Kolumne

Warum unser Jamaika-Urlaub geplatzt ist!

Wird nix mit Politik-Urlaub in der Karibik. Tot-ge-Lindner-t – heißt es allerorten. Unter der Trauer schlummert jedoch auch eine gewisse Erleichterung. Die Grünen hatten vermutlich sowieso Bauchschmerzen wegen des mentalen CO2 Ausstoßes. Jamaika – ob man in die Karibik fliegt oder mal eben den ganzen Winter über im Geländepanzer zur Arbeit fährt, ist Treibhaus-Gas-mäßig ja auch ziemlich egal. Ähnliches trifft auf die Entfernung von geistigen Idealen zu – und welcher Grüne will schon beim Starkbier-Anstich auf der Seite Horst Seehofers stehen?

Die CSU wiederum kann sich jetzt in Ruhe ihrem Metzger-Hobby widmen – also der Selbstzerfleischung. Und die CDU weiß, dass sie die reine Unschuld vom Lande ist (und genauso planlos). Während die SPD in der glücklichen Lage ist, dass alle sauer auf die Politik sind – nur die Sozen sind diesmal aus dem Schneider! Alle haben also gute Laune – und die FDP hat schuld. Vielleicht wollte Christian Lindner zur Abwechslung mal „den Trittin geben“ – mit Ende 30 kommt sogar ein Liberaler in die Revoluzzer-Jahre, haut mächtig auf den Putz und zeigt, dass er nur aus Prinzipientreue, Muskeln und Sehnen besteht – oder in Lindners Fall eigentlich nur aus Sehnen – dem Sehnen nach Macht. Ob der Lindner weiß, dass der Grünen-Jürgen gern auch „Jeder-Tritt-ihn“ genannt wurde?

Nun ist die Panik groß, ein führungsloses Land zu sein. Aber haben nicht wir Deutschen mit Führern eher so gemischte Erfahrungen gemacht? Wo nix regiert wird, wird auch wenig falsch gemacht. Und Minderheitenregierung klingt ja auch mal ganz fesch: So als ob Minderheiten zur Abwechslung mal was zu sagen hätten… Wie wäre es wohl, wenn man jetzt für jedes Gesetz eine Mehrheit findet, die an der Sache interessiert ist und nicht an Partei-Kalkül? Der DAX jedenfalls hüpfte gleich mal freudig nach oben – das haben Finanzwelt und Anarchisten eben gemeinsam: Sie mögen weder Regulierung noch Regierung…

 

Warum wir Steueroasen verdünnen!

Die Homöopathie, in ihrer Wirkung umstritten, funktioniert über die Verdünnung von Wirkstoffen. Legale Steuervermeidung etwa über die Niederlande, in ihrer Wirkung unumstritten, funktioniert ähnlich. Die Steuern werden so verdünnt, dass man schon fast von einer Hochpotenz sprechen kann – jedenfalls für den Vermeider.

Das Dumme daran: Die Niederlande selbst haben nix davon. Wenn schon ein Land andere Länder abzockt, würde man sich wenigstens für die Bewohner dieses Staates ein üppiges Leben wünschen, ständige Umsonst-Partys an Bikini-erhitzten Stränden, gute Laune und den gelegentlichen Erwerb einer Fußball-WM. Die Vorteile durch Steuervermeidung in den Niederlanden sind allerdings vernachlässigbar.

Dafür führt diese Politik andernorts zu maroder Bildung sowie miserabler Infrastruktur und massiv schlechter Laune. Außer bei einigen konservativen Liberalen, die so etwas als „Korrektiv für die Gier von Finanzministern“ empfinden – was natürlich blanker Unsinn ist. Finanzminister sind ja auch nur die Angestellten der Bürger-Gemeinschaft, die in einem Staat leben. Und wenn der Boss (also der Bürger) Steuern vermeidet, ist das ein wenig wie ein Chef, der seine Firma plündert. In der Wirtschaft heißt das dann Hartmut Mehdorn.

