Kolumne

Warum wir eine schwarze Null wollen!

Folgende Szene soll sich vor einigen Tagen im Bundestag zugetragen zu haben. Ein Mann mit etwas rotem Kopf im vornehmen Zwirn schreit zwei junge Journalisten an: „Wenn ich noch ein Wort über den G20 Gipfel und Mehrausgaben höre, werde ich handgreiflich! Niemand hat die Absicht, hier Schulden zu machen!“ „Mann,“ meint der eine Journalist zum anderen, nachdem der Aggressive sich entfernt hat, „Für wen hält der sich? Olaf Scholz?“ „Leider nicht,“ meint der andere, „er hält sich für eine schwäbische Hausfrau!“

Vor ein paar Tagen präsentierte der Finanzminister nämlich den neuen Haushaltsentwurf, welcher eine Reduzierung der Bundes-Investitionen vorsieht. Nun ist so eine Schuldenreduzierung natürlich eine feine Sache. Einerseits. Andererseits transportieren in Deutschland „Brief-Schnecken“ Informationen schneller als Emails. Schüler haben permanent das Gefühl, in prähistorischen Ruinen unterrichtet zu werden. Und das Fahren über die vielen maroden Brücken wird immer mehr zu „Russisch-Roulette“. Vielleicht wäre da die eine oder andere Investition durchaus sinnvoll…

Zumal wir Deutschen ein Überschuss-Problem haben. Überschuss klingt erst mal schön nach Gewinn. In dem Wort steckt jedoch auch ein „Schuss“ drin – wie in: er hat einen Schuss. Sogar einen Über-Schuss wie in „er ist über-dreht“, „er ist über-geschnappt“ – „er ist Donald Trump.“ Letzterer kritisiert ja permanent diesen Überschuss – und hat damit gar nicht mal so unrecht: Womit soll denn das Ausland seine Schulden bei uns begleichen – wenn nicht mit Waren? Am besten gleich mit amerikanischen oder südeuropäischen Bauleistungen! „Import-Kuscheln statt Handelskrieg“ umschreibt das ein Nachrichtenmagazin.

Also, hier mal für den Olaf: Auch ein Sozialdemokrat kann eine rote Null schaffen! Und mal Hand aufs Herz: mit roten Nullen ist er doch bei der SPD in bester Gesellschaft.

 

Warum der erste Mai den Flughafen rettet!

Gestern war der erste Mai! Tag der Arbeit – oder wie es in einigen Kreisen heißt: „Weihnachten für Linksautonome“. Denn dieser Tag ist traditionell dem bewaffneten Kampf gegen „das Kapital“ gewidmet. Gut, eigentlich ist es gar kein Kampf. Es ist eher Steine werfen auf Dinge, die man direkt dem Kapitalismus zuordnet. Fensterscheiben etwa. Wie genau Fensterscheiben den Kapitalismus entstehen ließen, ist aber nicht überliefert.

Genauso unklar ist, inwiefern der Kapitalismus sich vom Kampf der Linken gegen Fensterscheiben beeindrucken lässt. Bislang sind wenige Konferenzen bekannt, auf denen sich die Top-Vertreter des „Kapitalismus“ trafen und sagten: „Es sind wieder Fensterscheiben eingeworfen worden – da müssen wir jetzt dringend das System ändern.“

