Kolumne

Warum wir so golden sind!

Gold ist ein gelbes Metall, das zu weich für irgendeinen praktischen Nutzen ist, aber hübsch glitzert. Was Menschen wie Elstern gleichermaßen fasziniert. Daher lassen beide Gattungen Gold gern mal mitgehen. In mancher Hinsicht stehen Menschen also immer noch auf der Entwicklungsstufe von Elstern.

Der jüngste Gold-Betrug findet, wie sich jetzt herausstellt, in Hessen statt. Die Firma PIM-Gold betrieb dort anscheinend ein Schnellballsystem. Gut, mag man einwenden, vielleicht ist ein Schneeballsystem in Zeiten der Klimakatastrophe eine der letzten Erscheinungsformen von Schnee, die wir erleben dürfen, und insofern auch von einer gewissen Berechtigung…

Der wirkliche Skandal dürfte jedoch sein, dass man den Leuten die Anlage in Gold verzinsen wollte – mit drei Prozent. Wie bitte? Warum wollten die Leute Zinsen haben? Der Gold-Kurs ist im letzten Jahr um knapp 25 Prozent gestiegen… Und mal ehrlich: Hätte jemand vor 10 Jahren einen „heißen Deal“ mit dreiprozentiger Rendite angeboten, hätte der höchstens Lachanfälle und die Nachfrage nach dem netten Herrn Kaiser von der Versicherung geerntet. Heute hingegen sind Menschen sogar bereit, für drei Prozent somalische Staatsanleihen zu erwerben.

Obendrein vertrieb die Firma PIM Gold sogar ein Produkt für Kinder mit dem schönen Namen „Goldis Schatztruhe“. Wie kommt man auf so einen Namen? Indem man den Geschäftsführer besoffen ins Bordell zu einer Premium Sex-Arbeiterin namens „Goldi“ schickt? Worauf der zurückkommt und lallt: „Jungs ich hab den perfekten Namen für unser neues Produkt…“ „Goldis Schatztruhe“ war ein Gold-Kinder-Konto, das vor allem auf dem Papier existiert. In Goldis Schatztruhe fand nämlich Goldis Schatz seine letzte Ruhe. Auf dem Grund der „Ab-durch-die-Mitte-See“! Elstern sind nämlich in ihrer menschlichen Form weitaus schädlicher als die Vogel-Verwandten!

Warum wir authentisch sind!

Am Anfang wusste ja niemand, was ein iTan ist. iTAN? Wie bitte? Noch Ende des letzten Jahrzehnts konnte man Ahnungslosen den iTan als neues Apple Produkt andrehen: „Du hast bereits iPhone, iPad, iPod? Jetzt kommt der neue iTan!“

Jahrelang bekamen wir also zuverlässig Post von der Bank mit diesen iTan-Listen. iTAN, kurz für intelligente Trankaktionsnummer. Leider waren die Verbraucher nicht so intelligent wie die iTans. Diese Listen wurden nämlich an sehr sicheren Orten verwahrt. Häufig so sicher, dass ich mehrfach eine neue Liste anfordern musste, weil ich die alte nicht mehr fand…

Aber seit heute gilt die neue Zeitrechnung. Bitter für alternde Schlager-Stars – es gibt jetzt weder Fan-Post noch Tan-Post mehr. Es gibt nur noch PSD2. PSD2 ist kein Christopher Street Day (CSD) für fortschrittliche homosexuelle Politiker (Politiker Street Day 2) – es handelt sich um eine EU-Zahlungsdienstrichtlinie. Und ich höre schon die Kritik: „Mal wieder die EU – was kommt als nächstes? Neufestlegung des Krümmungsgrads der Gurken?“ Doch halt: PSD2 macht Sinn, denn sie erhöht die Sicherheit des Banking durch eine 2-Faktor-Authentifizierung. „Boah, ey, 2-Faktor-Authentifizierung“, höre ich es raunen. Das wäre doch auch mal was für den Online-Dating-Bereich. Nicht immer nur ein Faktor (Aussehen) sondern auch mal ein zweiter authentischer Faktor (Spielfreude, Humor oder Charme).

Der iTan scheint mit Uschi von der Leyen verwandt zu sein – auf jeden Fall bekam er plötzlich haufenweis Kinder: den SMS-Tan, den Photo-Tan, den App-Tan, den Chip-Tan und natürlich den Tan für den Starbucks-Fan: Tan2Go! Es ist verwirrend, was sofort Kriminelle auf den Plan ruft. Neulich erhielt ich eine Brand-Mail der Berliner Sparkasse, mein Konto sei gehackt worden und ich solle doch bitteschön meine SMS-Tans auf ein Formular eingeben. Ich hätte den Absender um eine 2-Faktor-Authentifizierung bitten sollen… Einziger Trost: Ich habe gar kein Konto bei der Sparkasse!