Soweit die schlechten Nachrichten. Kommen wir zu den guten: Die Klimakatastrophe! Die Erwärmung des Planeten ist natürlich schrecklich. Einerseits. Andererseits werden Holland und die anderen „Steuerparadiese“, welche samt und sonders am oder im Meer gelegen sind, bei einem Meeresspiegel-Anstieg um nur fünf Meter kein Thema mehr sein. Sehen Sie also demnächst einen übelgelaunten Bonzen in einem fetten Pick-Up Truck mit einem Anhänger voller Methan-pupsender Kühe, die eine ausschließliche Bohnen-Linsen-Diät zu sich nehmen, mit überhöhter Geschwindigkeit an sich vorbei ziehen – seien Sie nachsichtig: Er kämpft für Steuergerechtigkeit!

Auch für die Niederländer wird es toll, wenn ihr Land aufgrund der eigenen Gier verdünnt wird. Dann können Sie endlich mal in Ruhe ihrem liebsten Hobby nachgehen: Im Wohnmobil durch Deutschland kreuzen!

 

 

Warum wir jetzt wieder Kinder missbrauchen dürfen!

Roy Moore, extrem rechter und extrem rechts-religiöser Kandidat für den Senat in Alabama, soll sexuellen Kontakt mit einem 14jährigen Mädchen angebahnt und auch sonst Neigungen zu sehr, sehr jungen Damen gehabt haben. Das wird jetzt von seinem Glaubensgenossen(oder sollten wir „Glaubenswahn-Genossen“ sagen?) verteidigt mit dem Argument, dass König David immerhin 500 Konkubinen hatte. Der Rechnungsprüfer Alabamas zitiert zur Rechtfertigung sogar die Schwängerung der minderjährigen Maria durch den erwachsenen Zimmermann Joseph. Alles normal also. Man fragt sich allerdings, warum bis heute kein Heiland aus Alabama aufgetaucht ist…

Nun ist es eine sehr gute Nachricht für die weltweite Pädophilen-Gemeinde, dass der Missbrauch Minderjähriger anscheinend einen göttlichen Segen hat und linke Spinner sich nicht so anstellen sollen. Und es eröffnet einen weitgefassten Rechtsrahmen, wenn man einfach mal die guten alten biblischen Normen von damals wieder einführt. Bei Vergewaltigungen etwa sollte auf 5. Moses 23-24 gehört werden – dort ist eine Steinigung auch für vergewaltigte Mädchen vorgesehen, weil sie nicht laut (genug) geschrien haben. Bei Disziplin-Problemen könnte man auf 5. Moses 18-21 zurückgreifen, demzufolge Eltern auch ungehorsame Kinder der Steinigung übergeben sollten. Widersacher können im Stil König Jehus von Israel aus dem Weg geräumt werden, der im Gegenzug für die Kapitulation Samarias die Massenenthauptung der 70 Söhne Ahabs anordnete. Sogar die Kopftuch-Debatte könnte man kurz und knapp biblisch beenden, da laut 1. Korinther 11 eine Frau beim Gebet ihr Haupt bedecken soll. Im Gegensatz zum Islam sieht also die christliche Religion das Kopftuch eindeutig vor!

Man fragt sich wirklich, warum Donald Trump so dermaßen gegen Muslime ist, wo der Islamische Staat doch eine der wenigen Organisationen ist, welche die Werte der Republikaner noch Eins zu Eins umsetzt?

 

Warum es bald keine Sex-Rache mehr gibt!

Ridley Scott hat in einer fast schon stalinistisch anmutenden Aktion von nahezu trotzigen beziehungsweise trotzkistischen Ausmaßen den Schauspieler Kevin Spacey aus seinem neuen Film geschnitten und durch Christopher Plummer ersetzt. Offiziell, weil der Kevin sich angeblich unmöglich und vor allem sexistisch benommen haben soll. Vermutlich ist das Ganze jedoch eher eine geschickte PR-Aktion für alle, die schon immer mal sehen wollten, wie Christopher Plummer den Kevin Spacey spielt.

