Kolumne

Warum wir die SPD retten müssen!

Neuestes Opfer des dieser Tage sehr beliebten SPD-Bashings ist Kevin Kühnert, dem die Bild-Zeitung eine Zusammenarbeit mit russischen Agenten suggerierte. Gut, das Ganze war wohl von der „Titanic“ als Satire lanciert, und die Recherche der Bild-Zeitung war dabei in etwa so gründlich wie die Analyse des Nahostkonflikts durch Donald Trump. Fehlte nur noch die Schlagzeile „Kühnert, Trump und Putin – Das Verschwörungskartell gegen die Demokratie“.

Bei allem Spaß, den man damit haben kann, sind es auch solche Aktionen, die den SPD-Wähler zur „bedrohten Tierart“ machen und der AfD eine Umfragehoch bescheren. Sicher, die SPD hat „physisch kompaktes“ Führungspersonal wie Sigmar Gabriel oder Andrea Nahles, von der mein Freund Robert sagt, sie wäre eine „zarte Sozialisten-Seele gefangen im Körper einer russischen Kugelstoßerin“…. Aber immerhin ist die SPD eine Partei, die erbittert um eine Meinung ringt. Die SPD diskutiert. Das einzige, was etwa die AfD diskutiert, ist, wie man Nazi sein kann ohne dass die Leute das merken. Und wer den Feinden der Demokratie die Stimme gibt, darf sich nicht wundern, wenn er bald keine mehr hat.

Sicher ist der Groko-Kompromiss nicht optimal. Aber das zeichnet einen Kompromiss ja auch aus: Solange alle ihn kacke finden, ist er eigentlich gut! Und sicher war es etwas überoptimistisch, kategorisch eine Regierungsbeteiligung auszuschließen. Aber wer kennt das nicht von Neujahrs-Vorsätzen: man nimmt sich vor, weniger zu saufen, weniger zu fressen und „auf keinen Fall noch mal mit dem Schwein ins Bett“ zu gehen… und dann landet man wenige Wochen später vollgestopft und leicht betrunken mit dem Schwein im Bett und findet das auch noch gut!

Deshalb: seien Sie freundlich zur SPD – laden Sie einen Genossen zum Essen ein. Außer Sigmar Gabriel – denn der hat ja Neujahrs-Vorsätze…

Warum alles wieder gut wird!

Früher war alles besser! Wird man doch wohl noch mal sagen dürfen. Die Ossis waren glücklich, sie hatten keine Flüchtlinge. Die Wessis waren glücklich, sie hatten keine Ossis. Und wenn, dann waren es Flüchtlinge. Die Flughäfen wurden fertig gebaut, das Wort Brandschutz war unbekannt. Und wenn es doch verwendet wurde, dann nur für Sicherheitskräfte, die junge Damen vor den Avancen eines gewissen Willy Brandt schützten – „Brandt-Schutz“.

Aber auch damals schon wussten die Leute, dass früher alles besser war. Mein Onkel etwa fand, dass es unter Hitler besser war. Da gab es nämlich weder Ossis noch Wessis. Flüchtlinge gab es dafür in Hülle und Fülle, aber die hat keiner ernst genommen. Die Grenzen waren halt offen, alle guckten vorbei, Russen, Amis, Briten, Franzosen, Ostpreußen… Früher waren wir halt auch internationaler.

Und die Autobahnen waren besser. Wird man doch wohl noch mal sagen dürfen. Die hatten keine Löcher wie die A20. So eine Schlamperei hätte es unter Adolf nicht gegeben. Die AfD hätte es unter ihm übrigens auch nicht gegeben, mit den ganzen Lesben und Weicheiern im Vorstand – die wären rechtzeitig „weg-ge-Röhm-putscht“ worden. Wird man doch wohl… Früher war es besser.

Das fanden die Leute schon unter Hitler – unter Kaiser Wilhelm war es nämlich noch besser. Allein die bunten Uniformen und die feschen Kerle auf Pferden. Keine verfetteten Vorstädter im Opel. Unter Bismarck war es überhaupt noch besser. Ganz zu schweigen von Napoleon. Ich sag nur: Stabile Straßen! Die Römer etwa haben Straßen gebaut, die nach 2000 Jahren noch genutzt werden. Eine A20 ist bereits nach 13 Jahren unbenutzbar. Nur weil sie über ein Moor geht und auf Pfählen gebaut wurde. Pfahlbauten gab es sogar schon in der Steinzeit. Die findet man heute noch – die A20 hingegen… Früher war es eindeutig besser.

Es gibt nur einen Gedanken, der tröstet: Heute ist das „Früher“ von Morgen!