Warum das Drama um die Null eine Tragödie ist!

Im großen Berliner Drama im Stil einer griechischen Tragödie kämpft dieser Tage ein ausgeglichener Bundeshaushalt (Schwarze Null) gegen einen imaginären Gegner, die Rote Null, dargestellt von Olaf Scholz, der in Wahrheit aber nur eine verkleidete Schwarze Null ist. Der Vorhang geht auf. Ein Großer Chor fordert, die Schwarze Null müsse zur Grünen Null werden. Während Cem Özdemir noch dementiert, dass er damit gemeint ist, lässt sich Markus Söder bereits neben einem Baum fotografieren und erklärt sich zur obersten Grünen Null.

Darüber lachen die anderen Nullen nur. Etwa die Gelbe Null (Christian Lindner) oder die Blaue Null (Andreas Kalbitz). Letztere liegt dabei betrunken im Rinnstein und lallt, dass es der Umwelt besser gehe, wenn erst mal die Ausländer raus oder (noch besser) tot sind. Währenddessen versucht die Blaue Null emsig, Reste Brauner Kruste zu entfernen, die ihr hartnäckig am Hintern klebt.

Unterdessen soll es „Umwelt-Bürgeranleihen“ geben. Dafür leihen reiche Bürger dem Staat Geld, das der Staat woanders billiger kriegen könnte. Die Zusatz-Ausgaben holt „der Staat“ sich dann von allen Bürgern über Steuern später wieder. So können auch die Ärmsten den Reichsten noch etwas Geld schenken. Früher hieß das „fiese Abzocke“ – heute „Klimaschutz“! Wer darauf kommt? Natürlich eine Schwarze Null (Peter Altmaier)!

Zwischendurch tritt die „Umwelt“ auf, gespielt von Uschi Glas, welche mit zarter Stimme gigantische Investitionen anfordert, die sie brauche, um zu bleiben wie sie ist. Doch die Nullen sind zu sehr damit beschäftigt, eine gute Null zu sein. Als die Umwelt sich daraufhin verändert und stirbt, steht auf ihrem Grabstein: „Sie war einfach zu teuer!“ Während sie in Folge ersticken, schieben sich die Nullen mit letztem Atemzug gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Markus Söder macht noch ein Foto mit einem Baum. Der Vorhang fällt.

Warum der Teufel leer ausgeht!

„Wenn du nicht artig bist, dann kommt der Teufel und holt deine Seele!“ So und ähnlich gemein wurde früher verunsicherten Kindern gedroht. Heute zieht diese Drohung nicht mehr – unter anderem weil der Teufel die Seele schon gar nicht mehr finden würde. Jedenfalls nicht bei uns. Die Seele ist nämlich längst bei Google. Oder Amazon, Facebook und Apple (kurz GAFA). Durch eine umfassende Abschöpfung unserer Daten entsteht ein sehr feinkörniges Bild unserer Persönlichkeit. Die Datenkraken kennen uns besser als wir selbst. Facebook kann angeblich einen besseren Partner besorgen als man selbst. Da fragt sich: Wo war eigentlich Facebook bei meiner letzten katastrophalen Beziehung?

Aber wieso dürfen diese Unternehmen eigentlich meine Daten und dadurch im Prinzip meine Persönlichkeit besitzen? Weil sie das einfach behaupten! Als Columbus 1492 auf den Westindischen Inseln landete, behauptete er, dass dieses Land jetzt zu Spanien gehöre. Das hatte in etwa so viel Wahrheitsgehalt wie ein Tweet von Donald Trump. Die Ureinwohner sahen das naturgemäß anders, wurden aber brutal zum Schweigen gebracht.

So machen es die GAFAS auch: sie behaupten, die Daten gehörten ihnen, nur weil wir eine Suchanfrage stellten. Wir sehen das naturgemäß anders. Nun bringt Google niemand brutal zum Schweigen, aber wer die Suchmaschine ignoriert, wird mit Nichtachtung bis in den letzten Algorithmus gestraft und verhungert jämmerlich in einer sozialen Einöde ohne Empfang. Beziehungsweise O2 Netz, was im Grunde das Gleiche ist.

Die große Gefahr dabei ist, dass durch den massiven Einsatz künstlicher Intelligenz demokratische Meinungsbildung verzerrt wird. Was den GAFAS wenig ausmacht – in Staaten ohne starke Regierung können sie nach Belieben schalten und walten – auch der Teufel hat anscheinend zu viele Suchanfragen gestellt…

Warum wir jetzt alle AfD wählen!

