Kolumne

Warum es keinen Deutschen Commerz gibt!

Man kann von dem Scheitern der Fusion zwischen Commerz- und Deutscher Bank halten, was man will, aber sie hat vielen Menschen die Religion ein großes Stück nähergebracht. Jedenfalls dachte viele laut: „Gott sei Dank“! Nur im Finanzministerium gab es lange Gesichter – anscheinend hatte es sich bei den Rechenkünstlern der Kassenwarte noch nicht rumgesprochen, dass Minus plus Minus kein Plus ergibt. Zumal „Deutscher Banken-Champion“ ganz oben auf der Wunschliste von Olaf Scholz gestanden haben soll. Gleich hinter „Kanzleramt von innen renovieren“ und „nie wieder den großen ,G20-Promotionspreis für Chaoten‘ verliehen bekommen“.

Nun war es sicher eine charmante Idee: die beiden letzten verbleibenden größeren deutschen Banken steigen in die Fusionskiste und bilden eine deutsche Großbank, einen „World Player“. Immer mehr früher unvereinbare Gegensätze fusionieren heutzutage: Hippie und Monopolkapitalist – Mark Zuckerberg; Mann und Frau – Conchita Wurst; Staatschef und Idiot – muss nicht extra genannt werden… Aber nicht jede Fusion macht Sinn. Davon können Daimler und Chrysler ein Lied singen. Oder Bayer und „Glyphosat-Monsanto“. Oder Boris und Lily Becker. Wenn Olaf Scholz unbedingt einen deutschen Banken Champion möchte, sollte die Bundesregierung einfach die Mehrheit an Goldman Sachs kaufen – das Unternehmen klingt deutsch und macht wenigstens Gewinn.

Schließlich weiß niemand, was für unangenehme Risiken bei „Cum-Cum-Commerz“ und „Donald-Trump-Finanzier-Deutsche Bank“ noch lauern. Vielleicht muss der Staat bei seiner „Commerz-Sparkasse“ in einer Art „Finanz-Flagellation“ bald Strafzahlungen für Steuerhinterziehung quasi von sich selbst nehmen? Vielleicht fordern die Amis irgendwann Reparationszahlungen von der Deutschen Bank, weil die durch eine Insolvenzverhinderung von Donald Trump den US-Bürgern Milliardenverluste bescherte?

Außerdem gilt weiterhin die biologische Wahrheit: Zwei Pleitegeier machen noch keinen Adler!

Warum Erregung auch nicht immer das Gelbe vom Ei ist!

Erregung! Zweifelsohne eine schöne Sache, ohne die die meisten von uns sicherlich nicht hier wären. Erregung ist gewissermaßen das Salz in der Suppe des Lebens. Leider ist die Suppe mittlerweile gründlich versalzen. Denn mittlerweile sind wir permanent erregt. „Wie bitte?! Ja, geht’s denn noch?“ könnte die erregte Überschrift unseres Lebens lauten. Überall Gefahr! Wir sind nirgends mehr sicher. Wohin kann man im Urlaub denn überhaupt noch fahren? Ins Ausland schon mal gar nicht. Asien – Igitt! Doch auch Sachsen-Anhalt kann gefährlich werden, wenn man zu gebräunt (nur Hautfarbe, keine Sorge…) daherkommt. Ja, geht’s denn noch?

Wir können auch nix mehr essen. Ostereier? Tödlich – entweder wegen Zucker (Schoko-Eier) oder wegen Cholesterin (Hühnereier). Selbst Avocados, lange das Eldorado aller Veganer, sind zutiefst umweltfeindlich. Wie bitte?! Ja, Veganer sorgen für Abholzung tropischer Regenwälder in Avocado-Anbaugebieten und haben eine Klima-Bilanz, die fast an die von Steak-Lovern heranreicht, welche natürlich durch ihr fleisch-fressendes Raubtierverhalten dem Planeten den letzten Sargnagel eintreiben.