Wie man Immobilien-Haie ködert!

„Flüchtige Organische Verbindungen“ halten sicherlich viele Berliner Singles für die unangenehmen Begleiterscheinungen einer Dating-App… Jetzt kommt raus: das sind schädliche chemische Stoffe in Deos und Parfüms. Als Feinstaub-Vorläufer sind sie so gefährlich wie Autoabgase und lauern zuhauf in der heimischen Wohnung. Kaum entkommt man also dem Stickoxid-Diesel, tötet einem das Feinstaub-Deo.

Lösung: Wohnung kündigen, in den Tiergarten ziehen. Dort ist man in guter Gesellschaft: Was immer man vom Geruch Obdachloser halten mag – sie versuchen nicht, einen mit Chanel No 5 zu ermorden! Angesichts der Mietpreise in Berlin ist so ein Umzug ohnehin eine renditefreudige Alternative – die Wortkombination „bezahlbarer Wohnraum“ mutiert mehr und mehr zum kürzesten Witz der Hauptstadt. Die Mietpreisbremse hat ungefähr den gleichen Effekt wie ein Molotow-Cocktail in einem Heizungskeller – und „Explosion der Mietbombe“ ist für viele Hartz IV Empfänger ein weit gefährlicheres Risiko als jeder andere Terrorangriff. Politik und Investoren schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu – derweil der Zustand vieler Wohnungen renditeträchtig verfällt. Manche Mieter sind versucht, sich bei Auszug einige Eimer Kakerlaken zu kaufen, um die Wohnung wieder in den Zustand zu versetzen, in dem sie diese bei Anmietung vorfanden…

Das schürt Aggressionen. „Angeklagter, warum haben Sie den Miethai auf offener Straße verprügelt?“ lautet eine bekannte Richterfrage. Antwort: „Tut mir leid – meine wirtschaftliche Situation ließ die Anmietung einer dafür sicherlich passenderen sanierten Altbauwohnung in Friedrichshain nicht zu.“ Bei so viel Preisdruck ist die Versuchung groß, einfach keine Miete mehr zu zahlen und die Wohnung zu wechseln, sobald das auffliegt. „Miet-Nomade“ nennt sich so was – oder eben „flüchtige organische Verbindung“.

Warum ich Albträume habe!

Der US-Waffenhersteller Remington ist insolvent. Schuld daran ist – Donald Trump. In der Obama-Zeit kauften die Leute wie verrückt Waffen, weil sie schärfere Waffengesetze fürchteten. Diese Angst ist unter Trump verflogen. Resultat: Keiner kauft mehr eine Knarre. Ein schöner Traum: Donald könnte die gesamte Waffenindustrie in den Bankrott treiben und so für eine friedlichere Welt sorgen…

Neulich hatte ich allerdings einen anderen Traum: Ich war Kanzlerkandidat der SPD. Es war natürlich ein Albtraum. Man hatte mir den Job erst so richtig schmackhaft gemacht: „Wir brauchen jemand wie dich.“ „Du bist so locker“, „…wollen auch mal wieder lachen…“, „…brauchen jetzt jemand, der keinen Partei-Stallgeruch hat…“. Kaum hatte ich eingewilligt, brach die Hölle los. „Ok,“ sage ich, „lasst uns was mit sozialer Gerechtigkeit, mehr Bildung und schnellem Internet für alle machen.“ „Och nö.“ „Weiß nicht“. „Hat schon beim Martin nicht geklappt“ „Und die Bürgerversicherung?“ „Dann singt die Andrea bestimmt gleich wieder Pippi Langstrumpf…“

Diese ewigen Querelen unterscheiden die Linken ja von den Rechten. Bei den Rechten heißt es: „Guck mal – da drüben ist der mit dem Geld!“ „Oh,“ sagen dann alle, „da machen wir doch einfach das, was der mit dem Geld will.“ Schon sind sie sich einig. So einfach haben Linke es nicht: „Der mit dem Geld ist ein Arsch – dem müssen wir was abnehmen!“ Und sofort geht der Streit los, wie viel und wofür es ausgegeben wird…

Vielleicht sollte Donald Trump statt Andrea Nahles Parteivorsitzender werden. Dann wäre die SPD sich endlich mal wieder einig: Der Typ muss weg! Dazu wird es nicht kommen. Schon weil die US-Waffenindustrie so verzweifelt ist. Und eventuell als letztes Aufbäumen Herrn Trump gemeinsam mit der CIA eine Fahrt im offenen Cabrio durch Dallas spendiert…

Warum wir jetzt alle ins All fliegen!