Mittlerweile werden sogar Stimmen laut, die den ersten Mai ganz abschaffen möchten. Es ist ja gar kein Tag der Arbeit, sagen die, sondern ein Tag der Gewalt. Das stimmt so natürlich nicht. Der erste Mai ist für viele Linksautonome vermutlich der einzige Tag im Jahr, an dem sie überhaupt arbeiten. Und genau diese Potentiale sollte man nutzen. Es gibt in jeder Großstadt etliche Gebäude, die eigentlich abgerissen gehören. Ich sage nur: Das schweinchenrosafarbene Einkaufszentrum „Alexa“ in Berlin, das Kritiker als die Vollform eines „Bau-Herpes“ empfinden. Oder das Spree-Dreieck, ein brauner Beton-Traum von der Eleganz einer überdimensionierten Stein-Fäkalie. Oder das Ihme-Zentrum in Hannover, gegen das der Berliner Sozial-Palast ein gelungener Architektur-Geniestreich ist. Wenn man in der autonomen Szene glaubhaft machen kann, dass genau das die bösesten aller bösen kapitalistischen Fensterscheiben sind, dann reißen die solche Gebäude in einer einzigen Nacht nieder.

Und im Falle des Berliner Katastrophen-Fluchhafens BER könnte das die Lösung des Problems sein: Berliner Flughafen von Chaoten zerstört! Neubau in drei Monaten fertig. Danke, Linksautonome!

Warum Söder die Kirche ums Kreuz trägt!

Markus Söder will er in allen bayrischen Landesbehörden Kreuzigungen aufhängen lassen. Geht das überhaupt? Muss man sich nicht entscheiden? Kreuzigen oder Aufhängen? Wie vernagelt kann ein Mann eigentlich sein? Da das aufgrund der Trennung von Kirche und Staat verfassungsrechtlich bedenklich ist, behauptet Söder bauernschlau: „Das Kreuz ist kein Zeichen einer Religion“. Könnte sein, dass der Papst das anders sieht und auf den Söder jetzt das Fegefeuer wartet. Oder zumindest eine Exkommunikation.

Schwerer allerdings wiegt, dass Söder mit seinem Kreuz vor dem Islamismus zu Kreuze kriecht, indem er Bayern in einen „Gottesstaat“ verwandelt. Schon dafür sollte man ihm eigentlich eine kreuzweise geben! All das geschieht unter dem heuchlerischen Deckmantel „kultureller Identität“ – die aber ist eine sehr fragwürdige Sache. Jegliche Zugehörigkeit eines Menschen zu einer bestimmten sozialen Gruppe ist eine zeitlich beschränkte und sehr ausgedachte Angelegenheit: Wir kommen allein ins Leben und gehen auch allein wieder hinaus – zu was wir uns zwischendrin zugehörig fühlen, ist in etwa so real wie ein „Tatort-Mord“. Zumal die meisten Deutschen heute mehr das Dschungelcamp zu ihrer kulturellen Identität rechnen dürften als das Kreuz. Damit wiederum könnte ich mich anfreunden: Costa Cordalis als Zeichen kultureller Identität in allen bayrischen Ämtern aufhängen! Das wäre sicherlich auch für Migranten sehr abschreckend: Will man wirklich in ein Land, in dem Costa Cordalis-Puppen auf allen Ämtern rumhängen, die lauthals „Anita“ singen?

Kompromissvorschlag: Vielleicht sollte man einfach eine Pappfigur vom Söder in jeder bayrischen Behörde aufstellen, die eine Latte quer über die Stirn genagelt hat – das sieht auch ein wenig nach Kreuz aus und wäre endlich mal ein sinnvoller Einsatz für das Brett, dass er vorm Kopp hat!

Warum wir jetzt wieder mehr Kriminalität haben!

Katastrophe! Die Kriminalität ist laut Kriminalitätsstatistik 2017 um 10 Prozent gesunken. Da gehen natürlich in vielen rechten bis sehr rechten Kreisen die Alarmglocken an. Für eine knallharte Law and Order-Politik braucht man schließlich die gewisse Bedrohung. Nützt ja nix wenn der Sheriff einen auf dicke Hose macht und keiner ihn braucht.