In Hollywood folgt also auf Sexismus faktisch Berufsverbot. Wer als sexistisches Schwein auffällt, kriegt keine Arbeit mehr – auch wenn seine schauspielerische Leistung wie im Fall Spacey beeindruckend ist. Die amerikanische Politik lässt diese Konsequenz schmerzhaft vermissen – auch wenn etwa Donald Trumps Leistungen nur ihn selbst beeindrucken.

Auch Facebook startet jetzt eine Kampagne – gegen Rache-Pornos. Die geht so: Man schickt das Porno schon mal vorab an Facebook. Facebook erstellt dann einen digitalen Fingerabdruck, der alle weiteren Videos dieser Art sperrt. Eine Aktion, die ich mir übrigens schon seit Jahren auch für Katzenvideos wünsche! Wobei die Rache-Porno-Aktion wenig Erfolg haben wird – die meisten Männer werden sich denken: „Mein bestes Teil? Auf einen digitalen Finger runterrechnen? Soviel Rechenleistung hat kein Computer der Welt!“ Die meisten Frauen allerdings wissen: Um das Teil in einen Finger zu verwandeln, reicht schon der Satz: „Hör auf den Kasper zu machen und bring den Müll runter – oder kannst du das auch nicht?“ Frauen hingegen sorgen sich eher um die unzulässige Vergrößerung ihrer Intimzone auf einen „Finger“.

Wer wirklich auf Nummer sicher gehen möchte, dass seine Sex-Kapaden nicht mehr veröffentlicht werden, der kann eigentlich in Zukunft nur noch Pornos mit Kevin Spacey drehen!

Warum wir bald keine IPhone mehr haben!

„Ich muss unbedingt das neue IPhone X haben“, sagt eine Freundin neulich zu mir. „Warum?“ frage ich. Immerhin hat sie bereits ein IPhone und braucht auch das im Prinzip nur, um Fotos ihres Abendessens per WhatsApp mit „Freunden“ zu teilen. Das veranschaulicht die rasante Entwicklung, welche Homo Sapiens seit der Steinzeit durchgemacht hat: Wir versuchen immer noch, andere mit einem besonders großen Stück Fleisch zu beeindrucken.

Auch IPhone-Hersteller Apple versucht das. Das Fleisch heißt bei Apple schlicht „Gewinn“ und der ist besonders groß, weil die Firma dank kreativer Steuervermeidungspolitik nur eine Steuerquote von 18 Prozent hat – wenn es hoch kommt. In Europa sind es teilweise nur 4 bis 5 Prozent. Um „Fleisch-Schwund“ und eine finanzielle Bewölkung gewisser Steuerparadiese zu vermeiden, erkundigte sich Apple laut der Panama Papers gezielt nach „ernstzunehmender Opposition“ in gewissen fiskalischen Piraten-Staaten, die ihnen den Spaß vermiesen könnten. „Ernstzunehmende Opposition“ gibt es Gottseidank in Deutschland nicht. Höchstens in Korea. Sie heißt „Samsung“. Wobei ein IPhone im Vergleich etwa zum Samsung Galaxy Note 7 einen entscheidenden Vorteil hat: Beim IPhone kann kein Akku explodieren, weil der sich kurz nach Einschalten des Telefons bereits komplett entleert hat.

Schneller als der IPhone-Akku leert sich nur die Staatskasse, die dank der Kreativität von Apple und anderen Steuer-Vermeidern immer weniger Geld hat, um Infrastruktur und Bildung zu finanzieren. Das könnte Apple irgendwann auf die Füße fallen. Stell dir vor, du hast ein neues Smartphone, bist aber zu doof, es zu bedienen. Was dann vermutlich auch nicht mehr so viel ändert. Weil du nämlich gar kein Telefon erhalten hast, da die Straßen derart marode sind, dass auch die Apple-Liefer-Trucks nicht mehr durchkamen. Vielleicht ist es das, wofür das X steht – X wie „kein Telefon mehr – komplette Stille, niemand stört mehr“ und das für nur 1000 Euro!