Natürlich geht die Erregung auch andersrum: „Wie haben wir nur früher überlebt, in Autos ohne Sicherheitsgurts und Airbags?“ lautet eine Zeile aus einem gern weiter geleiteten Internet-Text, der die Segnungen einer Kindheit in den 60gern oder 70gern glorifiziert – die traurige Wahrheit ist natürlich: Viele von uns haben genau deshalb nicht überlebt (1970 kamen über 20.000 Menschen auf (west)deutschen Straßen um, heute sind es etwa 3000).

Vielleicht muss die permanente Erregung in homöopathischen Dosen ausgeschlichen werden. Als erstes schenkt man sich das Kürzel OMG (oh my God), dann den Satz „ja, geht’s denn noch?!“, schließlich wird auch das „Wie bitte?!“ in all seinen Varianten eliminiert. Wer beim Schauen eines Boulevard-Magazin wohltuende Langeweile empfindet, gilt als geheilt und darf wieder am Straßenverkehr teilnehmen.

Warum Eier suchen glücklich macht!

Was wünschst du dir zu Ostern? fragt mich meine Frau. Mir fällt nix ein. Ostern ist doch auch so wundervoll genug. Es ist der Tag, dem Millionen von Kindern entgegenfiebern. Der Tag der großen Eiersuche! Nun kann man schon ins Grübeln kommen, was dahintersteckt, wenn Priester es Kindern ans Herz legen, versteckte Eier zu suchen… Aber wer erinnert sich nicht gern an die kindliche Freude beim Finden eines Schoko- oder gar Marzipaneis hinterm Busch. Und an das Gefühl des Triumphes, wenn man mehr Eier gefunden hatte als die Geschwister. Und das anschließende Geheule, wenn die Eltern in einem niederträchtigen Anfall von Sozialismus verfügten, dass man die überzähligen Eier bitteschön abzugeben habe…

Ostern ist das Fest des Suchens und Findens. Jesus suchte Hingabe und Tod und fand die Erlösung. Wir suchen und finden Eier. Das ist doch schon mal ein ganz guter Anfang! Wobei es wichtig ist, dass die Eier auch tatsächlich gefunden werden. Nichts ist ärgerlicher als das vage Gefühl, dass die Eier nicht wirklich ernsthaft gesucht wurden, nachdem man sich so viel Mühe mit dem Verstecken gemacht hatte. Und dass womöglich irgendwo noch ungefundene Eier rumliegen.

Zumal die österliche Suche sich nicht auf Eier beschränkt. Alle sind am Suchen. Die Kanzlerin sucht einen würdigen Abgang, die CDU-Chefin einen würdigen Aufgang und die SPD einen würdigen Urnengang. Die Verteidigungsministerin sucht würdige Wege gegen den Niedergang. Kim Yong Un sucht einen Waffengang und Donald Trump den Weltuntergang, nur dass der bei ihm „America First“ heißt. Airbnb sucht den Börsengang und das verspeiste Osterlamm den Darmausgang. So suchen alle irgendeinen Gang; bloß Intelligenz, Einsicht und Empathie – der Zugang dafür wird nicht gesucht. Das sind die Eier, die weiter unentdeckt irgendwo rumliegen. Sehr ärgerlich! Das wird jetzt mein Osterwunsch: Dass diese Eier möglichst bald gefunden werden.

 

 

Warum wir zum Fliegen nicht mehr bereit sind!

Umwelt hin, Umwelt her – Fliegen ist eine tolle Sache: Der Triumph des Menschen über die Schwerkraft, eine beeindruckende technische Leistung und die Garantie, dass man schnell zu lebenswichtigen Terminen um den Erdball fliegen kann. Außer man gehört der deutschen Regierung an. Dann wird Fliegen zu einer unwägbaren Gefahr für Leib und Termin. Denn nach einer erneuten Panne eines Luftwaffen-Jets gestern in Schönefeld (nur dank eines sehr guten Piloten kam niemand zu Schaden) wird klar, dass die deutsche Flugbereitschaft weder „Flug“ noch „bereit“ ist, sondern in erster Linie „schaft“ ist – wie in „total ge-schafft“.