Der AfD-Wut-Bürger-Wahlkampf gegen vegane, links-grün versifften Eliten war erfolgreich. Die Rechten punkteten in Brandenburg und Sachsen mit Slogans wie „Vollwende für die Wende“. Was konkret natürlich bedeutet, einfach mal die Wende um 180 Grad zu drehen. Da stellt sich die Frage: Wohin soll diese „Vollwende“ gehen? In die wirtschaftlich lahme DDR? Oder gleich ins wirtschaftlich noch lahmere Dritte Reich? Oder nach ganz früher? Also „Steinzeit-lahm“ statt „Steinzeit-Islam“?

Interessanterweise waren die Rechten dort besonders erfolgreich, wo es besonders wenig Ausländer gibt. Das letzte Mal dürften viele AfD-Wähler einen gewaltbereiten, dunkelhäutigen Menschen wahrgenommen haben, als sie im Kino Don Cheadle in „Avengers Endgame“ als „War Machine“ sahen. Um den Menschen die Angst vor den Fremden zu nehmen, wäre es eventuell sinnvoll, in jedem Haushalt östlich von Niedersachsen einen Flüchtling unterzubringen…

Man muss auch mal mit der AfD reden, sagen viele. Also ihnen dort recht geben, wo sie Recht haben. Jawoll. Es gab und gibt nämlich kriminelle Ausländer in Deutschland: Anis Amri, Adolf Hitler, Josef Ackermann – da sollte man nix beschönigen. Leider hat die Welt vieler AfD-Wähler mit der Realität in etwa so viel gemeinsam wie Charlie Sheen mit sexueller Enthaltsamkeit. Sie leben nämlich in einem Land, in dem der Islam regiert, wo Ausländer viele Verbrechen verüben, wo man als Deutscher von lauter Fremden umgeben ist, wo die Regierenden das Volk brutal unterdrücken – in einem Wort: sie leben mental in… Syrien! Kein Wunder, dass sie sich ihr Land zurückholen wollen. Dafür gibt es nur einen Königsweg: Die Realität Schritt für Schritt wieder ins Leben integrieren. Vielleicht mal nachgucken, was auf dem Umschlag des Reisepasses steht. Oder bei Google Maps eine Standortbestimmung durchführen. Oder mal hören, ob die Nachbarn ein freundliches „Guten Morgen“ verstehen und erwidern können. Und vor allem: ein entspanntes Bier miteinander trinken. Zur Not ein veganes.

Warum Jan Böhmermann für die Türkei kandidiert!

Cross-Promotion heißt es im Marketing, wenn zwei Werbetreibende durch gemeinsame Aktionen eine größere Zielgruppe erreichen wollen. Wenn etwa Jan Böhmermann als SPD-Chef kandidiert, dann stärkt das sowohl die Marke Böhmermann als auch die SPD. Allein die Tatsache, dass überhaupt irgendjemand von landesweiter Bekanntheit, der noch keinen G20 Gipfel verkackt hat, sich einen Job vorstellen kann, der ähnlich beliebt zu sein scheint wie „Klärgruben-Duft-Überprüfer“, dürfte der Partei Hoffnung machen.

Ähnlich agieren Volksbank Frankfurt und die Taunus Sparkasse, die gestern verkündeten, ab sofort im hessischen Sulzbach die erste gemeinsame Filiale betreiben zu wollen. Banken stehen immerhin unter Druck – immer mehr Menschen scheuen den Besuch bei ihnen. Das könnte auch damit zu tun haben, dass der Filial-Gang häufig Wartezeiten und Kosten mit sich bringt. Allein eine beim „Bank-Beamten“ getätigte Überweisung kann bis zu zwei Euro kosten – da kauft man sich lieber zwei Rubbel-Lose und lässt sich vom Enkel das Internet-Banking erklären.

Die „Volks-Sparkasse“ wird nicht das einzige Kreditinstitut mit Hang zu Cross-Promotion bleiben. Die Postbank residiert schon seit Jahren in Postfilialen und man wäre nicht erstaunt, wenn demnächst die ersten Banken ihre Filialen in Tankstellen eröffnen. Die Vorteile liegen auf der Hand: 24 Stunden-Service – und der Tankwart muss gar nicht erst so tun, als hätte er Ahnung von der Materie. Wann ziehen andere analoge Filialen nach? Obi mit Bauhaus? Lidl mit Aldi? Oder Karstadt mit… gut, es kann eben nicht immer funktionieren.