 

Warum wir jetzt keine Karten mehr spielen!

„House of Cards“ – „Kartenhaus“ heißt eine beliebte Serie auf Netflix, in der ein intriganter Politiker US-Präsident wird. Die Hauptrolle spielt Kevin Spacey, der sich jetzt wie einige andere Hollywoodgrößen vielen Missbrauchsvorwürfen ausgesetzt sieht. Man könnte auch sagen: Sein Kartenhaus ist eingestürzt. Ähnlich wie das von Harvey Weinstein, Brett Ratner, Dustin Hoffman und etlichen anderen Hollywood-Größen sowie das des britischen Verteidigungsministers, für den das vermutlich die einzige Möglichkeit war, in einem Atemzug mit Hollywood-Stars genannt zu werden.

Zuerst mal ist es gut, dass der Harvey nicht mehr sagen kann: „Bring meinen Weinstein zum Lachen, Baby, und deine Karriere lacht mit!“ Oder dass Kevin nicht mehr sagt: „Auf meinem Schoß mach ich dich groß!“ All das ist wunderbar – aber es gibt auch Kollateralschäden von #hollywoodgate. Die Besetzungscouch, einst das wichtigste Möbel eines Produzentenbüros, ist praktisch arbeitslos. Asiatische Kinderhände, die diese einst zärtlich fertigten, werden ihre Familien in Zukunft nicht mehr ernähren können. Schauspieler und Schauspielinnen, die im Bett besser sind als auf der Bühne oder im Film, erleiden schwere Wettbewerbsnachteile.

Aber vor allem: Warum zum Teufel sollte ein kreatives Arschloch jetzt noch Produzent werden wollen? Keine Besetzungscouch mehr, bei jeder Verabredung die Macho-Allüren bis zur Unkenntlichkeit zurückfahren müssen, ohne Fummeln in den Feierabend, auf Koks nur noch dumm rumlabern… Was bitte soll man jetzt noch als männliches, kreatives Arschloch machen, um Spaß am Leben zu haben?

Oh, nein! An dieser Stelle fällt der Blick auf einen Mann, dessen Kartenhaus erstaunlich stabil ist und dem Sexismus-Vorwürfe erstaunlicherweise nichts anhaben können: Donald Trump! Und da stellt sich die Frage: Verträgt die amerikanische Politik überhaupt noch mehr sexistische Arschlöcher?

Warum wir jetzt nicht mehr fliegen!

„Flugzeuge im Bauch, im Blut Kerosin, kein Sturm hält sie auf, unsere Air Berlin“. Das Firmen-Lied, einst Audio-Folter für zahlreiche Warteschleifen-Opfer, warf bei mir schon früh die Frage auf: Flugzeuge im Bauch, Kerosin im Blut – geht das auf die Dauer gut? Aber der Sturm hielt die einzige nach unserer Stadt benannte Fluggesellschaft in der Tat nicht auf – „Herwart“ wütete erst einen Tag nach Landung der letzten Maschine.

Ansonsten hielt Einiges die Air Berlin auf. Besonders das eigene Management. Doch kaum ist die Lufthansa Monopolist und wird endlich mal zeigen, was Fliegen wirklich kostet, setzt bereits eine Post-Marken-Sentimentalität ein nach dem Motto: „Wir wollen unsere gute alte Air-Berlin wiederhaben.“ Die Airline gesellt sich zu anderen Marken, die erstaunlicherweise tot lebendiger als vorher sind: der DKW, Elvis Presley, Gerhard Schröder…

Am meisten fehlt natürlich das unvermeidliche Schoko-Herz. Schon jetzt gibt es für ein einziges Air-Berlin-Schoko-Herz im Netz Angebote von über 200 Euro –früher gab es für den Preis noch einen Hin-und Rückflug nach Mallorca dazu. Wer will da noch sagen, dass die Inflation zu niedrig ist?