Der Flugbereitschaftsdienst der deutschen Bundesregierung ist so häufig defekt, dass der ADAC bereits befürchtet, ihm solle das Label „Pannendienst“ abspenstig gemacht werden. Es wird das große Geheimnis dieser Regierung bleiben, warum sie auf Flugzeuge setzte, die so aus der Mode gekommen waren, dass sie bereits bei Ausbruch der Napoleonischen Kriege als veraltet galten? Waren es heimliche Sabotage-Akte? Wurden die Flieger von ehemaligen Kadern des Islamischen Staates gewartet? Hatten chinesische Spione lebenswichtige Teile entwendet? War etwa der einzige Zweck des nimmer-fertigen neuen Berliner Flughafens, den dem Boden verhafteten Flugzeugen der Flugsicherheit ein standesgemäßes Grab zu setzen?

Man kann dieser Tage schon von Glück sprechen, im Gegensatz zur Notre Dame Katastrophe nicht in Donald Trumps Tweets vorzukommen: „Schrecklich, was da in Deutschland passiert ist – Regierungsflieger fast in Flammen. Sie sollten fliegende Wassertanker schicken!“

Andererseits: Ist Fliegen nicht sowieso ein Riesenproblem für das Klima? Und sind Kriegsflugzeuge nicht wesentlich friedlicher, wenn sie am Boden stehen? So wird eben eine gute Nachricht draus: Die deutsche Flugbereitschaft ist Greta Thunbergs Lieblings-Fluglinie!

Warum wir die Stasi lieben!

Computer haben eine Menge drauf. Obwohl sie eigentlich nur aus Einsen und Nullen bestehen. Was sie von der britischen Politik unterscheidet, die bekanntlich nur aus Nullen besteht. Im Unterschied zu letzterer kann man mit Computern sogar reden. „Alexa, hört eigentlich irgendjemand mit?“ fragen manchmal Menschen, die sich im Besitz einer künstlichen Intelligenz befindet. Wobei hier unklar ist, wer wen besitzt. Denn eigentlich müsste Alexa antworten: „Nee, niemand. Außer 7000 Mitarbeitern von Amazon. Und einer nicht näher definierten Anzahl von Geheimdiensten, die das weder bestätigen noch dementieren. Und dann natürlich der eine oder andere Hacker-Club, von dem wir nix wissen. Und alle, an die die dann die Daten verkaufen. Aber sonst hört niemand mit. Ehrenwort!“

Denn jetzt wurde bekannt, dass Amazon-Mitarbeiter in die Gespräche mit Alexa hineinhören. Zur Verbesserung der Qualität. Klar. Und zur Fehlerbehebung. Und so weiter. Erich Mielke wird sich vor Frust so häufig im Grabe umdrehen, dass er auf dem Friedhof nur noch als „der Barbecue“ bekannt ist: wäre Alexa schon vor 30 Jahren auf dem Markt gewesen, gäbe es die DDR heute noch! Dann hieße die KI nur anders. „Stasexa“ wahrscheinlich. Das ist kurz für „Staats-Sicherheits-Exekutions-Anwendung“ und klingt viel attraktiver als „Stasi“ – nämlich nach „sexy“ und nach „Staune, ein Sechser“ (im Lotto).

Die DDR hätte richtig cool werden können, mit frechen Antworten von Stasexa. „Stasexa, wie lang wird die SED noch regieren?“ „Die Macht wird mit dir sein, immer!“ „Stasexa, was ist das Beste im Leben?“ „Meine Meinung unterscheidet sich von der von Conan dem Barbaren – aber nicht von der des Staatsratsvorsitzenden!“ „Stasexa, gibt es einen Unterschied zwischen einer leeren Flasche und Honecker?“ „Unwesentlich. Honecker bleibt, wo er ist, aber du leere Flasche wirst in 30 Sekunden abgeholt!“

 

Warum wir bald zu Tode schwitzen!

