Kolumne

Warum wir neue olympische Disziplinen brauchen!

Heute beginnen in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele. Das globale Dorf verwandelt sich in ein olympisches. Allerdings eins mit tropfenden Wasserhähnen, also eine Art Luxus-Favela. Die Brasilianer selbst haben jetzt schon nicht mehr so wahnsinnig große Lust auf die Spiele. Die allgegenwärtige Korruption sorgt dafür, dass nur einige wenige sehr reiche Menschen wirklich von den Spielen profitieren. Um auch für Brasilianer spannend zu sein, braucht es neue, zeitgemäße olympische Disziplinen.

Wie wäre es mit „Geldkofferlaufen“? Immobilientycoons laufen mit unterschiedlich schweren Geldkoffern (5, 10, 15 und 50 Kilogramm) über unterschiedliche Distanzen (100, 500, 5000 Meter) bis zu dem Politiker, dem sie das Geld dann für die anschließende Nutzung des olympischen Dorfes übergeben, etwa dem Bürgermeister von Rio. Der Geldkofferlauf hat auch als Hürdenlauf Potential – er führt dann durch eine der gefährlichsten Favelas, deren Bewohner zusätzlich durch die brutale Räumung einiger anderer Favelas zugunsten des olympischen Dorfes, von dem nur die Tycoons profitieren, erregt sind. Hier müssen die Läufer nicht nur Drogenhändlern und Kleinkriminellen sondern auch frisch ausgesetzten Zika-Viren entkommen!

Beachtung finden dürfte auch das neu eingeführte „Autokraten-Ringen“. Also Assad gegen Kim Jong Un, Putin gegen Erdogan, Orban gegen Seehofer, der islamische Staat gegen alle. Sollten einige Autokraten auf verminderte Fitness pochen (Hallo, Nordkorea…), könnte man auch den ursprünglichen musischen Gedanken der antiken olympischen Spiele reaktivieren und ein Blockflötenkonzert veranstalten. Donald Trump und Benjamin Netanjahu treten anschließend bei den „Para-Olympics“ in der Kategorie „Möchtegern-Autokraten“ an. Schöner Nebeneffekt: So merken auch Diktatoren, wie es sich mit tropfenden Wasserhähnen lebt.

 

Warum wir wieder Jäger sind!

Warum wir wieder Jäger sind!

Was ist los? Bleiche Gamer-Fratzen sind auf einmal wieder an der frischen Luft. Junge Menschen, deren Mütter schon aufgegeben hatten, dass ihre Sprösslinge jemals wieder anderen Sauerstoff als den Puma-Mief ihrer Teenager-Höhle atmen, hyperventilieren jetzt im Park vor sich hin. Denn sie jagen Pokémon. Dank „Pokémon Go“ erfahren Menschen, die ihren Körper jahrelang nur als virtuelles Hindernis wahrnahmen, was müde Beine oder Muskelkater sind. Einige Hunde sollen schon den Hungerstreik erwägen, weil sie Blasen vom vielen „Zwangs-Gassi-Gehen“ unter den Pfoten haben.

Andererseits sind einige Menschen so vertieft, dass sie von Brücken fallen. Oder im Auto gegen einen Baum fahren. Oder bewusst von Verbrechern per „Poké-Stop“ an Orte gelockt werden, an denen sie ausgeraubt werden. Man könnte das als natürliche Auslese abtun, auch in der Steinzeit wurden diejenigen Mitglieder der Horde aussortiert, die sich in eine Mammutherde verirrten, aber ein fataler Beigeschmack bleibt. Andererseits gibt es auch positive Unfälle: Steckbrieflich gesuchte Verbrecher laufen in Polizeistationen auf der Suche nach einem „Rattfratz“. Drogenhändler verwechseln Kriminalkommissare mit „Traumatos“. Man könnte sagen: Trotz Terror-Panik und Wirtschaftsängsten kann es einer Gesellschaft nicht so wahnsinnig schlecht gehen, deren Mitglieder sich in der wenigen Freizeit mit dem Sammeln bewegter Fantasiebilder beschäftigen.

Die wahren Potentiale der Pokémon-Go-Sucht liegen aber noch brach. Der dilettantischste Militär-Putsch aller Zeiten in der Türkei wäre wohl anders verlaufen, hätten die Putschisten Erdogan mithilfe eines „Gülen-Fratz“-Pokemons aus dem Ferien-Domizil gelockt. Gesuchte Islamisten könnten mit Aussicht auf die seltenen „Ungläubigen-Taubosse“ in Polizei-Gewahrsam überführt werden. Und Horst Seehofer soll für Angela Merkel schon einen Köder ausgelegt haben: Eine „Nie-do-queen“ (Tut-nix-Königin) vor der Bayrischen Staatskanzlei…

 

Warum wir uns jetzt scheiden lassen!