Im Promi-Bereich gibt es PR-trächtige Cross-Promotion schon länger: Jan Ullrich macht das mit Til Schweiger, Luke Mockridge mit Andrea Kiewel, Willi Herren mit dem Rest der Welt und Jan Böhmermann mit Ziegen sowie Recep Erdogan. So gesehen hat die SPD sogar noch mal Glück gehabt!

Warum wir einen auf den Deckel kriegen!

Was sagt die Mutti des Immobilienhais zu ihrem Sohn? „Wenn du nicht artig bist, gibt’s was auf den Mietdeckel!“ Immobilienbesitzer sind derweil mit einem anderen, dem „Plumpsack“ verwandten Kinderspiel beschäftigt: „Die Lompscher geht um, wer sich umdreht oder lacht, kriegt nen Mietdeckel drauf gemacht…“

Seit einige Details zu einem eventuell geplanten Mietdeckel durchgesickert sind, ist das Heulen und Zähneklappern groß. CDU und FDP wittern „Planwirtschaft“ und „Sozialismus“ (was halt Neo-Liberale so wittern, wenn jemand „soziale Gerechtigkeit“ schreit), während Linke sich freudig erregt die Hände reiben. Immobilienbesitzer hingegen befürchten, dass sie sich mit Obdachlosen um die Plätze unter der Brücke streiten müssen – oder ihre wohlhabenden Cousins in Hamburg oder München anbetteln.

Im Fußball kennt man das Prinzip der Mann-Deckung – die Politik hat jetzt das Prinzip der Miet-Deckelung entdeckt. Wobei der Mietdeckel von Bausenatorin Lompscher schon wieder gedeckelt wird vom regierenden Bürgermeister. Der wiederum wird gedeckelt von der Opposition, welche eine Deckelungs-Kompetenz vor allem bei der Bundesregierung sieht – ihrerseits wiederum gedeckelt von der Weltpolitik: Das Elend geht also total gedeckelt durch die Decke…

Natürlich hilft so ein Mietdeckel in erster Linie Altmietern, die jetzt schon in teuren Altbauten leben und sich nun über niedrigere Mieten freuen dürfen. Also reiche Menschen, die bereits im Prenzlberg und Charlottenburg mieten – soll niemand sagen, der Sozialismus habe kein Herz für Kapitalisten! Alle anderen, also die, die noch nach Berlin ziehen wollen, gehen leer aus. Das dürfte auch im Sinne vieler Berliner sein. Wer will schon so viele neue Gesichter in der Stadt sehen? Wir Berliner bleiben gern unter uns. Warum, meinen Sie, bauen wir den Flughafen nicht fertig?

Warum wir Sklaven halten!

Fast unbemerkt verhallte gestern der „Tag des Endes der Sklaverei“ – am 23. August wird des Sklavenaufstands auf Haiti im Jahr 1791 gedacht. Vom „Ende der Sklaverei“ kann natürlich keine Rede sein – weltweit gibt es heute ungefähr 30mal soviel Sklaven wie im Römischen Reich, nämlich mindestens 40 Millionen – und die Römer hatten immerhin ihr gesamtes Geschäftsmodell darauf aufgebaut, Leute „für umme“ schuften zu lassen. Und klar, Umsonst-Plackerei gibt es auch in Berlin – man denke nur mal an den „Fluchhafen“ BER… Oder an die deutsche Standard-Definition von Menschen, die unbezahlt harte Arbeit erledigen müssen – nämlich Hausfrau.

Aber jeder von uns Sklaven lässt für sich arbeiten – irgendwo in den Zulieferer-Ketten der Produktion verstecken sich Sub-Unternehmer, die Arbeitskräfte versklaven. Auf der Webseite „slaveryfootprint.org“ errechne ich, dass etwa 37 Sklaven für mich arbeiten – angesichts dessen ist es natürlich bitter, dass ich meinen Kaffee immer noch selbst kochen muss, denke ich anfangs. „Keine Sorge,“ tröstet mich ein Insider der Szene, „geerntet wurde er dafür mit hoher Wahrscheinlichkeit von Sklaven, jedenfalls wenn er aus Brasilien oder von der Elfenbeinküste kommt.“

Selbst in Deutschland gibt es schätzungsweise 167.000 Sklaven. Die meisten sind Zwangsprostituierte – und damit meine ich (nicht nur) die Diesel-Ingenieure von VW. Auch in der 24-Stunden-Pflege sind Sklavinnen (meist sind es Frauen) aktiv. „24 Stunden-Pflege? Mit so einer Sklavin war ich auch mal verheiratet. Den ganzen lieben Tag lang trug sie Pflege-Produkte auf“, sagt an der Stelle ein Bekannter, den ich daraufhin von meiner Freundesliste streiche.