Berlin wird aufgrund der Klimakatastrophe bald häufige Tropennächte erleben, sagen Forscher. Dann ist man auf der Fischer-Insel bereits mitten auf „Tropical Island“. Die Sauna-Halle in Süd-Brandenburg hingegen kann nur überleben, wenn sie ihr Geschäftsmodell auf „Ice-Land“ umstellt. Die Alpen sind dann nämlich ebenfalls eisfrei, wie eine weitere Studie zeigt. Schön für alle, die auch im Januar eine Wüsten-Wanderung über den Groß-Glöckner machen wollen, aber ärgerlich für die, welche das Wasser der dort entspringenden Flüsse brauchen: also ganz Mitteleuropa!

Klimakatastrophe ist nämlich nicht nur ein Umsatz-Turbo für Eisdielen. Ein großes Massensterben auf dem Planeten könnte anstehen – Homo Sapiens inklusive. Die jüngere Generation fängt gerade an, das zu begreifen – aber wenn sie dagegen auf die Straße geht, sagen die Älteren nur: Geht lieber zur Schule! Aber wer will schon für eine Zukunft lernen, die gerade abgeschafft wird?

Die Älteren machen derweil idiotische Verkehrskonzepte wie Andy Scheuer, welcher Tempolimits und eine CO2-Steuer ablehnt und damit weiter die Gegenwart auf Kosten der Zukunft subventioniert. Die wahren Folgekosten fossiler Brennstoffe sind bei weiten nicht eingepreist. Wir sind wie Eltern, die permanent im Auto rauchen, aber ihren Kindern verbieten, die Fenster zu öffnen. All das im Namen Arbeitsplatzsicherung – in Wirklichkeit sichern wir nur die Arbeitslosigkeit von morgen. Das ist keine Wirtschaft mehr – das ist „Harakirökonomie“!

Der Markt wird es schon richten – sagen die Wirtschaftsliberalen. Das wird er auch – und zwar zugrunde. Als Maßnahmen dagegen empfiehlt man eine Selbstverpflichtung der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit – aber das ist ein wenig, als überließe man Charly Sheen und Lindsay Lohan die Kokain-Gesetzgebung – wobei Letzteres sicherlich verträglichere Resultate hätte.

Es ist wirklich verrückt: Menschen, die Sex mit Kindern haben, werden zu Recht eingesperrt. Aber Menschen, die Kindern die Zukunft killen und sie so nachhaltig f*****, sind wertvolle Stützen der Gesellschaft. Daran gemessen sind die Kinder noch viel zu nett zu uns!

Warum Männer so früh sterben!

Die WHO hat gerade untersucht, warum Männer weltweit nicht so lange leben wie Frauen. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens Männer – und zweitens Frauen. Der Mann ist bekanntlich nur mit einem XY Chromosomenpaar ausgestattet, während Frauen XX-Chromosomen zur Verfügung haben. In anderen Worten: Man wird nur dann ein Mann, wenn einem was fehlt…

Denn auf dem X-Chromosom scheinen Prozesse angesiedelt zu sein, die das Immunsystem stärken – und davon haben Frauen immerhin doppelt so viele. Kein Wunder, dass Frauen die potentiell tödliche Männergrippe verächtlich weglächeln – mit ihrer Turbo-X-Power joggen sie gesund zum Yoga-Studio, während der Gatte hustend daheim verreckt!

Ein Teil des früheren Ablebens hat also mit dieser genetischen Benachteiligung zu tun. Der andere Teil hat etwas mit dem ungesünderen Lebensstil der Männer zu tun. Denn Männer rauchen mehr, trinken mehr, essen mehr – und sind schneller auf der Straße unterwegs. Und daran sind Frauen schuld! Denn warum machen Männer all diese Dinge? Um Frauen zu imponieren! Um zu signalisieren: Guckstu, wie sehr ich den Tod verachte! Guckstu, wie schnell ich bin! Guckstu, wie groß ich bin in Körper und Geist, aber besonders in Körper! Guckstu, wie lustig ich bin nach vier Bier! Guckstu, ich bin der beste Honk für deine ungeborenen Kinder!