„Die Welt urteilt nach dem Schein“, sagt schon Goethe. Und weil dem so ist, boomt in Griechenland ein neues Geschäft: Schein-Scheidungen. Da die Menschen so viel Not leiden und man dort leichter und lohnender Sozialleistungen als Single bezieht, lässt sich eine wachsende Anzahl von Paaren zum Schein scheiden. So traurig es ist, dass die Griechen zu solchen Mitteln getrieben werden, so spannend finde ich das Konzept für uns Deutsche.

Einer ganzen Reihe Menschen würde eine Schein-Scheidung mal ganz gut tun. Schon weil so viel Schein-Ehen gibt, die nur noch auf dem Papier bestehen. Da könnte ein ganz neuer Wind wehen, wenn es auf Partys heißt: „Stellen Sie sich vor! Irene und Jürgen leben jetzt in Schein-Scheidung.“ „Ach, wirklich?“ „Ja, und es tut ihnen so gut. Jeder von ihnen hat jetzt eine Affäre. Also eine Schein-Affäre. Und dann betrügen die beiden ihre neuen Partner ständig mit sich selbst in irgendwelchen Hotels. Ihr Liebesleben hat eine nie gekannte Dynamik entwickelt.“ „Aber was ist denn mit dem Ehegatten-Splitting?“ „Das ist ja das Irre: Das machen Sie nebenher auch noch. Die Schein-Scheidung ist noch nicht rechtskräftig. Die beiden proben schon mal, vor dem Scheidungsrichter eine Riesen-Show abzuziehen und sich dann heulend in die Arme zu fallen, um sich erneut das Ehe-Versprechen zu geben.“ „Unglaublich.“ „Nicht wahr? Herbert und ich wollen jetzt auch eine Schein-Scheidung. Möchten Sie nicht heut Nacht mein Scheidungsgrund sein?“

Das Erbe der Antike, es lebt. Die Griechen sind nach wie vor Großmeister der Illusion. Bis vor einigen Jahren gab es auf Kreta noch Schein-Lebendige, also Menschen, die bereits verstorben waren, aber noch Sozialhilfe (für die Angehörigen) bezogen. Obwohl ich neulich mit der U-Bahn durch den Wedding fuhr und dachte: „Das ist nicht nur ein griechisches Phänomen.“ Aber vielleicht urteile auch ich da nur nach dem Schein…

 

Warum wir uns nach dem Terror sehnen!

Der Terror ist da! „Allahu-Akbar“-schreiende Wahnsinnige greifen „uns“ an. Selbstmordattentäter mitten in Deutschland. In Franken obendrein, sonst nur bekannt für Weinköniginnen, Bratwürste und Markus Söder. Nur in München, das war kein Terror. Das war „ganz normaler Amok“. Und Deutschland atmete erleichtert auf. Zumal die armen Opfer mehrheitlich Migrationshintergrund hatten. Vermutlich schämen sich einige Verfassungsschutz-Freunde des NSU bereits, dass es nicht ihre Idee war…

Warum ist es eigentlich so wichtig, ob ein Angriff einen „islamistischen Hintergrund“ hat oder nicht? Weil man sich dann mehr gruseln kann? Weil wir uns heimlich danach sehnen, kollektiv Opfer des Islamismus zu werden? Für die Opfer ist es nämlich egal. Wie ich der Zeitung entnehme, riefen die Attentäter nicht nur „Allahu Akbar“, sondern hatten auch massive psychische Probleme (was wahrscheinlich auf die meisten Anhänger des IS zutrifft). Wenn ich ohnehin vorhabe, mich umzubringen, macht es natürlich Sinn, vorher zum Islamismus zu konvertieren – schon wegen der zu erwartenden Jungfrauenschwemme.

Aber es gab Terror, und das ist schrecklich. Unschuldige wurden verletzt. Gottseidank starb bislang niemand am IS-Terror in Deutschland (außer den Attentätern selbst). Aber Menschen sterben jeden Tag. Häufig unfreiwillig. Durch Mord und Totschlag kamen allein im letzten Jahr gut 2000 Menschen ums Leben. Die allermeisten wurden von Verwandten umgebracht. Wesentlich wahrscheinlicher als der Angriff eines Allah-trunkenen Dunkelhäutigen ist also der Angriff eines Alkohol-trunkenen Dünnhäutigen. Der wahre Terror hat nämlich meist privaten Charakter – wobei natürlich der besoffene Kampfschrei „Allahol-Bar“ auch ein wenig nach islamistischer Parole klingt. Vorsicht bei Straßenfesten ist also angebracht – aber wenn der Schwiegervater kommt, halten Sie lieber das Pfefferspray bereit!