Sogar die Ausländerkriminalität, traditionell etwas höher aufgrund sozialer sowie alters- und geschlechtlicher Bedingungen (junge, arme Männer mit niedriger Bildung werden überall häufiger straffällig), ging zurück. Da könnte sich schon der eine oder andere Rechtsaußen mal die Frage stellen, was eigentlich los ist mit den ganzen Ausländern? „Hocken den ganzen Tag auf ihrer Asylunterkunft und kriegen noch nicht mal einen einfachen Einbruch hin, oder was? Kommen nach Deutschland, um sich auf unsere Kosten einen faulen Lenz zu machen und sind sogar zum Klauen zu träge?“ Da muss Abhilfe geschaffen werden. Dann muss der Deutsche eben wieder mal selbst ran, aber natürlich so, dass es nicht auffällt.

Denkbar wären etwa Nazi Think-Tanks, welche eine „Koordinationsstelle Rüpelhafter Ausländischer Nichtsnutziger Krimineller“ (kurz KRANK) ins Leben rufen. Junge Ausländer werden gezielt angeworben, um straffällig zu werden und die Kriminalitätsstatistik wieder dahin zu bewegen, wo sie verdammt noch mal in diesen Zeiten kurz vor dem dritten Weltkrieg nun einmal hingehört. „Doch, doch, Tarek, die Deutschen werden gern mal ein bisschen beklaut, das ist Leid-Kultur hier. Probiere mal aus, bringt echt Spaß!“ sagen die Ausbildern dann ihren Schutzbefohlenen. Und: „Der Dicke da hinten fertigt übrigens Cartoons des Propheten Mohammed an.“ Oder auch: „Sieht ihr die Frauen da drüben, Ali, Mohammed, Yussuf und Mahmoud? Alles Jüdinnen! Die brauchen es dringend mal wieder!… Ist doch voll egal jetzt, dass Silvester ist…“

 

Warum ich meine Musik-Karriere beende!

Nach schwerem Ringen habe auch ich mich jetzt entschlossen, meinen Echo-Preis zurückzugeben. Ich will und muss ein Zeichen setzen gegen diese widerliche Echo-Kommerz-Verherrlichung, die rein nach Verkaufszahlen Preise verleiht. Da kann man ja genauso gut McDonalds einen Feinschmecker-Preis verleihen! Ganz zu schweigen von diesem billigen Fascho-Hip-Hop-Antisemitismus eines „Kollegah“ und „Farid Bang“ mit Textzeilen wie „mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“. Was soll das? Zumal der „Definierungs-Vergleich“ voll unfair ist – schon weil Auschwitz-Insassen nicht den gleichen Zugang zu Testosteron-Präparaten hatten wie Felix Blume (so der bürgerliche Name von Kollegah).

Alles war fertig. Die Pressekonferenz angesetzt, ich hatte meine „Gangsta-Kluft“ angezogen und die Goldkette poliert, bereit für das große Fanal – und dann das: Ich konnte meinen Echo-Preis partout nicht finden. Die ganze Wohnung umgekrempelt – nix. In letzter Sekunde fiel es mir ein: Ich habe gar keinen Echo! Jedenfalls noch nicht. Ich werde erst nächstes Jahr einen erhalten, wenn man Gangsta-Album „Verpisst euch alle“ durch die Decke geht.

Dieses einzigartige Epos, dass meine Schwierigkeiten mit dem Aufwachsen in einem bürgerlichen Umfeld, dann das Abgleiten in die Drogenkriminalität, den Hass auf Frauen, Juden, Muslime, Nazis, Deutsche, Ausländer und Schwule mit vielen irren Provokationen enthält, ist schon im Vorfeld ein echter Erfolg. Es wendet sich in einem demokratischen Plädoyer an die Einseitigkeit im Rap mit Zeilen wie „Ich hasse alle Juden, und auch Muslim Schwänze, Nazis und die Deutschen, verachte ich zur Gänze. Alle Fotzen, alle Schwänze sind der letzte Dreck, die verfickte Menschheit muss jetzt endlich weg.“ Wie gesagt, den Echo für dieses Werk gebe ich jetzt schon mal im Vorfeld zurück. Und gegen Zahlung einer Million Euro verzichte ich sogar auf die Veröffentlichung!