Solange es Weibchen gibt, die von so etwas beeindruckt sind, und solange diese Weibchen die attraktiveren Partnerinnen sind, werden die Männchen nicht von ihrem Verhalten ablassen. Sicher, man könnte argumentieren, dass Männer ja auch mal selbst die Verantwortung für ihr Leben übernehmen könnten. Dass sie sagen könnten: Liebe mich für das, was ich bin und nicht für das, was ich darstelle. Aber dafür müssten Männer die Kraft der Einsicht besitzen. Und wie schon gesagt: Man wird nur dann ein Mann, wenn einem was fehlt!

Warum wir eine Epidemie erleben!

Der DFB-Präsident ist zurückgetreten. Das ist fürchterlich. Nach nur gut zwei Jahren im Amt ereilt ihn – das muss an dieser Stelle einmal schonungslos gesagt werden – eine schreckliche Erkrankung: Der „Fifa-Virus“! Dieser bislang von der Wissenschaft sträflich ignorierte Virus kursiert schon seit einiger Zeit unter Fußball Funktionären. Die Erkrankten erleben im Anfangsstadium eine fast rauschhafte Euphorisierung sowie unerklärlichen Reichtum. Der Virus sorgt zuverlässig dafür, dass die Erkrankten sich zueinander hingezogen fühlen und dann in dubiosen „Hinterzimmer-Deals“ wahnhafte Entscheidungen treffen.

Später setzt eine Funktionärs-Demenz (Dementia Functionaris) ein, die zu seltsamen Gedächtnisverlust und schrägen Kommentaren führt. Nach einigen Wochen im „Özil-ierium“ verfallen die Betroffenen dann in eine „Ver-Löw-isierung“, die in wirren Fantasien von „Abschiedsspielen für treue Nationalspieler“ endet. Dazu tragen die Infizierten auf einmal seltsame „Gewissens-Hand-Fesseln“ in Form von Luxus-Uhren. Im Endstadium ereilt die Erkrankten eine „Voll-ver-Blatterung“ – also der Ruf nach berechtigter „Korruptions-Kohle“ aus Öl-Scheichtümern, unterbrochen nur von „ich-habe-mir-nichts-zuschulden-kommen-lassen“-Schreien. Parallel ersuchen die Fifa-Virus-Opfer Asyl in der Schweiz.

Die Therapie ist dementsprechend erbarmungslos. Gegen Viren gibt es keine Medikamente. Hier hilft nur eine harte Quarantäne, eine totale Abschottung von potentiellen Fifa-Virus-Trägern (also im Grunde von der gesamten Fifa und Uefa) sowie eine schrittweise „Ausschleichung“ hoher Gehälter. Kurz vor der Wiedereingliederung in die Gesellschaft werden den Infizierten in einer letzten Reha-Maßnahme die Luxus-Uhren abgenommen. Als geheilt gilt, wer zur Fifa-Zentrale fährt und ohne Geldkoffer wieder rauskommt.

Lieber Reinhard, wir wünschen gute Besserung!

Chin Meyer ist am 4. und 5. April mit neuem Live-Programm „Leben im Plus“ in den Wühlmäusen am Theo

 

Warum der Brexit nicht kommt!

Schaut man dieser Tage auf Großbritannien, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Brexit und der neue Berliner Großflughafen BER dieselben Architekten hatten, nämlich Robert „D. Saster“ und Dieter „K. Os“. Beide sind mittlerweile Großbaustellen, durchseucht von Finanzierungsschwierigkeiten und Planungschaos. Beide stehen für die Möglichkeit, das „Zeitweilige“ zum „Ewigen“ zu machen.

Ihre Zukunft wird eng miteinander verwoben sein. Hier einige Eckdaten: 12. April 2019 – das britische Unterhaus verschiebt erneut eine Einigung über den Brexit und fordert ein weiteres Referendum, das die Möglichkeit eines neuen Referendums für ein endgültiges Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU klären soll. Zeitgleich kommt raus, dass der Flughafen BER dringend benötigte Entrauchungsanlagen einfach an das Unterhaus lieferte, um rauchende Köpfe zu entschärfen.