Warum niemand mehr schuld ist!

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass niemand mehr was für irgendwas kann? Früher konnte man sagen: Darf ich mal den Manager sprechen, und dann kam der ans Telefon und erklärte dass er auch keine Ahnung habe, sich aber kümmern wolle.

Diese Illusion entfällt heutzutage. Was passiert, wenn man den Manager sprechen will? Man telefoniert man mit einem armen bulgarischen Hotline-Mitarbeiter, der unterbezahlt in Irland oder Indien in einem mehrfach outgesourcten Call-Center sitzt, und der sagt: „Herr Krischnamurti schläft gerade, weil es hier in Indien mitten in der Nacht ist.“ Und wenn man dann doch mal Herrn Krishnamurti erwischt – was wird der sagen? „Ich werde Ihre Beschwerde an meinen Auftraggeber weiterleiten, und der wird es an seinen Auftraggeber weiterleiten, welcher es wiederum an seinen Auftraggeber weitergibt, der dann mit etwas Glück der Hersteller des Produktes ist, das bei Ihnen überhaupt nicht funktioniert. Da landet es dann bei einem mittleren Manager auf dem Schreibtisch, der komplett überfordert und kurz vor der Scheidung ist, weil er wie ein Schwein arbeitet und seine Familie seit drei Wochen nicht gesehen hat. Der leitet Ihre Beschwerde mit ganz viel Glück weiter an seinen Boss, der in etwa das gleiche Schicksal hat, nur dass er noch härter arbeitet und zusätzlich verdeckt schwul ist, was in eine rigide Arbeitsethik resultiert. Der bringt ihre Beschwerde mit viel Glück beim Vorstand zur Sprache, wo alle schon um 9 Uhr morgens zu viel Kaffee und Zucker zu sich genommen haben, völlig überdreht sind, sich ohnehin nicht richtig konzentrieren können, weil die nächste Fusion ansteht und jeder sich fragt, ob er bald gefeuert wird, und da wird dieser übergeordnete Manager also sagen: Herr Meyer hat Problem mit seinem Blue-Ray-DVD-Spieler… und dann sagen die anderen: Oh, da müssen wir ihm aber helfen… hallo, sind sie noch in der Leitung…

Wie wir die Religion in den Griff kriegen!

Das Grauen von Nizza zeigt: Es laufen im Augenblick zu viele Irre rum. Die hat es zwar immer gegeben. Zurzeit sind sie bloß durch einen „religiösen“ Gewalt-Cocktail extragefährlich. Wenn man sich ansieht, wie viele Morde pseudo-religiöse Menschen begehen, muss man leider sagen: Religion ist gefährlich und nichts für Anfänger. Wie der Straßenverkehr. Der ist auch gefährlich und nichts für Anfänger. Deshalb muss man im Straßenverkehr einen Führerschein machen. Aber an Religion wird jeder Idiot rangelassen. Warum eigentlich?

Wir brauchen einen Führerschein für Religion. Der muss nicht auf den Islam beschränkt sein, Christen, Juden, Hindus, Buddhisten brauchen den genauso. Bevor man das erste Mal betet oder in Tempel/Moschee/Kirche/Synagoge eingelassen wird, muss man eine Religions-Reifeprüfung ablegen und nachweisen, dass man zugleich tiefstes Vertrauen in die Existenz eines göttlichen Wesens hat als auch die Möglichkeit gelten lässt, total daneben zu liegen und dann besoffen Sirtaki zu tanzen.

Dann gibt es den „religiöse Gefühle“-Test. Es gibt nämlich nur ein wirklich religiöses Gefühl, und das ist eine überfließende Dankbarkeit. Alles andere, besonders diese beleidigte-Leberwurst-Schiene („Äh, du hast meinen Gott gemalt, jetzt muss ich dich töten“) ist narzisstische Kinderkacke. Also müssen die Religionsanwärter stoisch Beleidigungen ihrer Götter über sich ergehen lassen, dazu Tee trinken und lächeln.

Erst dann werden sie das erste Mal in die Tempel/Moscheen/Kirchen/Synagogen zum Gebet vorgelassen. Wer dort etwas anderes sagt als „Danke“, fliegt allerdings gleich wieder raus!

 

Warum wir jetzt wieder fleißiger werden!