Jeder von uns sollte also darauf achten, wo er Sklaverei fördert. Denn sie ist nicht nur menschenunwürdig, sondern auch unökonomisch. Das Römische Reich zum Beispiel ging durch die Sklaverei unter…

Warum wir demnächst alle neu arbeiten!

Während sich Angehörige der „Old Economy“, etwa Pflegekräfte und Krankenhauspersonal besorgt fragen, ob die drohende Rezession ihre Gehälter nicht noch schneller schmelzen wird als die Klimakatastrophe die Gletscher, müssen sich Angehörige der New Economy, also alle, die etwas mit der Programmierung von Rechenmaschinen zu tun haben, keine Sorgen darum machen. Diese sehr begehrten Arbeitskräfte werden mit speziellen Angeboten heiß umkämpft – das Zauberwort im „War for talents“ (also dem Kampf um die Fähigen) heißt „New Work“ – neue Arbeit.

Zur neuen Arbeit gehören „Home Office“ und „Work Life Balance“ genauso selbstverständlich wie „flache Hierarchien“, „flexible Arbeitszeiten“ und eine kostenfreie Kantine mit umfassendem veganen Angebot. Apple und Facebook zahlen weiblichen Angestellten sogar das Einfrieren der Eizellen, damit sie ihren Kinderwunsch auch noch lange nach einer IT-Karriere (also etwa mit 35, wenn man dort als Senior aussortiert wird) verwirklichen können. Das ist natürlich extrem diskriminierend – schließlich bieten die Firmen nicht auch Männern an, ihre Eier einzufrieren. Da sind wir in Deutschland fortschrittlicher: Bei uns verhinderten in den Management-Etagen großer Autokonzerne Männer mit gefrorenen Eiern, dass die Konzerne auf zukunftsfähige Technologien setzten…

Einige Firmen bieten sogar einen Hundesitter-Service, um digitalen Expert*innen mit Hund das Leben zu erleichtern. Unbekannt ist, ob auch den Hündinnen das Einfrieren der Eizellen angeboten wird, damit keine Welpen die digitalen Expert*innen behindern. In Zukunft denken Firmen sich wahrscheinlich noch einen „rund um die Uhr Tesla-Chauffeur-Dienst“ aus, um Talente an sich zu binden. Oder das Top-Angebot schlechthin: die eigentliche Arbeit wird von jemand anders erledigt!

Aber was können Pflegekräfte und Krankenhauspersonal tun, um weiterhin eine menschenwürdige Bezahlung zu erhalten? Umschulen. Auf Hundesitter für digitale Experten!

Warum Tinte uns einsam macht!

Nachdem mein Drucker mir die gefürchtete Fehlermeldung B200 mitteilte, stehe ich frustriert in einem dieser Technikmärkte. Ich muss dringend drucken. Leider sind Original-Patronen teurer sind als ein neuer Drucker! Drucker-Hersteller sind wie Heroin Dealer, die zwecks Langzeitkunden-Gewinnung das Spritz-Besteck umsonst zur ersten Dosis dazu schenken. Leider habe ich noch etwa 100 der günstigen Alternativ-Patronen zu Hause rumliegen und suche somit einen mit alten Patronen kompatiblen Drucker. Fehlanzeige. Drucker-Produzenten wollen, dass man alte Drucker inklusive vieler alternativer Patronen entsorgt und so zum Plastik-Erstickungstod von Homo Sapiens beiträgt.

Ich kaufe zwecks Vermeidung des Entsorgungs- und Neu-Einrichtungsaufwands Original-Patronen, setze sie ein, fahre den Drucker runter, trenne ihn vom Stromnetz, verbinde ihn wieder, fahre ihn hoch, bete drei Ave Maria (ohne katholisch zu sein), und drucke die Testseite. Problemlos. Ich versuche mein wichtiges Dokument zu drucken, und erhalte eine Fehlermeldung: B200!

Nachdem ich aus der geschlossenen Anstalt entlassen werde, in die freundliche Nachbarn mich nach meiner brüllenden Zerstörungs-Wut-Attacke einlieferten, nach fristloser Kündigung mit dem kläglichen Rest meiner Besitztümer in einer Sozialwohnung hocke, erkenne ich, dass der Drucker die Attacke aus irgendeinem Grund überlebte. Ich schließe ihn an. Er druckt einwandfrei.

Ich lebe in einem dunklen Loch. Im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt. Meine Geliebte und alle meine Freunde haben mich verlassen. Ich bin enterbt. Aber mein Tintenstrahl-Drucker geht. Ich bin glücklich.