Heimat! Was für ein großes, schönes Wort. Aber auch ein geschundener Begriff, den wir uns jahrzehntelang wegen „dieser Sache damals“ nicht zu sagen trauten. Jetzt darf, ja, muss er wieder gesagt werden – wir haben demnächst sogar einen Minister, der ihn schützt. Nämlich Heimatschutzminister Seehofer, der für „die Angleichung der Lebensverhältnisse“ sorgen wird. Einige Friesen fürchten bereits, dass der Mann nicht rastet, bis auch der letzte Flensburger eine Lederhose trägt.

Doch Heimat ist ja noch viel mehr. Das Wort leitet sich etymologisch von der indogermanischen Wurzel „Kei“ ab – und das heißt so viel wie „sich niederlassen“ oder „liegen“. Was wiederum erklärt, warum die Jecken im Kölner Karneval sich dieser Tage so hemmungslos besaufen – erst wenn man am Boden liegt, entsteht das echte Heimatgefühl. Insofern ist Seehofer genau der richtige Mann für den Job – als Schirmherr des Oktoberfestes kennt er sich mit „Niedergelassenen und Liegenden“ schließlich aus – wir sollten auch nicht mehr abfällig „Schnaps-Drossel“ sagen, ein „vor kurzem noch aufrechter Heimat-Kämpfer“ wäre passender.

Auch andernorts wird um die Heimat gerungen. So sind Nord- und Südkorea bei der Eröffnung der olympischen Winterspiele gemeinsam eingelaufen – ein Schicksal, dass neulich auch zwei meiner Hemden erfuhren, die zu heiß gewaschen wurden. Gemeinsam einlaufen verbindet stark – beide Hemden sind jetzt in der Altkleidersammlung. Dorthin gehören auch viele National- und Heimatklischees.

Von Tesla-Gründer Elon Musk lernen wir eine zukunftsgerechte Entsorgung. Er schoss eines seiner Autos ins All. Zumindest dieses Auto kann das Klima jetzt nicht weiter belasten. Folgte jeder Autobesitzer seinem Beispiel, hätte die Erde ein paar Probleme weniger. Falsch verstandener Heimatschutz sowie die meisten Politiker-Egos sollten gleich mit ins nächste Raumschiff.

Warum Banker Hartz IV kriegen!

Flash Crash an der Börse. Die Kurse fallen. Anleger weltweit zittern. Nur ein Institut zittert nicht mit: Das mit #PositiverBeitrag . Wie? Sie wissen nicht, wer das ist? Das ist seit 2017 der Slogan der Deutschen Bank! Ich weiß, #PositiverBeitrag – das klingt zuerst mal, als wolle jemand einen HIV-Virus weitergeben. Ist aber nicht der Fall. Im Falle der Deutschen Bank ist es eher die Schlafkrankheit.

Drei Jahre in Folge erwirtschaftete die Bank keinen Gewinn. Das macht sie erst mal sympathisch – die Raffgier ist verflogen. Doch halt – nicht ganz: Eine Milliarde Euro Boni regnet es für die Investmentbanker. Investmentbanker, die, wie gesagt, keinen Gewinn machen. Man wolle „die fähigen Mitarbeiter nicht verlieren“ heißt es dazu aus dem Vorstand. Da wird einem ganz warm ums Herz, dass wenigstens ein Unternehmen des Turbokapitalismus nicht mehr mitspielt im Kartell der Gewinnsucht. Dass die Deutsche Bank aus alter Gewohnheit Leistung nur noch aus Leidenschaft erbringt und den Share-Holder-Value mal eben ins Nirvana schießt! Innovativ auch der Ansatz des Top-Down-Sozialismus, der die Damen und Herren mit den feschen Investment-Jobs sogar bei Verlusten mit einem sehr weichen Boni-Netz auffängt. So geht Hartz IV für Banker.

Unklar ist nur, worin genau die außerordentlichen „Fähigkeiten“ dieser Investmentbanker bestehen? Geld verbrennen? Kohle verheizen? Moos zersetzen? Untersuchungen belegen, dass es für einen Banker nahezu unmöglich ist, auf Dauer den Markt zu schlagen. Ein einfacher Computer-Algorithmus investiert auf lange Sicht erfolgreicher als der schlaueste Manager. Und das quasi zum Nulltarif. So ein Computer hat übrigens noch einen weiteren unschlagbaren Vorteil, wie jeder weiß, der schon mal an einem Windows-System verzweifelte. Wenn der Computer zu viel Unsinn baut – hängt er sich ganz von alleine auf! Soviel zum Thema #PositiverBeitrag.

Warum Marktforschung keine richtige Forschung ist!