Was uns bald zur Verzweiflung treibt!

Früher gab es ihn überall. Manchmal war man regelrecht genervt, weil er einen so fragend anstarrte und ein schlechtes Gewissen verursachte, dass man sich nicht um ihn kümmerte. Doch mittlerweile teilt er ein Schicksal mit Spatzen, Goldregenpfeifern und Hamstern: Er ist selten geworden auf Feld und Flur. Immer weiter muss man pirschen, um ihn überhaupt noch irgendwo anzutreffen, denn der scheue Gesell versteckt sich mehr und mehr vor neugierigen Augen. Wilderer machen ihm zunehmend das Leben schwer, brutal wird er zerschlagen, ausgeweidet und dann gebrochen zurückgelassen.

Ja, er hat es nicht leicht, der Bank-Automat. Gab es ihn bis vor kurzem noch zu Tausenden, verschwindet er jetzt in beängstigender Geschwindigkeit. Neben Wald- und Artensterben müssen wir also bald auch vom „Bankomatensterben“ sprechen. Setzt sich die Entwicklung in diesem Tempo fort, werden Bankomaten bald das für den Cashflow sein, was intelligente Einsichten heute schon für Donald Trump sind: eine absolute Rarität.

Also nix wie rauf auf die Liste der bedrohten Arten. Jetzt muss der WWF aktiv werden. Der BUND. Amnesty International sowieso. Und natürlich die Zivilgesellschaft. Wann gibt es die ersten Lichterketten für Bankomaten? Bald können auch Sie die Patenschaft für einen Bankomaten übernehmen – schließlich kostet der Unterhalt so eines Gerätes etwa 20-25.000 Euro. Pro Jahr. Spenden Sie mit für die Aktion „Sorgen-Bankomat“! Die dieses Jahr unter dem Motto „Ein Herz für Bankomaten“ steht. Denn wie sagten schon die Hopi-Indianer? Erst wenn der letzte Bankomat verschwunden ist, die letzte vierstellige Geheimzahl so geheim geworden ist, dass nicht einmal Ihr selbst euch mehr dran erinnern könnt, wenn „Bares für Rares“ wegen fehlenden Realitätsbezuges abgesetzt ist – erst dann werdet ihr merken, dass man Bargeld nicht selbst drucken kann!

Warum wir uns zu Tode saufen!

Ich bemühe mich, einigermaßen gesund zu leben. Ich esse in Maßen. Ich trinke in Maßen. Jetzt jedoch las ich eine neue Studie, der zufolge ich ein selbstmordgefährdeter Alkoholiker bin. Denn auch kleine Mengen an Alkohol verkürzen bereits das Leben: Wer zwischen 100 und 200 Gramm reinen Alkohols zu sich nimmt (schon ab 0,14 Liter Wein am Tag), stirbt etwa sechs Monate früher. Ich überlege jetzt, mein Leben umzustellen: Ich höre mit dem Lesen auf!

Doch auch das hilft wenig. Mein Arzt ermahnte mich neulich, das Herz-Kreislauf schützende Glas Rotwein bereits im Tagesverlauf zu trinken, da Kohlehydrate am Abend die Leber schwächen. Eine Freundin änderte aus ähnlichem Grund ihr Sexualleben: Süßes wird nur noch mittags vernascht!

Wann haben diese Erkenntnisse Konsequenzen für die Politik? Was ist mit Sauf-Orgien wie dem Oktoberfest? Wo bleiben Pegida- und AfD-Proteste, wenn die Politik toleriert, dass die deutsche Bevölkerung durch chemische Giftangriffe ausgerottet wird? Wo bleiben die Drohungen von Trump und Macron mit Vergeltungs-Raketenschlägen auf die Theresienwiese? Zumal in einem finsteren Ritual der Münchner Oberbürgermeister (meist SPD) dem bayrischen Ministerpräsidenten (meist CSU) die erste Maß nach dem Anstich serviert – das erste Gift geht stets an den Gegner.