Bei all dem Stress und Terror in der Welt war ich ganz froh, als es jetzt hieß: Faule Kredite in Italien! Prima, dachte ich, endlich legt sich in diesem verratzten Sommer mal einer auf die faule Haut und trinkt vielleicht mit anderen genauso faulen Krediten etwas Cappuccino. Dann bekam ich aber mit, dass die faulen Kredite die ganze Euro-Zone destabilisieren können, weil sie auch „notleidend“ sind. Notleidend! Also ein klassischer Fall für „Brot für die Welt“ – die Kredite brauchen Decken, Zelte, Nahrungsmittel. Und zwar schnell. Denn „notleidend“ macht sich irgendwann auf den Weg nach Deutschland und beantragt dann hier Asyl oder pocht auf Bleiberecht als EU-Bürger. Und möchte dann von uns die Not gelindert haben, am besten mit Bargeld oder Telefonguthaben.

Gestern träumte ich, ein notleidender Kredit riefe mit seinem Telefonguthaben an: „Ciao, sono Credito Catastrophale. Wie geht’s?“ Ich erwiderte, dass es mir nicht so gut gehe, wenn ich mitten in der Nacht von faulen Krediten angerufen werde. Da erklärte der Kredit, er sei nicht eigentlich faul sondern im Prinzip hilflos, weil der Brexit dazwischen gekommen sei. Typisch, erwiderte ich, immer ist jemand anders Schuld, demnächst fällt in China ein Sack Reis um und schon bricht hier alles zusammen. Das könne passieren, antwortete der Kredit, denn der chinesische Reis-Sack würde dadurch ungenießbar, was einen dortigen Mikro-Kredit ausfallen ließe und so zum Kollabieren des chinesischen ebenfalls sehr faulen Bankensystems führe. In Folge bräche die Weltwirtschaft ein.

Er solle einfach mal was tun, war meine Replik. Sich ein Beispiel nehmen am Abkassieren von Schwarzfahrern in Berlin. Die kriegen (wenn sie erwischt sind) meist schon eine Inkasso-Rechnung bevor sie überhaupt ahnen, dass sie einen Kredit aufnahmen. Das wären „fleißige Kredite“! Ach, meinte der Kredit, typisch deutsch – die armen Schwarzfahrer. Ich legte auf. Soll er doch sehen, wo er mit seiner Faulheit bleibt.

 

Warum wir bei Nein ganz vorsichtig sein sollten!

Der Bundestag hat letzte Woche ein wegweisendes Gesetz beschlossen. Die Verschärfung des Sexualstrafrechts, auch als „Nein heißt Nein“-Gesetz bekannt. Ich war etwas überrascht, dass diese grammatikalische Feinheit gesetzlich geregelt werden muss. Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass nein auch tatsächlich nein heißt, befand mich damit aber anscheinend außerhalb der Legalität, was jetzt Gottseidank nachjustiert wurde.

Nein heißt also jetzt eindeutig nein. Prima. Wobei einschränkend hinzugefügt werden muss, dass es immer noch nötig ist, die Vergewaltigung auch tatsächlich zu beweisen. Also klarzumachen, dass sich das „Nein“ auch tatsächlich direkt auf den Sexualakt bezog und nicht nur hieß: „Nein, ich hab keine Uhr um.“ „Nein, ich weiß nicht, wie du heißt. Interessiert mich auch nicht.“ Oder „Nein, ich hab keine Lust auf Kino, sag mal, was machst du da eigentlich?“ Da hat sich also nicht ganz so viel geändert, wie die Aktionisten vermuten lassen.

So schön es ist, dass von Feministinnen bis hin zu AfD-Anhängern die einigste politische Allianz aller Zeiten ein Gesetz auf den Weg bringt, so alarmierend ist es, dass Frauen vom Gesetzgeber anscheinend immer noch als das schwache Geschlecht betrachtet werden, dass gesondert geschützt werden muss. Ähnlich wie die seltene Zwergdommel (Singvogel, vom Aussterben bedroht).

Eine gravierende Änderung gibt es jedoch. Neuerdings muss man nämlich nicht mehr selbst grapschen, um gerichtlich belangt zu werden. Es reicht, wenn man sich in einer Gruppe befindet, die einen Grabscher enthält. Dem Besuch des Oktoberfestes folgt so fast automatisch eine Anklage…

Diese Klarheit, was alles „nein“ heißt, wünsche ich mir allerdings auch in anderen Bereichen. Etwa von Service-Dienstleistern. Die sagen gern mal: „Sie werden schnellstmöglich verbunden!“ oder „Natürlich kümmern wir uns darum.“ Oder „Ich werde ihre Beschwerde weiterleiten.“ Aber all das heißt einfach nur „nein“!