Oder was ist mit dem Air-Berlin-Terminal C in Tegel, welches gern mit einem Entwicklungsland-Schuppen verglichen wird? Was natürlich Quatsch ist – die meisten Dritte-Welt-Flughäfen sind erheblich moderner. Aber der Charme des Handgemachten, Improvisierten, dieses unverkennbar Berlinerische – das fehlt jetzt in der Welt des Fliegens.

Und obwohl es für eine Airline vielleicht hinderlich ist, Flugzeuge im Bauch zu haben und nicht in der Luft – für Greenpeace ist Air Berlin jetzt die ökologischste Fluggesellschaft der Welt! Die Zeichen verdichten sich: Keine Fluggesellschaft mehr in Berlin, kein (richtiger) Flughafen, die Bahn wird alle zwei Wochen vom Sturm lahm gelegt – vielleicht ruft das Leben uns zu: Berlin, warum noch weg fahrn? Seid ma jemütlich, bleibt daheime, wa!!

 

Warum Sucht sich lohnt!

Was haben ein deutscher Tuchhändler und ein amerikanischer Schmerzpatient gemeinsam? Sie wollen beide günstig an ihren Stoff zu kommen! Während seit dem 11. September 2001 etwa 110 US-Amerikaner islamistischen Terror-Anschlägen zum Opfer fielen starben in den letzten 10 Jahren etwa 300.000 Menschen durch Drogen. Etwa 80 Prozent der Opfer begannen ihre Sucht mit Opioid-haltigen Schmerzmitteln, die in den USA auch schon mal bei einem etwas schwereren Schnupfen verschrieben wurden. Während amerikanische Pharma-Konzerne mexikanischen Heroin-Dealern den Kundenstamm aufbauen, werden sie von der Regierung geschützt. Muslime hingegen dürfen nicht einreisen, weil sie die innere Sicherheit gefährden. Welches Schmerzmittel nimmt eigentlich der US-Präsident?

Man kann Islamisten nicht mit Pharma-Konzernen vergleichen, heißt es gern. Das ist richtig. Während Erstere den Tod von Menschen aus moralischer Überzeugung in Kauf nehmen, tun Letztere es aus rein finanziellem Interesse. Sie gehen dabei also nicht so sehr wie Terroristen zu Werk sondern eher wie Profi-Killer.

Aufgrund der hohen Zahl Drogentoter rief Donald Trump jetzt einen Gesundheits-Notstand aus. Süchtige sollen besser behandelt werden. Während Pharma-Konzerne zeitgleich durch eine radikale Steuer-Reform weniger Abgaben zahlen. Die USA sind also auch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bei der finanziellen Entlastung raffinierter Raub-Mördern.

Gottseidank gibt es „bei uns“ keinen staatlich subventionierten Drogenhandel. Gut, mit einer Ausnahme: Alkohol. Aber das war’s dann. Okay, Zigaretten, mehr jedoch… Zucker sollte man vielleicht noch erwähnen. Mit zusammen etwa 300.000 Toten. Jedes Jahr. Das sind dann aber keine Drogentoten. Sondern Krebs-Patienten mit niedrigen Abwehrkräften. Deutschland „schafft sich nämlich nicht ab“, es genießt sich höchstens weg!

Warum unsere Regierung bald im Paradies ist!

Die Schwarze Null oder wie man korrekter Weise sagen müsste: der „Sieg der schwäbischen Hausfrau über die Politik“, soll jetzt „flexibilisiert“ werden. Denn die Jamaika-Koalitionäre haben teure Wünsche: Die CSU als Verwalterin des Gestrigen möchte eine Mütterrente für gewesene Mütter (Kosten: 28 Milliarden). Die Grünen als Verwalter des Jetzigen möchten ein Familienbudget (Kosten: 48 Milliarden) für momentane Mütter. Und die FDP als Verwalter der (Oberschichten-)Zukunft möchte den Soli streichen, um reichen Müttern zu helfen (Kosten: 41 Milliarden).