Ich werde nur noch winzige Mengen an Alkohol zu mir nehmen können. Vielleicht schwenke ich ganz auf Restalkohol um. Der sich ja immer größerer Beliebtheit erfreut. Neulich wurde ich sogar von einer Polizeistreife angehauen, ob ich nicht noch Restalkohol hätte. „Leider nicht“, lallte ich. „Die vier Flaschen auf der Rückbank sind alle leer!“

Man könnte natürlich auch die Lebensverkürzung in Kauf nehmen. Ich möchte gern die sechs Monate am Ende des Lebens ausfallen lassen, die ich sonst krank und voller Schmerzen im Bett verbringe…

Warum wir so immer noch so glücklich sind!

Die gute Nachricht vorweg: Die Deutschen haben 2016 wirtschaftlich weniger Sorgen als etwa 1995. Dafür haben sie allerdings mehr Angst vor Kriminalität als noch vor 20 Jahren, obwohl sich sowohl die Diebstähle als auch die Anzahl der Morde seither fast halbiert haben. Diese verzerrte Wahrnehmung verdanken wir natürlich auch den Medien, denn der TV-Konsum hat sich von 90 Prozent (Menschen, die einmal mindestens einmal pro Woche TV schauen) auf fast 100 Prozent gesteigert. Zeitgleich geben wir weniger Geld für Bücher, aber doppelt so viel für unsere Haustiere aus wie 1995. Das ist ja auch ein traditionsbewusster Trend – vielleicht hoffen wir, eines Tages wieder aus Katzendärmen lesen zu können…

Diese generelle Kriminalitäts-Panik könnte erklären, warum die Deutschen trotz leicht abnehmenden Alkoholkonsums immer noch mehr saufen als alle anderen Europäer mit Ausnahme der Franzosen (und die haben deshalb vermutlich auch mehr Sex und mehr Kinder als wir). Irgendwie muss man einfach vergessen, dass die Internetgeschwindigkeit in diesem Land immer noch fast die langsamste aller vergleichbaren Länder mit Ausnahme von Frankreich (Alkohol!) ist und dass Deutsche vermutlich mit Rauchzeichen schneller kommunizieren als per Email.

Im Gegenzug sind wir spiritueller geworden. 80 Millionen Deutsche haben 85 Millionen Lebensversicherungen: Fünf Millionen versichern also ihre nächste Inkarnation gleich mit! Die Handydichte beträgt auch stolze 115 Prozent – und ist damit immer noch geringer als in Italien, wo sie bei 140 Prozent liegt. Bei den Italienern ist der Sachverhalt klar – sie brauchen zwei Telefone: eins fürs tägliche Leben, das auch über einen Flugmodus verfügt. Ein zweites für „La Mama“, das immer auf Sendung ist. Wen allerdings die 15 Prozent Deutschen anrufen wollen, die über ein Zweithandy verfügen, ist unklar. Vielleicht ihre nächste Inkarnation? Um der zu verraten, wo die Police versteckt ist, falls man ermordet wird!

 

Warum Merkel schlecht schläft!

„Hilfe! Verfolgung! Religiöse Terroristen! Ich beantrage Asyl!“ Um Mitternacht hämmert die Kanzlerin an die Tür des Justizministeriums. Aus dem Dunkel schallt der Ruf „Islam“. „Sind Sie vor dem IS auf der Flucht?“ fragt Katharina Barley. „Schlimmer. Vor der SS!“ „Die SS?“ „Ja, die Seehofer-Spahn-Fraktion! Der Horst ist ja schon schlimm mit seinem Islamgefasel, aber dieser Spahn raubt mir den letzten Nerv.“ „Tja,“ sinniert die Ministerin, „wo gehobelt wird, fallen Späne.“ „Aber warum muss der Holz-Abfall soviel Unsinn reden? Erst dieser Hartz-Quatsch und jetzt sieht er überall „rechtsfreie Räume“.“