 

Warum wir alle „hedgen“!

Risiko. Wir alle lieben es. Und wir hassen es. Risiko kann uns enorm bereichern. Oder noch enormer ruinieren. Man denke an die Firma Volkswagen, die mit enormem Risiko auf eine Technologie setzte, die in etwa so innovativ war wie kalter Kaffee in Plastikbechern.

Deshalb möchten wir Risiken gern verringern. Indem wir sie einhegen. In der Finanzwelt nennt man das Hedge. Zu Deutsch „Hecke“. Ein Hedgefonds ist also ein Finanzprodukt, das Risiken begrenzen möchte. Wie ein von einer Hecke umhegter Garten, in dem man neben Tulpen auch Möhrchen zieht, um in harten Zeiten was zum Beißen zu haben. „Hedgen“, nennen Banker das.

Wir alle hedgen tagtäglich. Wenn Sie morgens einen Regenschirm mitnehmen, hedgen Sie gegen schlechtes Wetter. Wenn eine Frau sich neben dem Gatten noch einen Liebhaber hält, denn hedged sie das Risiko ehelicher Langeweile, indem sie auf erotische Schäferstündchen spekuliert. Nicht jeder Hedge funktioniert. Es kann sein, dass der Ehegatte den besten Freund im Bett der Frau antrifft und traurig den Kopf schüttelt: „Erwin, ich muss ja, aber du??“

Sogar Rechtspopulisten hedgen. Die Gebrüder Hetze zum Beispiel im sächsischen Clausnitz sind einerseits in der AfD gegen Flüchtlinge, verdienen aber andererseits ihr Geld mit der Leitung eines Flüchtlingsheims oder der Herstellung von Flüchtlings-Containern. Klassisches Hedging durch Aufbau von Gegenpositionen.

Ich fürchte, das wird Nachahmer finden. Früher oder später erfindet ein Finanzjongleur ein Finanzprodukt, das einerseits in den finanziellen Erfolg von Schlepperbanden mit wohlklingenden Namen wie „An und Ab-Schlepp-Dienst“, „ Schlepping for Schlaraffenland“ oder „Schlepp mich, ich bin der Frühling“ investiert und andererseits in Grenzzaunzubehör – nehmen Sie sich bitte in Acht vor dem „First European Refugee Growth Hedgefonds“!

 

Warum wir nicht mehr fliegen!

Die Umweltbundesamt-Chefin will uns den Traum von Fliegen kaputt machen. Ok? Nicht ok. Umwelt hin, Umwelt her, aber wie bitte kommen wir denn sonst alle nach Malle? Mit Zwang kommt man da nicht weiter, zumal Lufthansa vermutlich argumentiert, dass eine Kerosinsteuer deutsche Fluggesellschaften am härtesten trifft, welche dann von staatlich subventionierten Arabern aufgekauft werden, denen die Umwelt so was von egal ist…

Eher sollte den Leuten das Fliegen möglichst freiwillig madig gemacht werden. Der Flughafen München geht mit schönem antidiskriminierendem Beispiel voran: Jeder Flugpassagier wird dort ohne Ansehen der Person von vornherein als Terrorist behandelt. Auch Fluggesellschaften müssen jedoch möglichst gemein zu ihren Kunden sein – hier ist viel von Ryanair und Easyjet zu lernen.

Der Mensch wird dann im Flugzeug zur Verantwortung erzogen. Statt Spielfilmen laufen nur noch Dokus mit ehemals blühenden, jedoch mittlerweile verwüsteten Landschaften – alle paar Minuten blinkt der Schirm auf mit einem „Daran sind Sie schuld!“ Positive Botschaften wie etwa „Fliegen kann Holland überfluten!“ sind zu vermeiden. „On-Board-Workshops“ im Stile der Anonymen Alkoholiker(„Anonyme Flugpassagiere“) vermitteln ein Problembewusstsein. Jeder Fluggast steht auf und stellt sich vor: „Hallo, mein Name ist Thomas, ich bin Flugpassagier.“ „Hallo, Thomas“, erwidern die anderen im Chor, und die Seminar-Leiterin (ehemals Stewardess) fragt mitfühlend: „Bitte erzähl uns doch mal, Thomas, warum du die Erde so sehr hasst, dass du sie zerstören willst?“

Nachdem sich alle den ganzen Flug über mit den Folgen ihres Handelns beschäftigt haben, gibt es zum Abschluss eine kleine amerikanische Versteigerung zur Begrenzung der Umweltfolgen. Der Meistbietende erhält von der Fluggesellschaft einen neuen Grill für den nächsten Urlaub auf Balkonien!