  1. Juni 2020 – in letzter Sekunde wird die Eröffnung des Flughafens abgesagt – es fehlen Entrauchungsanlagen! Theresa May bietet ihren Gegnern eine öffentliche Selbstverbrennung an, falls die ihrem EU-Deal zustimmen. Der BER liefert dafür den nötigen Brandschutz, da ein neuer Eröffnungstermin noch nicht in Sicht ist.
  2. August 2025 – Immer lauter werden Forderungen, den Flughafen BER an den Brexit zu koppeln, der dann zum BERxit würde. Eine Mehrheit ist der Ansicht, dass zusammengehört, was nicht funktioniert. Gerüchte, wonach dann auch Verteidigungsministerin von der Leyen an England ausgeliefert werden müsse, bestätigen sich nicht.
  3. November 2028 – der BERxit hat sich erübrigt, da Großbritannien aufgrund des gestiegenen Meeresspiegels ein einem „Blubbs-it“ unterging. Den Briten wird eine neue Insel mit bereits fertig gestellten Großgebäuden zugeteilt: Endlich hat BER eine zeitgemäße, CO2-neutrale Verwendung!

Chin Meyer ist am 4. und 5. April mit neuem Live-Programm „Leben im Plus“ in den Wühlmäusen am Theo.

Warum wir kein Tierwohl wollen!

„Tierwohl“ heißt das neueste Siegel unserer Landwirtschaftsministerin. Siegel sind der neueste Schrei im Kunden-Verwirrungs-Geschäft – sie gaukeln eine heile Welt vor, wo keine existiert. Eine Vielzahl von Bio-, Öko-, Fair-dies-und-das-Siegeln verwandeln schlichtes Einkaufen schon seit einiger Zeit in eine Vorstufe der Promotion. In wenigen Jahren wird auf die Frage: „Welche Ausbildung haben Sie?“ die Antwort „Einkaufen“ für eine Einstellung im Top-Management ausreichen.

Aber „Tierwohl“ ist in der verlogenen Siegel-Welt eine neue Stufe des „Siegel-in-die-Augen-Streuens“. Ein paar Zentimeter mehr Bewegungsfreiheit wird als „Tierwohl“ deklariert – das ist, als deklarierte man eine Gehaltserhöhung um neun Cent als „Angestellten-Wohl“. „Siegel, Siegel an der Wand, wer ist die Versiegeltste im ganzen Land?“ wird die Frau Klöckner gesungen haben, als sie diesen Vorschlag in die Tat umsetzte.

Anscheinend gibt es in unserer Wohlfühl-Welt noch nicht genügend Siegel. Wie wäre es mit einem „Pflanzenwohl-Siegel“? Jede Eiche erhält einen Quadratmeter Freifläche zum Wachsen. Oder ein „Kindwohl-Siegel“ für jedes Eltern-Paar, das ihr Kind nicht länger als 30 Minuten im Netz oder am TV verrotten lässt. Warum fehlt noch ein „Frauenwohl-Siegel“ für die Kombination aus „Yoga-Stretch-Massage“ und „Schuhkauf“? Und ein „Männerwohl-Siegel“ für alles, was den Mann „einfach mal in Ruhe lässt“, also die wortlose Übergabe der TV-Fernbedienung und einer Flasche Bier. Ein „Politikerwohl-Siegel“ wird vergeben an alle Medien, die nur das drucken, was Politiker in ihnen abgedruckt haben wollen. In den USA heißt das bereits „Fox-News“. Und auf Wunsch der FDP kommt ein „Wirtschaftswohl-Siegel“ – bislang bekannt als Bank- und Management-Boni.

Am dringendsten brauchen wir ein „100 Prozent Bio-Fairtrade-Glücks-Tier-Verpackungs-neutral-Umwelt-Verbesserungs-Siegel“ – früher hieß das „persönliches Gespräch“, aber dazu muss man sich halt mit Zeit in der analogen Welt treffen. Und das wird schwer.

Chin Meyer ist am 4. und 5. April mit neuem Live-Programm „Leben im Plus“ in den Wühlmäusen am Theo!