Den Pulitzer-Preis soll es jetzt auch für Markforschungs-Interviews geben. In der Kategorie: Beste Fiktion! Ein Großteil dieser Interviews ist frei erfunden. Nach dem Motto: Lasse dir massenhaft Haarwuchsmittel zuschicken, schütte es in den Ausguss und erfinde 80 Personen, die es angeblich nutzten und mit dir darüber sprachen. Zur Sicherheit fotografierst du noch ein paar Freunde und Bekannte mit gutem Haarwuchs. In Marktforschungs-Umfragen sollen solche Methoden gang und gäbe sein.
Nun könnte man versucht sein, den Marktforschern unlautere Methoden vorzuwerfen, mit der sie die Öffentlichkeit und ihre Auftraggeber hinters Licht führen. Tatsächlich aber handelt es sich um die hohe Kunst, der scheinbaren tristen Realität eine farbenfrohe Fiktion entgegenzuschleudern. Immer nach dem Motto: „Nur fake News sind gute Nachrichten.“ So finden angeblich 70 Prozent aller Amerikanerinnen ihren Arsch zu dick. 30 Prozent haben ihn geheiratet und über 51 Prozent wählten ihn zum Präsidenten! Ein Marktforscher würde sagen: Die Marktdurchdringung beträgt 151 Prozent.
Diese Schieflage hat auch etwas mit einem Einspartrend bei den Kunden zu tun. Wer nur einen Spottpreis zahlt, erhält eben manchmal auch nur Spott… Immerhin tun sich in diesem Markt auch Chancen für schwer vermittelbare Arbeitnehmer auf. Neulich erzählte mir ein Bekannter von einem Betrüger, der sein Leben komplett ändern wolle. „Will er jetzt ehrlich werden?“ fragte ich. „Nein, Marktforscher!“
Wenn Sie also das nächste Mal etwas von einem Wundermittel hören, das Umfragen zufolge sensationell sein soll, seien Sie etwas vorsichtig. Es könnte auch so entstanden sein: „Deine Frau soll laut Umfragen in der Nachbarschaft ja eine Granate im Bett sein,“ sagt ein Marktforscher zum anderen. „Nicht wirklich,“ erwidert der cool. „Sie täuscht die Orgasmen vor, damit das von ihr vertriebene Potenzmittel bessere Bewertungen erhält.“

Warum wir Tierversuche lieben!

VW führt Versuche an Affen durch. Endlich experimentieren sie auch mal am Vorstand, dachte ich erst… Erst später begriff ich, dass es um richtige, biologische Affen ging und nicht um Piech und Co. Langschwanzmakaken mussten Stickoxide einatmen, während ihnen im TV Cartoons gezeigt wurden. Nun ist das natürlich zutiefst verwerflich, und VW sollte sich ernsthaft die Frage stellen, ob ein Unternehmen das 21. Jahrhundert mit einer Unternehmenskultur überleben kann, die schon in den 50ger Jahren des letzten Jahrhunderts hoffnungslos veraltet war? Und ob es nicht die größere Tierquälerei ist, Affen mit den gleichen verdummenden Filmchen zu quälen wie unsere Kinder?
Zumal sogar in diesen Tierversuchen die Betrugssoftware eingeschaltet war, so dass eventuelle Resultate überhaupt keine Aussagekraft besitzen. Ein Konzern, der sich permanent selbst belügt – klingt fast, als säße Donald Trump im Aufsichtsrat. All das ist kritikfähig, keine Frage. Dennoch ist es auch ein wenig billig, ständig mit dem Finger auf VW zu zeigen. Nach allem, was man hört, überstanden sowohl die Affen als auch die menschlichen Studenten die Versuche ohne Schäden. VW ist immer noch eine große Marke, und wenn wir Deutschen die jetzt etwas masochistisch in die Tonne treten, dann sind wir ein wenig wie ein Macho, der sich mit Backsteinen auf die Eier haut, nur um zu gucken, wie hart die sind.
Interessanterweise essen wir fast täglich Schnitzel, Bockwurst und Schinkenbrot ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, dass wir damit Tierversuch-Folter an intelligenten Lebewesen aktiv unterstützen und fördern. An Wesen, die sechs bis neun Monate in viel zu engen Isolations-Gitterkäfigen gehalten werden, wo man sie in ihren Exkrementen liegend zwangsernährt, bis der Schlachter sie brutal aus ihrem Leid erlöst. Cartoons zeigt denen übrigens keiner.

Warum wir fette Reiche brauchen!