Zusammen mal eben rund 100 Milliarden – oder wie es in der CDU heißt: Wohlstands-Harakiri im ganz großen Stil! Erstaunlich dabei ist allerdings, dass grade in einer kapitalistischen Gesellschaft wie Deutschland die Gesetze des Kapitalismus für die Regierung ausgeklammert werden. Kapitalismus ist immerhin die Religion der Zukunftsgläubigen: Wir investieren Geld, was wir nicht haben, damit die zukünftige Generationen es wieder einspielen – so der Grundgedanke des Kapitalismus. Nur die Regierung darf irgendwie nicht so denken… Dabei hätte eine höhere Staatsverschuldung viele positive Folgen: Wir wären nicht mehr der Streber Europas. Unsere Popularität in Griechenland, Italien und Spanien stiege enorm. Europa wäre kompatibler, ein gemeinsames Finanzsystem rückt in greifbare Nähe. Ein schwacher Euro stärkt den Export!

Nun weiß jeder, der schon mal in Jamaika war: so ein Karibik-Urlaub – der kostet! Allerdings: Schickten wir alle 709 Bundestagsabgeordneten für die gesamte vierjährige Legislaturperiode physisch nach Jamaika in ein 5-Sterne-Hotel, dann ergäben sich Kosten von etwa 80 Millionen für die gesamte Zeit. Wir hätten eine glückliche Regierung, die hierzulande niemand stört. Die Heizkosten des Bundestags entfallen. Staatsbesuche führten zu keinerlei Sperrung der Berliner Innenstadt. Die AfD überdenkt ihre Positionen, wenn die Hälfte ihrer Abgeordneten Kinder mit dunkelhäutigen Frauen hat. Und wir hätten 99, 92 Milliarden gespart!

Warum wir bald alle in ein schwarzes Land wollen!

Jamaika kommt – das ist die schöne Nachricht für alle, die aus CO2-Gründen die Reise in die Karibik scheuen. Vielleicht ist es auch schon da… Heißt doch Jamaika in der arawakischen Ur-Sprache des Landes soviel wie „Holz- und Wasserland“ – die Parallelen zu Meck-Pom sind verblüffend!

So gesehen ist Jamaika ein zutiefst grünes Projekt, und die Rastafaris haben mit Anton Hofreiter einen zumindest visuell sehr repräsentativen Vertreter in den Koalitions-Verhandlungen, die gestern in großer Runde begannen. Viel will verhandelt werden – selten waren die Interessen so unterschiedlich. Da Marihuana als Verständigungsdroge zumindest in der Anfangsphase ausscheidet, muss man auf knallharte Kompromisse setzen. „Knallharte Kompromisse“ oder wie Harvey Weinstein sagen würde: Kann doch nicht so schwer sein, sich einfach mal über die Massagebank zu beugen!

Wie ein Damokles-Schwert schwebt eine „Obergrenze“ über den Gesprächen – hier schlummert großes Kompromiss-Potential: Während die CSU sich eine Obergrenze für Flüchtlinge wünscht, möchten auch die Liberalen eine Obergrenze, allerdings nur für die Euro-Integration. Die Grünen wiederum wollen eine Obergrenze für Kohlekraftwerke und den Verbrennungsmotor. Eine „Obergrenze für Schwachsinn“ fordert leider niemand…

Es ist ein wenig wie das frühere „Quartett-Spiel“. Tausche „Nato-Aufrüstung“ gegen „Ehegatten-Splitting“. Und „Vorratsdatenspeicherung“ gegen „flächendeckende Video-Überwachung“ – wobei nach Ansicht der FDP „flächendeckende Video-Überwachung“ nur „kostenfreie Bild-Beschaffung für Porno-Hacker“ bedeutet.

Am Ende siegt Jamaika. Spätestens, wenn die CSU für alle Flüchtlinge eine Zusatz-Rastafari-Religion einführt – schließlich sieht die eine „Repatriierung“, also „Heimkehr nach Afrika“ vor. Moderne Rastafaris sprechen allerdings mittlerweile nur von einer „geistigen Heimkehr in ein zutiefst schwarzes Land“ und fühlen sich daher in Bayern pudelwohl…!