk die gegenwärtige Politik erklärt wurde. Wer nicht kommen wollte, dem drohten Soldaten ermutigende Schläge an. Die Demokratie dort hielt viele Jahrhunderte.

Die deutsche Demokratie zeigt schon bei der ersten Pandemie leichte Ermüdungserscheinungen – was vielleicht auch mit ihrer Einstellung zum Theater zu tun hat. Oder der Einstellung des Theaters, um genau zu sein. “To Be or Not to Be”, heißt es bei Shakespeare, und für viele Theater ist das jetzt eine ganz reale Frage sein. Da haben sie nun wie auch die Gastronomie in Hygiene-Maßnahmen investiert, Belüftungskonzepte erklügelt, Plätze reduziert – vor dem übermorgen beginnenden „Lockdown“ hat es sie nicht bewahrt.

Dabei gibt es keine klar nachgewiesenen Infektionen im Theater. Das Publikum ist dermaßen masken-diszipliniert, dass die S-Bahn neidische Weinkrämpfe kriegen könnte. Laut einem Großversuchskonzert mit Tim Bendzko und mehr als 1000 Teilnehmern sind Großveranstaltungen mit Hygienekonzept sicherer als Großhochzeiten – oder häusliche Partys.

Da fast alle Infektionen zurzeit im „häuslichen Umfeld“ stattfinden, muss man zum gegenteiligen Schluss der gegenwärtigen Politik kommen: Es gilt, das „häusliche Umfeld“ möglichst zu vermeiden! Daher hier nun folgender revolutionärer Vorschlag: Alle gehen ins Theater! Und bleiben dort bis Neujahr – Sie werden köstlich unterhalten, bleiben Corona-frei und müssen sich nicht um das nervige Weihnachten oder infizierte Verwandte kümmern. Die Gastronomie bereitet für die zahlreichen Pausen leckere Speisen vor, die Corona-gerecht eingenommen werden. Die Menschen lachen gemeinsam, weinen gemeinsam, lassen sich berühren, ohne dabei körperlichen Kontakt aufzunehmen. Ein neuer Zusammenhalt entsteht, innergesellschaftliche Gräben werden überwunden, und das Neue Jahr beginnt Corona-frei!

Warum wir jetzt keine Kokosmilch mehr trinken!

Im Rahmen der großen „Gemeinsamen Agrar-Reform“ (GAP) der EU müssen nach Willen des Bauernverbandes diverse Lebensmittel dran glauben. Mandelmilch, Kokosmilch und Sojamilch sind nach einem Eu-GH Urteil bereits verboten und müssen Mandel-, Kokos- und Soja-Drink heißen. Milch darf laut Gericht nur noch heißen, was aus „normaler Eutersekretion“ gewonnen wird. „Muttermilch“ muss also nicht in „Busen-Drink“ umbenannt werden (obwohl Letzteres sicher eine gute Marketing-Idee wäre). Welches Euter allerdings für „Scheuermilch“ sekretiert wurde, ist unklar. Verkehrsminister Andreas Scheuer dementiert, dass er dafür gemolken wurde… Das wäre ja auch Quatsch. Scheuermilch ist ein kräftiges, wirkungsstarkes Mittel, wo soll das bitteschön beim Scheuer-Andi herkommen?

Aber die Bauern wollten auch die Bezeichnung „Steak“, „Burger“ oder „Wurst“ für „echtes“ Fleisch patentieren – was das EU-Parlament allerdings ablehnte. „Tofu-Steak“, „Veggie-Burger“ oder „vegane Curry-Wurst“ müssen jetzt doch nicht in „geschmackloser Tofu-Bratling“, „nährstoff-freies Gemüse-Rundstück“ und „in Pelle gedrängtes Soja-Hack mit krebserregenden Aroma-Stoffen“ umbenannt werden.

Grundsätzlich sind korrekte Bezeichnungen wünschenswert. Auch das Wort „Steak“ ist schließlich eine irreführende Bezeichnung. Es kommt vom alt-germanischen „Steik“ für „gebraten“. Im Grunde muss also alles Gebratene „Steak“ heißen. Aus Spiegel-Ei wird „Steak-Ei“, aus „ich habe ihm eine übergebraten“ wird „ich habe ihn gesteakt“.

Das Wort „Burger“ kommt von „Hamburger“, weil es das „Rundstück zwischen zwei Brothälften“ beschreibt, das aus der Stadt Hamburg emigrierte Deutsche nach Amerika brachten. Der „Burger“ sollte also korrekterweise „fleisch-haltiges Rundstück zwischen zwei nährstofffreien, Verstopfung erzeugenden Weißbrothälften“ heißen. „Wurst“ schließlich kommt vom altgermanischen „Wers“ „verdrehen“ oder „wirr“ – aus „Curry-Wurst“ wird so „wirr verdrehte Schlachtabfälle mit Curry-Aromen“. Wenn schon korrekt, dann aber richtig.

„Käse-Alternative“ und „Joghurt-Style“ dürfen laut GAP nicht mehr so heißen. Milchprodukt-Bezeichnungen sind für Milchprodukte reserviert. „Käsefüße“ werden so „Muffel-Quanten“ – „Leberkäse“ mutiert zu „überbackene verdrehte Schlachtabfälle“…

Ach so – die GAP (Gemeinsame Agrar-Reform) muss natürlich auch umbenannt werden. Sie belohnt nämlich jene, die eh schon genug haben: Groß-Vieh macht eben nicht nur Mist, sondern kriegt auch viel Geld – Kleinvieh hingegen macht nur Mist. Der richtige Name der Reform wäre vermutlich: „Bereicherungs-Initiative-von-Gierbauern-Für-Umwelt-Chaos-und-Katastrophen“. Kurz: BIG-FUCK!