Eine französische Supermarktkette gewährt einen 70prozentigen Rabatt auf Nutella. Das führte zu tumultartigen Szenen in den Märkten. Wie bitte? Franzosen prügeln sich fast um Nutella? Wenn es wenigstens Frosch-Schenkel gewesen wären oder Weinbergschnecken. Oder ein ritterlicher Zweikampf um die schönste Geliebte. Aber Nuss-Nougat-Creme? Wie tief kann eine stolze Nation sinken?

Im schweizerischen Davos ging derweil gestern das Weltwirtschaftsforum zu Ende. Das ist eine Art Klassentreffen der Reichen und Mächtigen. Es gab dort keine Tumulte um Nutella. Nur ein Hauen und Stechen darum, wer mit Donald Trump aufs Foto darf. Das ist eben der Unterschied zwischen reich und arm: die einen kloppen sich um fettigen, zuckrigen, überbewerteten Dreck – und die anderen um eine zarte Nougatcreme…

Das Leben der Reichen ist nämlich auch nicht immer einfach. Sie werden beneidet und müssen mit unangenehmen Enthüllungen rechnen. In Deutschland kam gerade raus, dass die 45 reichsten Haushalte soviel besitzen wie die unteren 50 Prozent. Nun ist es beileibe keine Kunst, reich zu sein: Man gründet einfach ein erfolgreiches Start-Up, unterstützt Dritte-Welt-Diktatoren bei der Geldwäsche oder vertauscht Spendersamen im Aldi-Clan. Arm sein hingegen erfordert viel Haushaltsdisziplin und den festen Willen sowie die Notwendigkeit, jeden eingenommen Cent auch wieder rauszuhauen. Sagen wir mal, wie es ist: Arme sind volkswirtschaftlich gesehen erheblich wertvoller als Reiche.

Hier gilt es also, einen wirtschaftlich relevanten Ansatz zu finden. Das Problem ist ja nicht, dass die Reichen Geld haben. Sondern dass sie nicht genug davon ausgeben. Die obersten zehn Prozent, die ja in Deutschland über zwei Drittel des Volksvermögens besitzen, müssen dringend mehr verbrauchen. Ab jetzt heißt es jeden Montag in den Villenvierteln des Landes: Antreten zur Nutella-Schlacht!

Warum unsere Schulen zerfallen!

Was unterscheidet den nordrhein-westfälischen Finanzminister von einem Ochsen? Na? Richtig. Ein Ochse hat eine gewisse biologische Intelligenz. Die scheint Herrn Lienenkämper kurz nach seiner Ernennung zum Minister irgendwie abhanden gekommen zu sein. Warum sonst hätte er seine besten Steuerfahnder vergraulen sollen, die daraufhin in die freie Wirtschaft entschwirrten? Nur zur Erinnerung: die beiden SteuerfahnderInnen Höfer-Grosjean und Radermacher hatten durch CD-Ankäufe für Staats-Mehreinnahmen von bis zu sieben Milliarden Euro gesorgt.

Und wie nennt man das noch, wenn eine der ersten Amtshandlungen eines neuen Managers (und nichts anderes ist ja ein Finanzminister – ein Geldbeschaffungs-Manager) darin besteht, seine profitabelsten Angestellten wegzubeißen? Schlechtes Personal-Management, wenn man höflich ist. Und das in einer Partei, die sich für ihre Wirtschaftsnähe rühmt! Neulich war ich in einem Düsseldorfer Baumarkt. „Haben Sie Nieten?“ frage ich den Obi-Typen. „Nee,“ erwidert der, „die sitzen doch alle im neuen Finanzministerium!“

Dummheit ist noch die freundliche Auslegung dieser Vorgehensweise. Wie nennt man es gleich, wenn eine Regierung reichen Steuerhinterziehern das Leben erleichtert? „Griechische Zustände“! Ist es nicht das, was dieselben Herren von der FDP und der CDU immer so vehement an den Südeuropäern kritisieren? Diesen laxen Umgang mit Steuervermeidern? Und das Ganze in einem Bundesland, in dem Schulen und Kitas so marode sind, dass afrikanische Flüchtlinge bei deren Anblick ernsthaft zweifeln, ob ihnen die Flucht überhaupt gelungen ist! Oder fällt so eine Kooperation mit Kriminellen etwa schon unter den Kampfbegriff „organisiertes Verbrechen“?

Vielleicht hat es auch etwas mit dieser angeblichen Begebenheit einer Post-Wahl-Veranstaltung zu tun, auf welcher der CDU-Finanzminister schmunzelnd erwähnt haben soll, er wäre als Kind ja gern Räuber geworden. „Und“, fragte daraufhin eine alte Frau aus dem Publikum, „ wie ist das so, wenn man seinen Traum verwirklicht?“