Man sieht Merkel an, dass Heimwerken im Bundestag verbieten möchte – zwecks „Spahn“-Reduzierung. „Schrecklich. Ich konnte nur das Nötigste aus dem Kanzleramt retten.“ Sie deutet auf einen blauen Blazer sowie eine „Rautenhalterung“ aus Plastik für ihre Hände. Außerdem ist da noch ein unförmiges Paket, das sich später als Peter Altmaier entpuppt…

…ich wache auf. War nur ein Traum. Aber Spahns „rechtsfreie Räume“ verfolgen mich. Ist es wirklich so schlimm? Die Kriminalstatistik für Berlin besagt, dass die Diebstähle 2017 um 40 Prozent sanken. Entweder macht die Polizei sehr gute Arbeit – oder wir brauchen mehr rechtsfreie Räume… Ich denke an das Helmut-Schmidt-Zitat: „Wer Visionen hat, muss zum Arzt.“ Vielleicht ist der Spahn medikamentös nicht richtig eingestellt? Doch dann begreife ich: rechtsfreie Räume – er meint Lobbyisten im Bundestag! Vielleicht sollte die Polizei verstärkt vor dem Büro von Jens Spahn patrouillieren? Damit die Kanzlerin ruhiger schläft. Und ich besser träume.

Warum wir so glücklich sind!

In einer Wohlstands-Studie stand neulich, dass es uns gut geht. Natürlich geht es uns gut. Dazu braucht man keine Studie. Man muss sich angucken, in welchen luxuriösen Autos wir mit miesepetrigen Gesichtern im Stau stecken. Die Deutschen pendeln nämlich mehr und weiter als noch vor 20 Jahren. Neben weiteren tollen Tatsachen (die Deutschen treiben doppelt so viel Sport wie 1995) gibt es allerdings auch Alarmierendes.

Angestellte verdienen pro Arbeitsstunde inflationsbereinigt gut 3 Euro mehr als 1995. Das ist ja ganz schön. Aber so ein Durchschnitt hat bekanntermaßen Tücken. Wenn ein gutbezahlter angestellter Manager 10.000 Euro die Stunde erhält und 1000 andere Arbeitnehmer den Mindestlohn, dann liegt der Durchschnittslohn auch schon bei respektablen 18,48. Während wir für Milch und Butter zwei Minuten weniger arbeiten müssen als noch vor 20 Jahren, sind es für 2,5 kg Kartoffeln zwei Minuten mehr – laktosefreie Vegetarier kriegen also vom Aufschwung nix mit…

Das deutsche Brutto-Inlands-Produkt (BIP) ist in den letzten 21 Jahren um 56% gestiegen. Das mutet respektabel an, bis man merkt, dass unser Land mit dieser Steigerung Schlusslicht in Europa ist. Und auch in absoluten Zahlen von Finnland, Island, Niederlande, Österreich und Schweden überholt wurde. Zumal die Deutschen auch relativ arbeitsscheu sind: Sie leisten 40,4 Stunden Arbeit pro Woche, während es im traditionell verschrienen Griechenland 41,2 Stunden sind.

Trotz alledem sind wir glücklicher als früher. Das kann einerseits an der führenden Alkohol-Dichte liegen. Oder an der Veränderung künstlerischer Vorlieben. Während die Deutschen heute seltener ausgehen, fällt die sinkende Anzahl der Opernbesuche ins Auge. Dafür gehen wir lieber vermehrt ins Museum. Und wenn die gesamtstaatlichen Versäumnisse moderner Infrastruktur ihre Wirkung entfachen, kann man unser Land dort auch bald besichtigen.